VDIK-Präsidentin Imelda Labbé: Der Handlungsdruck ist groß

Vor Gipfeltreffen mit Bundeskanzler

VDIK-Präsidentin Imelda Labbé: Der Handlungsdruck ist groß
VDIK-Präsidentin Imelda Labbé. © VDIK

Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) schaut zuversichtlich auf das Spitzentreffen der Branche mit Bundeskanzler Friedrich Merz. VDIK-Präsidentin Imelda Labbé erhofft sich davon einen Plan für den weiteren Hochlauf der E-Mobilität.

Der Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK) begrüßt es, dass Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Donnerstag die Vertreter der Autobranche zu einem Gipfeltreffen eingeladen hat.

Von dem Treffen erhofft sich VDIK-Präsidentin Imelda Labbé, dass am Ende ein praktikabler Plan entwickelt wird, der den weiteren Hochlauf der Elektromobilität unterstützt und damit die bei den Kundinnen und Kunden bestehende Verunsicherung auflöst. Wie die VDIK-Chefin im aktuellen Podcast der Autogazette sagte, wünsche sie sich von der Politik, dass die im Koalitionsvertrag zugesagten Ziele eingehalten und auch umgesetzt werden. Das sei zum einen für die Mitarbeitenden in der Automobilwirtschaft wichtig, als auch für die verunsicherte Kundschaft.

„Es muss jetzt eine Richtung definiert werden“

Nachdem das vergangene Spitzentreffen mit EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen am 12. September in Brüssel für die Branche enttäuschend verlief, kommt man das nächste Mal im Dezember mit der CDU-Politikerin zusammen. Die Autoindustrie hat von der EU ein Aufweichen der CO2-Regulatorik und ein Aus vom Verbrenner-Aus 2035 gefordert. Für den Abschied vom Verbrenner-Aus hatte sich zuletzt auch Bundeskanzler Merz ausgesprochen.

Labbé zeigt sich zuversichtlich, dass es bei der nächsten Zusammenkunft in Brüssel zu konkreten Ergebnissen kommt. Der Handlungsdruck sei inzwischen so groß, dass es dann zu konkreten Ergebnissen komme müsse. „Unser Pkw-Markt, der größte in Europa, liegt nach wie vor unter Vorjahr. Unsere generelle Wirtschaftssituation ist bekannt. Wir haben kein Wachstum, wir haben Verunsicherung bei den Kunden“, sagte Labbé. „Deshalb ist es ganz klar, dass jetzt eine Richtung definiert werden muss.“

Dass gerade die Autobranche mit der Diskussion um Technologie-Offenheit und das Verbrenner-Aus 2035 selbst zur Verunsicherung beitrage, kann Labbé nicht erkennen. „Die Automobilbranche muss darauf hinweisen, dass wir im Moment gerade in Deutschland mit dem Hochlauf der Elektromobilität nicht auf der Zielgeraden sind.“ Die hohen Strafen, die den Herstellern bei einer Nichterfüllung der „CO2-Grenzwerte drohen, würden zu Verwerfungen im Markt führen, die nicht nachhaltig sind“. Die VDIK-Präsidentin verwies in diesem Zusammenhang auf die momentan hohen Rabatte für Elektrofahrzeuge und dem Druck auf die Restwerte. Es seien alles Dinge, die nicht nachhaltig sind. Deshalb sei der Handlungsdruck groß. Immer dann, wenn der Druck hoch ist, kommen auch Lösungsvorschläge. „Nur irgendwann müssen diese Lösungsvorschläge in einen soliden Plan überführt werden.“

„Viele unserer Mitglieder haben bereits Modelle im Einstiegssegment“

Obwohl die Zulassungszahlen für Elektroautos in den zurückliegenden Monaten deutlich gestiegen sind und mittlerweile auf einen Anteil von 19 Prozent an den Gesamtzulassungen kommen, reicht das der Branche für die Erreichung der CO2-Ziele nicht aus, so Labbé. Man sehe natürlich, dass die Zulassungen deutlich gestiegen sind, „aber ich sehe die Gefahr, dass man diese Steigerung aus dem letzten Jahr einfach in die Zukunft extrapoliert. Und dafür gibt es keine Veranlassung“, sagte die VDIK-Präsidentin.

Doch ist es nicht an den Herstellern, mit attraktiven Modellen für diese Nachfrage zu sorgen, wie es zuletzt Polestar-Chef Michael Lohscheller im Podcast der Autogazette sagte? Wie die VDIK-Präsidentin betone, hätten viele VDIK-Mitglieder bereits Elektrofahrzeuge im Einstiegssegment im Angebot.

Zudem würde die Automobilwirtschaft schon jetzt Leasingraten für E-Autos anbieten, die schon fast auf dem Niveau von Verbrennern liegen würden. „Die Reichweiten sind inzwischen gut, die Technologie ist fortgeschritten. Trotzdem sagen nur 16 Prozent der Kunden, dass für sie ein BEV in Frage kommt“, sagte Labbé mit Bezug auf das aktuelle DAT-Barometer. Das zeige, dass die Probleme nicht bei den Modellen liegen würden, sondern an den Rahmenbedingungen. In diesem Zusammenhang nannte die VDIK-Präsidentin unter anderem die nach wie vor zu hohen Strompreise, die Ladeinfrastruktur und auch eine öffentliche Meinungsmache gegen batterie-elektrische Fahrzeuge.

Dass es – obwohl im Koalitionsvertrag so vorgesehen – für Privatkunden keinen niedrigeren Strompreis gegeben hat, sei ein falsches Signal gewesen. Als problematisch erachtet Labbé auch die fehlende Transparenz der Strompreise an Ladestationen, die schnell hergestellt werden müsste. Zudem sei es wichtig, dass es es bei der Ladeinfrastruktur zu einer angemessenen regionalen Verteilung der Ladepunkte komme. So sei einmal ein Ziel von zehn Elektrofahrzeugen auf einen Ladepunkt definiert worden. Dieses Ziel müsse aber auf die Kommunen heruntergebrochen, denn gerade dort sei die Infrastruktur nicht ausreichend.

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