Mikromobilität: Es muss nicht immer E-Auto sein

Mikromobilität: Es muss nicht immer E-Auto sein
Die betagte Schwalbe sieht eigentlich nicht nach Verkehrswende aus, doch es handelt sich um ein Elektro-Moped. © SP-X

Bei Verkehrswende denken die meisten nur an Elektroautos. Doch pfiffige Ideen mit Strom gibt es auch ein paar Klassen tiefer.

Die Erfolge der vielbeschworenen Verkehrswende in deutschen Städten sind bislang eher bescheiden. Der Verbrenner-Pkw dominiert weiterhin, während Ressourcen und Klima schonende Alternativen fast allerorten ein Nischendasein fristen. Doch der Wille zum Wandel ist ungebrochen, wie sich jetzt auf Micromobility Expo in Hannover gezeigt hat.

Auf den ersten Blick alles andere als zukunftsweisend wirken die beiden Mopeds der Firma Second Ride. Das Start-up bietet Umrüst-Kits speziell für Mopeds des einstigen DDR-Herstellers Simson an. Mit dem rund 2.700 Euro teuren Paket lassen sich die Baureihen S50, S51 und KR51/2 (Schwalbe) in Eigenarbeit zu Elektro-Mopeds umbauen. Ein bis zwei Stunden soll es dauern, bis aus knatternden Zweitaktern saubere und leise Einspurstromer werden. Die E-Schwalbe darf und kann weiterhin bis Tempo 60 fahren, die Reichweite des Sitzbank-Akkus soll 50 Kilometer betragen.

Von Kettcar bis Transportrad

Auch die Simson S51 lässt sich per Umbau-Kit zum Sauber-Moped transformieren. Foto: SP-X

E-Velo-Cabrio heißt ein in Hessen entwickeltes Fahrrad mit vier Rädern, das im Sommer 2022 auf den Markt kommen soll. Es handelt sich um eine Art Kettcar für Erwachsene, das sich mit Wetterschutz ausstatten lässt und auch ins Auto passt. Grundsätzlich kann es auf Radwegen gefahren werden. Mit Transportbox oder Kindersitzen lässt es sich wie Cargo-Bike nutzen. Auf Wunsch auch ohne Motor. Voraussichtlicher Kostenpunkt: 6.000 Euro.

Ebenfalls vierrädrig und definitiv von einem Motor unterstützt ist das vornehmlich für Logistikunternehmen entwickelte Invelo 4. Obwohl im Kern ein Fahrrad, steckt viel Automotive-Engineering in dem Kleintransporter, was sich etwa an massiven Felgen, einer standfesten Bremsanlage, stabilen Achsen und aufwendigem Lenkgestänge zeigt. Die Basis als Pick-up mit 190 Kilo Zuladung und TQ-Motor kostet rund 14.000 Euro. Verschiedene Akkus erlauben bis zu 100 Kilometer Reichweite.

Induktionsladung für E-Bikes

Die Antriebseinheit ähnelt in ihrer Formgebung dem Zweitaktmotor der S51. Foto: SP-X

Obwohl der aus Augsburg stammende Hopper an einen Pkw erinnert, ist er mit zwei Meter Länge und 88 Zentimeter Breite überraschend kompakt. Vorne gibt es zwei Räder, hinten nur ein und zudem sehr kleines Rad, mit dem auch gelenkt wird. Dank dieser Lösung liegt der Wendekreis bei lediglich zwei Metern. Das variabel nutzbare Fondabteil bietet Platz für 70 bis 220 Liter Gepäck – wahlweise für einen Erwachsenen oder zwei Kinder. Der Pedelec-Antrieb unterstützt bis 25 km/h. Rund 7.300 Euro soll das ab 2023 verfügbare Kleinstfahrzeug kosten.

Für eine smartere Infrastruktur entwickelt wurde die kabellose E-Bike-Ladetechnik der Firma Tiler aus Delft. Die Lösung besteht aus einer Abstellplatte mit Induktionsladetechnik sowie einem dazu passenden Seitenständer, der den Strom aufnehmen und zum Laden in den Akku leiten kann. Die Lösung richtet sich in erster Linie an Fahrrad-Vermietungen, E-Bike-Sharing-Anbieter oder Firmenflotten. Geladen wird mit 4 statt 2 Ampere. Die Ladetechnik können Firmen mieten. Der Basispreis pro E-Bike beträgt 35 Euro pro Monat. (SP-X)

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