
Plug-in-Hybride erleben eine Renaissance. Das merkt auch der schwedische Autobauer Volvo mit seinem überarbeiteten Teilzeitstromer XC90.
Volvo kann nicht nur zufrieden auf 2024 blicken, sondern auch auf die ersten beiden Monate des neuen Jahres. Mit 11.044 Neuzulassungen konnte Volvo nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) in einem rückläufigen Markt kumuliert ein Plus von 16 Prozent erzielen. Der Marktanteil der Schweden liegt bei 2,7 Prozent.
Maßgeblichen Anteil an diesen guten Zahlen hatten die Steckerfahrzeuge – hierunter insbesondere die Plug-in-Hybride. Der XC60 war in den ersten zwei Monaten bundesweit mit 2718 Einheiten der beliebteste Teilzeitstromer im Land. Im Vorjahr entfielen auf die Steckerfahrzeuge – also reine E-Autos und Plug-in-Hybride – immerhin rund 60 Prozent der Zulassungen. Die batterie-elektrischen Modelle lagen bei 23 Prozent. Zum Jahresstart entfielen übrigens per Februar 15 Prozent der Zulassungen auf BEVs, 46 Prozent auf PHEVs.
XC90 als Absatzgarant
Angesichts der Renaissance der Plug-in-Hybride kommt der neue, optisch und technisch überarbeitete XC90 gerade passend. Das SUV-Flaggschiff der Schweden rangierte in den ersten beiden Monaten hinter dem Bestseller XC60 (4990 Einheiten), dem Volvo EX30/EX90 und XC40 (2028) mit 1638 Neuzulassungen (darunter 1489 PHEVs) auf Platz drei der beliebtesten Volvo-Modelle.

Obwohl es den XC90 mittlerweile als EX90 auch als rein elektrische Version gibt, haben die Schweden ihr Flaggschiff-SUV nochmals gründlich erneuert. Kein Wunder: Das Dickschiff ist die Geely-Tochter ein Absatzbringer. Von der zweiten Generation (seit 2015) setzte man global 930.000 Einheiten (66.000 davon in Deutschland) ab. In der aktuellen Generation fährt der XC90 nicht nur mit einer neu gestalteten Motorhaube, einem neuen Kühlergrill, neuen Stoßfängern, sondern auch mit optisch neu gestalteten Kotflügeln vor. Sprich: Bis zur A-Säule ist das Flaggschiff samt neuem Scheinwerfer-Design komplett neu. Am Heck gibt es zudem optisch modifizierte Rückleuchten.
Geräuschdämmung nochmals verbessert
Wie es sich für ein Oberklasse-SUV gehört, haben die Entwickler ihre Aufmerksamkeit auch dem Komfort gewidmet: So wurde die Geräuschdämmung bei dem im Innenraum ohnehin schon als ausgesprochen ruhig geltenden XC90 nochmals verbessert. Gelungen ist das unter anderem durch Akkustikschäume in A- und B-Säule und laminierte Fenster.
Da wir schon beim Komfort sind: auch beim Fahrwerk wurde kräftig modifziert. So passt sich das Komfortfahrwerk jetzt noch besser wechselnden Fahrbahnbedingungen an. Nach wie vor im Angebot ist auch die optionale Luftfederung. Ob man sie braucht, muss jeder angesichts des bereits gute Komfortfahrwerks selbst entscheiden. Wer sich für die Luftfederung entscheidet, der profitiert beispielsweise von einer Niveauregulierung. Sie sorgt dafür, dass je nach Beladungszustand die Bodenfreiheit immer gleich bleibt. Zugleich kann das Fahrzeug um bis zu zwei Zentimeter abgesenkt und um vier Zentimeter angehoben werden.
Gehobene Verarbeitungsqualität
Komfortabel ist es natürlich auch im Innenraum. Die Verarbeitungsqualität im 4,95 Meter langem XC90 ist auf Oberklasseniveau. Da spielt Volvo längst auf Augenhöhe mit der deutschen Premiumkonkurrenz. Mit einem Radstand von fast drei Metern finden auch auf der Rückbank Erwachsene ausreichend Platz vor – und im Kofferraum lassen sich 640 Liter Gepäck verstauen.
Optimiert wurde auch das Android basierte Infotainmentsystem. Es startet dank einen neuen Snaprdagon Prozessorts noch schneller – und ist nun noch intuitiver bedienbar. Die Benutzeroberfläche weist nun weniger Menüpunkte auf – und bietet nun durch das Fahrzeugsymbol in der unteren rechten Ecke des Bildschirms einen schnelleren Zugriff zu den Fahrmodi. Dort kann man beispielsweise einstellen, ob man im Hybrid- oder Save-Modus unterwegs sein will. Dort findet man übrigens auch einen Menüpunkt fürs Laden. Sprich: Man kann die 18,8 kWh starke Batterie in dem von uns gefahrenem XC90 T8 AWD auch über den Vierzylinder-Benziner laden. Das sorgt indes für eine hohe Verbrauchswerte. Entsprechend sollte man den Akku an einer Ladestation aufladen. Das ist indes nur mit einer Leistung von 6,4 kW möglich. Das ist arg wenig. Bei Volvo ist man aber der Überzeugung, dass das reicht, weil die Kundinnen und Kunden die Batterie zumeist zu Hause aufladen. DC-Ladung würde die bestehende Plattform zudem nicht zulassen.
Sportliche Beschleunigungswerte
Doch kommen wir zu den Fahrleistungen des T8 als PHEV. Die liegen auf einen Niveau, die wenig Wünsche offen lassen. Die Systemleistung liegt bei 455 PS, wovon der Elektromotor 145 PS beisteuert. Das ist eine Leistung, die den als Siebensitzer 2,3 Tonnen schweren XC90 in Kombinationen mit der gut abgestimmten Achtgangautomatik in 5,4 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen lässt. Das ist ist sportlich, fühlt sich in dem Dickschiff aber nicht so an. Die Höchstgeschwindigkeit liegt – wie bei Volvo üblich – bei 180 km/h. Bis Tempo 140 kann man elektrisch unterwegs sein. Trotz seiner hohen Karosserieform (Höhe: 1,77 Meter) halten sich Wankbewegungen selbst bei flotterer Kurvenfahrt in Grenzen. Die Lenkung ist angenehm straff, kann nach persönlichen Vorlieben im Menü aber auch softer eingestellt werden.
Und der Verbrauch? Für unseren Testwagen werden 1,2 bis 1,6 Liter und ein Stromkonsum von 19,4 bis 21,4 kWh/100 km laut WLTP in Ausicht gestellt. Hört sich gut an – doch hält er das in der Praxis auch? Hält er. Im Hybridmodus zeigte der Bordcomputer bei der Fahrt von Berchtesgaden nach Salzburg nach rund 32 Kilometer einen Verbrauch von 1,2 Liter an. Gestartet waren wir bei voller Batterie mit einer Reichweite von 66 Kilometer. Bei der Ankunft am Flughafen waren es noch 44 Kilometer. Das sind Verbrauchswerte, die für ein Fahrzeug dieses Gewichts mehr als zufriedenstellend sind, auch wenn die Strecke vom Salzberg runter nach Berchtesgaden ebenso Effizienzfördernd war, wie die Durchschnittsgeschwindigkeit von 47 km/h. Ist die Batterie leer, muss man sich auf einen Verbrauch von mindestens neun Litern einstellen.
Der Spaß, einen Volvo zu fahren, ist indes nicht günstig. Los geht es für den XC90 T8 AWD bei 87.490 Euro. Etwas günstiger ist der B5 AWD mit 250 und Mildhybrid: er kostet 79.890 Euro. Rund 90 Prozent der Kunden entscheiden sich übrigens für den Plug-in-Hybriden. Das dürfte Volvo freuen, die nach wie vor das Ziel haben, bis 2030 95 Prozent ihres Absatzes mit Steckerfahrzeugen zu bestreiten.