VW in China auf Wachstumskurs

Der Autobauer Volkswagen befindet sich auf dem Boommarkt China weiter in der Erfolgsspur. Das laufende Geschäftsjahr wird der Autobauer nicht nur mit einem deutlichen Absatzplus beenden.

Von Frank Mertens

Für den Volkswagen-Konzern entwickelt sich der chinesische Markt zu einer Erfolgsgeschichte. Nachdem VW China im zurückliegenden Jahr rund 572.000 Fahrzeuge verkaufen konnte, wird man 2006 diese Zahl sogar deutlich überbieten können. «Wir rechnen für das laufende Geschäftsjahr mit einem Absatz von rund 600.000 Fahrzeugen», sagte VW-China-Chef Winfried Vahland am Rande der Autoshow in Peking.

Gewinn in 2006

Dabei wird nach den Worten Vahlands das Unternehmen nach einem operativen Verlust in 2005 von rund 192 Millionen Euro in diesem Jahr deutlich in die Gewinnzone kommen. «Bis zum dritten Quartal konnten wir bereits ein Plus von 72 Millionen erzielen. Auch das letzte Jahr werden wir mit einem Gewinn abschließen», sagte Vahland, der seit rund einem Jahr die Geschäfte von VW in China verantwortet.

VW-Chinachef Winfried Vahland Foto: Werk

Dabei befindet sich der chinesische Automarkt in einer drastischen Umbruchsituation. Zwar konnten die Autobauer in China in den ersten zehn Monaten dieses Jahres über 3,33 Millionen Autos verkaufen - das entspricht einem Wachstum von knapp über 27 Prozent zum Vorjahr - doch zugleich mussten sie in den zurückliegenden fünf Jahren einen Preisverfall von fast 35 Prozent hinnehmen. «Angesichts eines solch schwierigen Marktumfeldes mussten wir reagieren. So haben wir uns bis 2008 vorgenommen, unsere Kosten um 40 Prozent zu reduzieren», berichtete Vahland. Bereits im laufenden Geschäftsjahr konnte VW China seine Kostenstruktur um 20 Prozent senken. «Wir liegen also voll im Plan.»

Starke Konkurrenz

Der Neeza Foto: Werk

Doch nicht nur mit den sinkenden Verkaufspreisen hat das Unternehmen zu kämpfen, sondern auch mit einer starken Konkurrenz. «In China gibt es 60 Hersteller, darunter 30 internationale und 30 nationale, die 190 Modelle herausbringen. Im Vergleich dazu sind es beispielsweise in den USA nur 37», so Vahland. Bei einer solchen Wettbewerbssituation ist es klar, dass man sich mit attraktiven Produkten von den Mitbewerbern absetzen will und muss. Deshalb hat man sich vorgenommen, bis zum Jahr 2010 zwölf bis 14 Modelle auf den Markt zu bringen.

Das neue Coupe von Chery Foto: Werk

Auf der Peking Autoshow feierte VW China mit dem Concept-Car Neeza, dem Bora HS und dem Magotan, ein auf den chinesischen Markt abgestimmter Passat, gleich drei Weltpremieren. Mit diesen Modellen dürfte sich VW weiter als Marktführer behaupten können. Derzeit liegt das Unternehmen mit einem Marktanteil von 17,5 Prozent in den ersten zehn Monaten des Jahres klar vor der GM Group (10,8) und der Hyundai Group (7,4).

«Die Bedürfnisse der Kunden in China sind andere als in Europa, entsprechend muss man sie berücksichtigen», sagte Vahland. Beispielsweise legen Chinesen viel Wert auf Sitzkomfort, Lederausstattung und viel Platz auf den hinteren Plätzen. «Bei der Farbgestaltung im Innenraum zeigt sich beispielsweise, dass schwarze Sitze und Materialien nicht ankommen. Die meisten Kunden wollen die Farbe beige», erklärte VW China-Entwicklungsvorstand Thomas Knott. Wie Knott hinzufügte, bevorzugen die chinesischen Kunden vor allem auch weichere Sitze und ein softer abgestimmtes Fahrwerk.

Chinesische Schriftzeichen auf dem Polo Foto: Werk

Mit Blick auf die zunehmende Umweltbelastung in China ist der VW-Konzern vorbereitet, auf die aktuelle Gesetzgebung der Regierung zu reagieren, die im Jahr 2008 die EU4-Abgasnorm einführen wird. «Für uns ist es kein Problem, diese Anforderung bei unseren Motoren umzusetzen», so Knott. Mit Blick auf die Verbräuche, die durch den zunehmenden Individualverkehr in China - primär in den Großstädten - entstehen, müsse man aus Sicht von Vahland seinen Blick auf die Dieseltechnologie legen. «Doch hierzu ist es auch erforderlich, dass die Infrastruktur da ist, was derzeit nicht der Fall ist.» An den Tankstellen des Landes finde man Kraftstoff der unterschiedlichsten Qualitätsgüte.

Steuererleichterung für kleine Motoren

Die Rückleuchten am VW Sagitar Foto: Werk

Umweltbewusstsein zahlt sich für Chinesen dann auch schon aus. Bereits heute kommen Autos mit kleineren Motoren in den Genuss von Steuervorteilen. «Wer indes mit einem 2-Litermotor unterwegs ist, der muss teilweise einen Steueraufschlag von bis zu 25 Prozent bezahlen», so Vahland. Derzeit liegen die Kraftstoffpreise in China für Benzin bei etwa 55 Cent, beim Diesel bei rund 52 Cent. Doch es ist davon auszugehen, dass sie in Zukunft drastisch ansteigen werden.

Die neuste Schöpfung von Great Wall Motors - ein Kastenwagen Foto: Werk

Mit Blick auf die gesamte Energieversorgung des Landes besagen Prognosen, dass China bis zum Jahr 2020 bis zu 70 Prozent seines gesamten Energiebedarfs importieren muss. Vor dem Hintergrund derartiger Zahlen nimmt das Thema Energiesicherheit in den Plänen der Regierung Priorität ein. Entsprechend wurden Einsparpotenziale verabschiedet, die in diesem Jahr jedoch nicht eingehalten werden konnten. So sollte in diesem Jahr eine Einsparung von 4,4 Prozent erzielt werden, zum ersten Halbjahr lag der Wert jedoch bei minus 0,8 Prozent.

Vor diesem Hintergrund und der Endlichkeit der fossilen Energieträger und der derzeit im Land herrschenden starken Luftverschmutzung kommt auf die Regierung als auch die Autobauer die Herausforderung zu, für eine nachhaltige Mobilität zu sorgen. Wie man auf diese Herausforderung reagieren will, bleibt indes derzeit noch weitgehend unklar. Die Entwicklung synthetischen Kraftstoffe aus Kohle, wie es die Regierung plant, ist als nachhaltige Methode sicher kein Weg.

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