Volvo EX30: Spaßbringer mit kleinen Mankos

Kompakt-SUV mit 428 PS

Volvo EX30: Spaßbringer mit kleinen Mankos
Der EX30 von Volvo leistet in unserem Testwagen 428 PS. Das ist für ein Kompakt-SUV sehr viel Leistung. © Mertens

Volvo hat mit Blick auf den Absatz in den EX30 große Hoffnungen gesetzt – und sie haben sich für die Schweden erfüllt. Der bislang kleinste Volvo beflügelt die Verkaufszahlen.

Der Volvo EX30 sollte den Absatz des schwedischen Autobauers deutlich steigern. In Deutschland sollte er mit dazu beitragen, dass der Autobauer neue Bestwerte erreicht. Der Blick auf die Neuzulassungen des zurückliegenden Jahres sprechen dabei eine eindeutige Sprache: das Ziel wurde erreicht. Mehr noch. Der EX30 hat sie übererfüllt. Mit 62.326 Neuzulassungen im Vorjahr konnte die Marke um 39 Prozent wachsen. Daran hatte der EX30 großen Anteil. Er kam auf 8777 Neuzulassungen, was einem Anteil von knapp über 14 Prozent aller Neuzulassungen der Marke ausmacht. Mit einem Einstiegspreis von 39.790 Euro ist der EX30 zugleich der günstigste alle Volvo-Modelle.

Nicht nur das, er ist mit einer Länge von gerade einmal 4,23 Metern auch das kompakteste aller Modelle. Und damit eignet sich der EX30 zugleich auch als ideales Stadtfahrzeug, was für viele Kunden bei der Kaufentscheidung eine wichtige Rolle spielt. Ihn darauf zu reduzieren, wird dem EX30 indes nicht gerecht – vor allem dann nicht, wenn man wie wir mit der Variante Pure Electric Twin Perfomance unterwegs war. Dann erweist sich der EX30 nämlich auch als sportliches Kompakt-SUV: Mit einer Leistung von satten 428 PS beschleunigt er in gerade einmal 3,6 Sekunden auf Tempo 100 (das ist Sportwagenniveau) und die Spitzengeschwindigkeit liegt bei (wie bei Volvo üblich) 180 km/h. Gut, man kann einwenden, dass 428 PS für ein Kompaktklassemodell doch arg übertrieben sind. Ja, diesen Einwand kann man gelten lassen. Doch es gibt nicht wenige Kundinnen und Kunden, die gerade auch bei Elektroautos nach viel Leistung verlangen; und die werden mit dieser Antriebsvariante bedient.

EX30 wiegt knapp unter zwei Tonnen

Volvo verzichtet auf ein Fahrerdisplay. Alle Informationen werden nur im Mitteldisplay angezeigt. Foto: Mertens

Und hier enttäuscht einem der EX30 nicht. Ein vehementer Druck aufs Gaspedal führt dazu, dass man mächtig in die Sitze gedrückt wird. Die Kraftentfaltung des 1,96 Tonnen schweren EX30 ist beeindruckend. Wer es gut mit seinen Mitfahrenden meint, der sollte angesichts dieser Power doch mit Bedacht das Gaspedal betätigen. Ein Kickdown führte bei der Frau des Autors zu bösen Kommentaren.

Seine Kraft jedenfalls bringt unser Testwagen dank Allradantriebs souverän auf die Straße – die Traktion ist nicht zu kritisieren. An der Vorderachse kommt der E-Motor übrigens auf eine Leistung von 156 PS (Drehmoment 200 Nm), an der Hinterachse sind es 272 PS (443 Nm). Mit dieser Leistung und Allradantrieb erweist sich der Schwede als ebenso idealer Begleiter bei Kurvenfahrten im Weserbergland. Dank seiner direkten Lenkung macht es umgemein Spaß, ihn von einer in die andere Kurve zu lenken. Da gibt es so gut wie keine Wankbewegungen, der EX30 liegt satt und souverän auf der Straße.

Reichweite laut WLTP bei 449 Kilometer

Und wie schaut es mit dem Verbrauch unseres Testwagens aus, der übrigens mit einer 65 kWh (Netto) starken Batterie unterwegs ist? In Aussicht gestellt 17,5 kWh/100 km. Ein Wert, den wir indes nicht ganz erreicht haben. Wir kamen auf 19,2 kWh/100 km – bei zumeist umsichtiger Fahrweise. Das ist ein guter Wert für ein Fahrzeug mit dieser Leistung. Die versprochenen 449 Kilometer Reichweite liegen damit jedoch in weiter Ferne. Je nach Fahrprofil liegen 350 Kilometer aber im realistischen Bereich.

Ach ja, und wie schnell lädt der Akku? Bei idealen Bedingungen soll sich die Batterie dank der Ladeleistung von bis zu 175 kW an einem Schnelllader von 10 auf 80 Prozent in unter 27 Minuten auffüllen lassen. Auch dies ist ein Wert, den wir bei unseren Testfahrten von Berlin Richtung Hameln nicht ansatzweise erreicht haben. Hier kamen wir in der Spitze auf etwas mehr als 130 kW.

Verzicht auf Fahrerdisplay

Wenn es bei allen positiven Aspekten mit Blick auf Leistung und Fahrdynamik etwas gibt, was am EX30 wirklich stört, ist es das fehlende Fahrerdisplay. Statt eines direkt in Blickrichtung des Fahrers befindlichen Displays gibt es nur ein Mitteldisplay, auf dem alle wichtigen Informationen ersichtlich sind. Volvo kann zwar gern immer wieder wiederholen, dass die Kundinnen und Kunden das nicht als Nachteil sehen, doch besser wird es dadurch nicht. Leider haben die Schweden noch nicht einmal ein optionales ein Head-up-Display vorgesehen.

Der Blick aufs Mitteldisplay lenkt kurzzeitig vom Verkehrsgeschehen hat. Es ist ein Umstand, der so gar nicht zu einer Marke passen will, die wie keine andere die Sicherheit in ihrer DNA trägt. Daneben sind die Anzeigen auf dem Mitteldisplay viel zu klein. Zudem hat sich die zum chinesischen Geely-Konzern gehörende Marke Volvo aus Kostengründen dazu hinreißen lassen, beispielsweise die Einstellungen für den Spiegel nur noch über den Touchscreen zu ermöglichen. Auf Knöpfe in den Seitentüren wurde verzichtet. Ebenso gewöhnungsbedürftig ist es, dass man die vorderen Seitenscheiben nur über Knöpfe in der Mittelkonsole öffnen kann.

Handschuhfach unter Mittelkonsole

Der Volvo EX30 erweist sich auf kurvenreichen Strecken als Spaßbringer. Foto: Mertens

Und da man meinte, beim EX30 viele neu und anders machen zu müssen, befindet sich das Handschuhfach nicht auf der Beifahrerseite, sondern es wanderte unter die Mittelkonsole. Mit seiner Länge von 4,23 Metern ist der EX30 zwar kein Raumwunder, doch auch zwei Erwachsene können mit etwas gutem Willen auf der Rücksitzbank auch kürzere Strecken absolvieren. Der Kofferraum bietet übrigens gerade einmal Platz für 318 Liter Gepäck.

Doch genug der Kritik. Sieht man von diesen genannten Punkten ab, ist der EX30 mit Blick auf seine Leistungsdaten und seine Fahrdynamik ein überzeugendes Fahrzeug. Doch günstig ist es nicht (siehe oben), vor allem dann nicht, wenn man sich für den Antrieb unseres Testwagens entscheidet: dann werden mindesten 53.590 Euro fällig. Das ist eine Ansage, auch wenn man dann bereits ein ziemlich komplett ausgestattetes Fahrzeug (samt 22 kW Onboard Charger) vor die Tür gestellt bekommt.

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