Wissmann übernimmt VDA-Präsidentenamt

Ab Freitag hat der Verband der Automobilindustrie einen neuen Präsidenten. Ex-Verkehrsminister Matthias Wissmann möchte vor allem den Beitrag der deutschen Autohersteller zum Umweltschutz herausheben.

Mitten im Streit um klimaschonendes Autofahren bekommt die deutsche Automobilindustrie einen neuen Cheflobbyisten: An diesem Freitag (1.6.) übernimmt der frühere Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann das Amt des Präsidenten des Verbandes der Automobilindustrie (VDA). Der 58 Jahre alte CDU- Politiker wird Nachfolger von Bernd Gottschalk, der im März überraschend seinen Rücktritt erklärt hatte. Gottschalk war vorgeworfen worden, zu spät auf die Debatte um Klimaschutz und Autofahren reagiert zu haben. Innerhalb der Europäischen Union (EU) wird seit Monaten über verbindliche Grenzwerte für den Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) bei Personenwagen gerungen.

«Ganz nah an der Politik»

Die unter Druck geratenen deutschen Autohersteller setzen auf Wissmanns bundespolitische Erfahrung und seine guten Kontakte zur EU. Wissmann gehört seit 1976 dem Bundestag an und war von 1993 bis 1998 Verkehrsminister. Zu seinem Amtsantritt als VDA-Präsident wird er sein Bundestagsmandat niederlegen.

Nach seiner Wahl zum VDA-Präsidenten hatte Wissmann angekündigt, «ganz nah an der Politik sein» zu wollen, sowohl in Berlin als auch bei der EU in Brüssel. Beim Umweltschutz seien die Leistungen der deutschen Autoindustrie «bisher nicht rübergekommen». Für Aufsehen sorgte Wissmann in den vergangenen Wochen bereits mit der Forderung, die Kfz-Steuer künftig nach Schadstoffausstoß zu staffeln: «Ich bin der Meinung, jedes Gramm CO2 sollte gleich besteuert werden.»

Umzug angedacht

In einem Gespräch mit der «Auto Zeitung» betonte Wissmann kurz vor seinem Amtsantritt beim VDA, es werde in der Debatte um CO2-Grenzwerte «keinen deutschen Alleingang geben». Der VDA wolle sich in Europa für eine gemeinsame Lösung stark machen. Wissmann deutete zudem an, dass der VDA unter seiner Führung eventuell von Frankfurt nach Berlin umziehen könnte: «Denkbar wäre es, aber da ist noch nichts entschieden», sagte er der «Auto Zeitung».

Die Autoindustrie steht unter Druck, seitdem die EU-Kommission im Februar verkündet hatte, der Kohlendioxid-Ausstoß von Neuwagen müsse bis 2012 auf 130 Gramm pro Kilometer reduziert werden. Dies bleibt für die deutschen Premium-Hersteller ein schwer erreichbares Ziel. Der neue Cheflobbyist steht vor der schwierigen Aufgabe, die unterschiedlichen Interessen von Herstellern und Zulieferern unter einen Hut bringen. Zu Wissmanns ersten großen Aufgaben in diesem Jahr gehört zudem die Ausrichtung der weltgrößten Automesse IAA im September in Frankfurt.

Mehr als 500 Unternehmen

Der VDA mit Sitz in Frankfurt vertritt mehr als 500 Unternehmen der Auto- und Zulieferindustrie mit insgesamt mehr als 750.000 Mitarbeitern. Dem 18-köpfigen Vorstand gehören die Manager großer Autokonzerne und Autozulieferer an. Der Präsident wird in der Regel alle zwei Jahre neu gewählt. (dpa)

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