VW-Chef Herbert Diess hat von der Bundespolitik eine positivere Haltung gegenüber der Autoindustrie gefordert. Zugleich fordert er eine „echte Agenda Auto“.
„Leider kann sich zurzeit anscheinend kaum jemand in der deutschen Parteienlandschaft eine positive Perspektive für das Auto vorstellen“, sagte Diess der „Bild am Sonntag“. Es fehle in Deutschland eine „echte Agenda Auto“. Außerdem habe man sich viel zu lange mit Diesel-Gipfeln aufgehalten.
„Insgesamt nehme ich wahr, dass wir nur von Umfrage zu Umfrage denken, von Wahl zu Wahl. So können wir den Wirtschaftsstandort nicht weiterentwickeln“, sagte Diess.
Diess: Konstruktives Umfeld erforderlich
„In den letzten 30 Jahren gab es keine Industriepolitik“, kritisierte der VW-Chef. Nun bräuchten Deutschland und Europa ein konstruktives politisches Umfeld, um sich mit Wettbewerbern wie China messen zu können.
Diess lobte zwar die Standortbedingungen in Deutschland, warf der Bundesregierung aber vor, die Autoindustrie sei noch nie gefördert worden. „Sie war stets eine Steuerquelle und stark durch staatliche Regulierungen bestimmt.“ Zum Beispiel fehle es bei Elektroautos an der nötigen Infrastruktur, außerdem müssten Stromnetze aufgewertet sowie Vorgaben im Bau- und Mietrecht gemacht werden. „Die Industrie kann das nicht allein.“
Volkswagen hatte am Freitag angekündigt, seine Investitionen in Elektromobilität, autonomes Fahren und Digitalisierung in den kommenden fünf Jahren auf knapp 44 Milliarden Euro aufzustocken. (dpa)