«WLTP macht uns das Leben nicht einfacher»

Volvo-Entwicklungschef Peter Mertens

«WLTP macht uns das Leben nicht einfacher»
Volvo-Entwicklungs-Chef Peter Mertens © Volvo

Auch nach dem VW-Abgas-Skandal setzt Volvo weiter auf die Dieseltechnologie. Manipulationen kann Entwicklungs-Chef Peter Mertens in seinem Unternehmen ausschließen.

Von Thomas Flehmer

Das Thema hält auch knapp 14 Tage nach Bekanntwerden viele im Bann - und das nicht nur in Deutschland. «Um es gleich vorweg zu nehmen: Wir haben nie manipuliert und wir werden nie manipulieren», sagte Volvo-Entwicklungsvorstand Peter Mertens in Göteborg gleich zu Beginn einer kleinen Gesprächsrunde vor einer Handvoll Journalisten. Zugleich schloss er sogar die Möglichkeit einer Manipulation wie beim Mitbewerber aus Wolfsburg aus. «Wir haben die Struktur, dass die einzelnen Entwicklungsschritte - auch bei der Software - jeweils von den Verantwortlichen unterschrieben werden müssen. Schritt für Schritt, ehe es dann den amtlichen Behörden vorgelegt wird.»

«Batterietechnologie wird besser und günstiger»

Dass durch den Abgas-Skandal von VW sich ein Imageschaden auf andere Unternehmen wie Volvo ausbreiten wird, befürchtet Mertens dabei nicht. Die Gründe liegen auf der Hand. «Wir sind in den USA nicht mit Dieselmotoren vertreten.» Der gebürtige Ostwestfale ist dabei den Verantwortlichen in Schweden für ihre Strategie, die vor seinem Amtsantritt gelegt wurde, dankbar. «Schon vor fünf Jahren fiel die Entscheidung, die Plugin-Hybrid-Technik einzuführen. Und gerade in den USA besteht ein großes Interesse an Plugin-Hybriden.»

Dass diese Technik noch sehr teuer ist, ficht Mertens dabei nicht an. Aber er glaubt, dass die «Batterietechnologie in Zukunft besser und günstiger» werde. «Hinzu kommen noch die günstige Steuer und irgendwann auch die bessere Infrastruktur, die es ermöglicht, am Arbeitsplatz die Batterie aufladen zu können, sodass man elektrisch zum Arbeitsplatz und wieder zurück rein emissionsfrei fahren kann.» Zudem spielt die Elektrifizierung eine große Rolle beim Erreichen der CO2-Grenzen.

«Glauben nach wie vor an den Diesel»

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Im eigenen Portfolio außerhalb der Staaten und China hält Volvo aber weiterhin am Selbstzünder fest. «Wir glauben nach wie vor an den Diesel. Auch er hilft uns, die ab 2020 geltenden 95 Gramm CO2 pro Kilometer zu erreichen», sagt Mertens auch im Hinblick auf den ab 2017 geltenden neuen Verbrauchszyklus Worldwide harmonized Light Vehicle Test Procedures (WLTP), der den derzeit noch gültigen und arg kritisierten Neuen Europäischen Fahrzyklus (NEFZ) ablösen wird.

Denn auch für Mertens ist die derzeitige Verbrauchsermittlung auf der Rolle nicht aussagekräftig genug. «Der NEFZ ist nicht realitätsnah. Aber man darf die Dinge nicht durcheinander werfen. Der Zyklus ist auf Vergleichbarkeit aus. Wer auf der Straße ähnlich wie auf der Rolle fährt, erhält auch ähnliche Ergebnisse.» Trotzdem setzt sich Mertens für die Einführung des WLTP ein, «auch wenn er uns das Leben nicht einfacher macht. Aber er ist der richtige Schritt.» Darum werde Volvo auch schon ab dem kommenden Jahr die freiwillige Teilnahme an dem neuen Messverfahren, das strenger ausfallen wird als der NEFZ, wahrnehmen.

Tor für Manipulationen offen

Durch das strengere Messverfahren müssen die Hersteller im Hinblick auf die CO2-Werte dann noch eine weitere Schippe drauflegen, um nicht für das Nichterreichen Strafen zahlen zu müssen. Angesichts der drohenden Bußgelder wären dann auch wieder Manipulationen Tor und Tür geöffnet.

Mertens will diese Szenarien gar nicht ausschließen. Er vergleicht es mit der Steuergesetzgebung. Dort gäbe es Leute, die ihre Ergebnisse optimieren und andere, die hinterziehen. «Aber das halten wir nicht für empfehlenswert.»

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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