Geradet wird über Flugtaxis seit Jahren. Doch im kommenden Jahr soll es soweit sein: dann will Volocopter den regulären Flugbetrieb aufnehmen.
Der Luftraum über New York gehört zu den weltweit am stärksten beflogenen Regionen. Linienflugzeuge, Privatjets und Hubschrauber teilen sich die engen Luftkorridore. Im November 2023 staunten Spaziergänger am East River nicht schlecht, als eine futuristische Drohne über ihren Köpfen vorbeizischte.
Es handelte sich um ein bemanntes Flugtaxi von Volocopter, das kurz zuvor senkrecht in Downtown Manhattan gestartet war und nun leise über der Metropole kreiste.
Mobilität revolutionieren
Das deutsche Unternehmen will die städtische Mobilität revolutionieren. Statt sich von A nach B zu stauen, sollen betuchte Kunden schnell mit elektrisch angetriebenen Flugtaxis reisen – vorerst mit einem Piloten am Steuer, später in voll autonomen Flugdrohnen.
Schon 2025 soll der reguläre Flugbetrieb in Paris beginnen. Sofern dann alle Rahmenbedingungen geklärt sind. Flughöhe und genaue Routen etwa. Denn der Begriff Flugtaxi trifft die Sache nicht wirklich. Volocopter plant, feste Stationen einzurichten, die angeflogen werden sollen. Mit Batteriedepots, an denen sich die neun Akkus innerhalb von fünf Minuten tauschen lassen. Denn angesichts einer maximalen Reichweite von 35 Kilometern ist der Radius sehr eingeschränkt.
Auf Weg zu einem Luftfahrtunternehmen
Doch der Flugbetrieb sei nur ein Standbein des Unternehmens, erklärt Michael Hillermeier, Direktor Strategie und Marktentwicklung auf dem E.ON Drive Summit in München. Volocopter soll vielmehr ein vollwertiges, zertifiziertes Luftfahrtunternehmen werden, das im Transportsektor mit Schwerlastdrohnen mitmischt und Flugzeuge verkauft.
Im Februar gab das Luftfahrtbundesamt grünes Licht für die Produktion des Volocity. Zu den avisierten Kunden für den Senkrechtstarter zählen auch Luftrettungsdienste. Der ADAC etwa testet momentan einen Volocity in der Praxis und plant, ab Ende 2024 Notärzte leise und emissionsarm zum Unfallort zu bringen.
Gerade mal 200 Kilo Nutzlast
Was Platz und Nutzlast angeht, ist die erste Generation der Fluggeräte allerdings noch recht eingeschränkt. Höchstens 200 Kilo dürfen zusammenkommen, sonst bringen die 18 Rotoren den maximal 900 Kilo schweren Flieger nicht in die Luft. Deshalb kann in der engen Kabine neben dem Piloten nur ein Passagier Platz nehmen. Und mehr als Handgepäck ist nicht vorgesehen. Die kurze Reise im Drohnen-Heli werden sich also nur zahlungskräftige Klientel leisten können.
Laut Hillermeier entwickelt das Unternehmen aber bereits die nächste Generation elektrischer Flieger. Den Begriff darf man wörtlich nehmen. Ähnelt der 110 km/h schnelle Volocity optisch und technisch einem Hubschrauber, so sieht der Voloregion eher aus wie ein Kleinflugzeug, mit breiten Flügeln sowie Antriebsdüsen. Sechs kleine auf den Tragflächen montierte Rotoren erlauben, senkrecht zu starten, um dann mit 180 km/h und bis zu fünf Passagieren durch die Luft zu gleiten.
Wirtschaftlichkeit als Herausforderung
Ob sich das Geschäft mit dem emissionsfreien Flugdrohnen erfolgreich umsetzen lässt, ist aber zweifelhaft. Was Lärm und Emissionen angeht, sind die leisen E-Drohnen zwar gegenüber dem Helikopter klar im Vorteil. Doch scharfe Luftverkehrsbestimmungen erschweren vielerorts die Zulassung. Auch die Hubs mit teuren Batteriewechselstationen aufzubauen belastet das Budget.
Das Unternehmen sammelte bereits dreistellige Millionenbeträge bei Investoren ein, darunter Mercedes, Schenker und Intel. Auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) will das Unternehmen laut einem Bericht des „Spiegel“ mit 150 Millionen Euro fördern. Trotz interner Warnungen und obwohl sein Ministerium bis 2025 rund fünf Milliarden Euro einsparen muss.
Vorsichtiger gibt sich die Landesregierung von Baden-Württemberg. Laut „Abgeordnetenwatch.de“ hat sie Volocopter eine Bürgschaft in Höhe von 300 Millionen verweigert. Das Risiko sei zu hoch. (SP-X)