Die Bundesregierung schiebt finanziellen Anschubhilfen beim Kauf eines Elektroautos einen Riegel vor. Die Berliner Agentur für Elektromobilität beschreitet jetzt einen anderen Weg.
Von Thomas Flehmer
Das in der vergangenen Woche verabschiedete Elektromobilitätsgesetz hat zahlreiche Kritiker auf den Plan gerufen. "Es war ein guter erster Schritt, aber kein großer Wurf", sagt Gernot Lobenberg im Gespräch mit der Autogazette. Der Leiter der Berliner Agentur für Elektromobilität (eMO) sieht in dem Beschluss eine "Verlagerung auf Nebenschaukriegsplätze auf Kosten der Länder und Kommunen."
Kein Beitrag der Regierung zum Elektromobilitätsgesetz
Denn die freie Fahrt auf den Busspuren oder die kostenlose Nutzung reservierter Parkplätze gehe zu Lasten der Gemeinden. "Der Bund leistet mit dem Gesetz gar keinen finanziellen Beitrag und wichtige Schritte wie die Ladeinfrastruktur werden in diesem ersten Schritt außer Acht gelassen", so Lobenberg weiter.
Die weiterhin fehlende finanzielle Unterstützung werde der Elektromobilität nicht zum Durchbruch verhelfen – geschweige denn das von der Bundesregierung geforderte Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen bis 2020. Gerade bei den gewerblichen Flotten würden finanzielle Anreize fehlen, sagt Lobenberg, denn die Verantwortlichen "müssen ganz genau überlegen, wofür das Geld eingesetzt wird. So aber wird der große Wurf nicht kommen."
Projekt "InitiativE" bezuschusst Elektroauto-Kauf
Lobenberg rechnet damit, dass sich Elektrofahrzeuge erst ab einer Laufleistung von jährlich 30.000 Kilometern lohnen. Und gerade diese Kilometerzahl sei in der Stadt schwierig zu erreichen. "Selbst 15.000 bis 20.000 Kilometer sind schon sehr viel."
Die Agentur, die die regionalen Potenziale im Zuge des von der Bundesregierung für drei Jahre geförderten "Internationalen Schaufensters Elektromobilität Berlin-Brandenburg" bündelt, versucht deshalb andere Wege zu gehen, um Elektromobilität attraktiver zu gestalten. In Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium (BUMB) werden innerhalb des Projektes "InitiativE" 45 Prozent der Mehrkosten eines Elektrofahrzeuges oder eines Plug-In-Hybriden im Vergleich zum herkömmlichen Fahrzeug mit Verbrennungsmotor bezuschusst. Das Angebot richtet sich an Gewerbetreibende.
Bis zu 10.000 Euro Rabatt
Mit dem Angebot sollen besonders kleinere Unternehmen angesprochen werden, da die großen Unternehmen dem Elektrofahrzeug lediglich eine Feigenblattfunktion zugestehen. Gekoppelt an ein spezielles Leasingverfahren ergäben sich bei den 14 angebotenen Fahrzeugen – vom Tesla Model S bis zum Renault Zoe – Vorteile von 2100 Euro beim Smart bis zu 10.000 Euro für den Volvo V60 Plugin Hybrid.
Um das Angebot den potenziellen Kunden näher zu bringen, hatte die Agentur 300 Gewerbetreibende eingeladen, praktische Erfahrungen mit den Fahrzeugen zu sammeln. "Insgesamt 500 Fahrten wurden an diesem Tag getätigt", sagt Lobenberg. Erste Interessenten gäbe es auch schon, doch die wichtigste Erkenntnis war zunächst einmal die Praxis, erste Erfahrungen mit den Elektroautos zu machen. "Der Sicherheitsdienst 'Securitas' hat sechs Elektrofahrzeuge im Fuhrpark, die zunächst keiner fahren wollte", sagt Lobenberg, "erst mit der Praxis stieg die Begeisterung. Jetzt wollen die Mitarbeiter nur noch elektrisch fahren."
Ladeinfrastruktur in Berlin wächst
Lobenberg hofft, dass durch das Projekt "InitiativE" mehr Interessenten sich für Elektromobilität begeistern. Rund 500 E-Autos sollen in den nächsten drei Jahren an kleinere Unternehmen verkauft werden. Und die Erfahrungen setzen neue Ideen frei.
Bei der Firma "Securitas" kamen die Gedanken auf, ein so genanntes Business-Carsharing zu starten. Die Elektroautos der Sicherheitsfirma werden nur nachts benötigt. "Am Tag könnte ein anderes Unternehmen die Fahrzeuge nutzen", so Lobenberg. "An einer Schnellladesäule sind die Fahrzeuge innerhalb einer halben Stunde wieder aufgeladen." Und die Zahl der Säulen nimmt weiter zu, Lobenberg sieht in Berlin bereits ein gut ausgestattetes Netz "auf dem Weg zum international anerkannten Vorbild der Elektromobilität."