Es war im Jahr 1975, als der DAF 66 zu einem Volvo transformiert wurde. Im Rückblick entstand hier der Urahn des EX30.
Heute ist es der vollelektrische Volvo EX30, der mit Genen des chinesischen Geely-Konzerns das Segment der Mini-SUV aufmischt. Vor 50 Jahren war es ein skurriler Holländer, der als kleinster Volvo aller Zeiten Geschichte schreiben sollte. Der 3,90 Meter kurze und 1,50 Meter schmale Volvo 66 basierte auf dem letzten Pkw-Modell des niederländischen DAF-Konzerns, der mit seinen niedlichen Minis im italienischen Michelotti-Design die Massenmotorisierung im Land der Deiche und Kanäle vorangetrieben hatte.
Das internationale Image der DAF-Typen 33 bis 66 mit serienmäßiger Riemenautomatik konnte kaum schlechter sein: Die eigentlich geniale Erfindung des stufenlosen CVT-Getriebes brachte den DAF-Limousinen, Coupés und Kombis außerhalb Hollands den Ruf von „Rentner-“ und „Frauenautos“ ein. Während das Automatikgetriebe heute in den meisten Stadtautos ein Muss ist, galt es Mitte der 1970er Jahre als uncool.
Volvo wollte Portfolio erweitern
Volvo-Chef Pehr Gyllenhammar ließ sich nicht beirren. Der Manager wollte sein Portfolio erweitern. Er übernahm 1975 die Pkw-Sparte von DAF und präsentierte den Typ 66 als ersten kompakten Volvo seit dem legendären Volvo PV544 „Buckel“. Nur ein Jahr später folgte der aus dem DAF 77 hervorgegangene Volvo 343, der nach holprigem Start vom Mauerblümchen zum Millionseller mutierte. Plötzlich war Volvo mittendrin im großen Golf-Segment – mit kleinen Elchen „Made in Holland“.

Einige Analysten meinten, Schwedens größter Industriekonzern habe sich mit dem Erwerb von DAF übernommen. Doch das stellte sich als nicht richtg heraus. Volvo als Hersteller großer Limousinen und Kombis sowie elitärer Coupés avancierte mit den kompakten Modellen aus dem DAF-Erbe zum erfolgreichen Generalisten. Vor allem die Volvo 300er entwickelten sich zum Auflagenmillionär.
Skepsis in der Fachwelt
Trotz der anfänglichen Skepsis in der Fachwelt war der Baby-Volvo für die Schweden der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Mit Preisen ab 9950 Mark für den Zweitürer und ab 10.695 Mark für den Dreitürer verschaffte die Baureihe 66 Volvo Zugang zum VW-Golf-Segment und damit zu neuen Kunden. Gegen die modernen, frontgetriebenen Kompakten hatten die über die Hinterräder angetriebenen Holländer keine Chance. Dennoch konnten bis 1980 gut 106.000 der kleinen Elche verkauft werden. Damit war der Grundstein gelegt, um 1976 mit dem größeren DAF-Erbstück, dem Volvo 343, den ersten schwedischen Chartstürmer „Made in Holland“ zu starten. Wären da nicht die Riemenautomatik, ein phlegmatischer 1,4-Liter-Renault-Benziner und Qualitätsmängel gewesen: Statt der angekündigten 100.000 Volvo 343 pro Jahr wurden im Werk Born nur 54.000 Einheiten gebaut.
Qualitativer Feinschliff, konventionelle Getriebe, neue Typenvielfalt und starke Einspritzer, die von wohlwollenden Fachleuten mit der Kraft von Thors Hammer verglichen wurden, ließen die Volvo-340/360-Familie zu großer Form auflaufen: Über eine Million Einheiten dieser finalen DAF-Konstruktion wurden bis 1991 gebaut, und Volvo gilt seither als Spezialist für kompakte Charismatiker, wie Typen à la C30 und aktuell der EX30 zeigen. (SP-X)