Sturz von Pischetsrieder war lange geplant

Der designierte VW-Chef Martin Winterkorn plant offensichtlich einen Umbau der Konzernstrruktur. Nach einem Medienbericht soll Aufsichtsratschef Ferdinand Piech den Sturz von Pischetsrieder lange vorbereitet haben.

Der kommende VW-Vorstandschef Martin Winterkorn plant nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ einen Umbau in der Konzernstruktur des größten europäischen Autobauers. Künftig sollten die Marken neu gruppiert werden, und zwar in eine Premiumgruppe mit Audi, Bentley, Bugatti und Lamborghini sowie eine Gruppe für das Massengeschäft mit Volkswagen, Seat und Skoda. In einem zweiten Schritt wolle Winterkorn zudem wieder ein Vorstandsressort für Entwicklung schaffen. Ein VW-Sprecher wollte den Bericht am Samstag nicht kommentieren.

Bislang teilt sich das Pkw-Geschäft in die Markengruppen Volkswagen und Audi auf. Zur VW-Gruppe gehören die Stamm-Marke VW sowie Skoda, Bugatti und Bentley, die Audi-Gruppe vereint die Marken Audi, Seat und Lamborghini.

Sturz lange vorbereitet

Den Sturz des bisherigen VW-Chefs Bernd Pischetsrieder hat der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch einem Bericht des Nachrichtenmagazin „Focus“ zufolge von langer Hand geplant. Piëch habe schon vor einigen Wochen Pischetsrieder schriftlich zum Rücktritt aufgefordert. Den Vorstoß habe Piëch mit seinen Aufsichtsratskollegen nicht abgestimmt. „Dieser Alleingang war stillos und unverschämt“, zitiert das Magazin ein Mitglied des Kontrollgremiums. Pischetsrieder soll dem Bericht zufolge einen Rücktritt abgelehnt und auf seinen neuen 5-Jahres-Vertrag verwiesen haben. Zudem habe er kritisiert, dass Piëchs Brief kein Votum des Aufsichtsrates gewesen sei.

Das Präsidium des Aufsichtsrates hatte am Dienstagabend bekannt gegeben, dass Pischetsrieder zum Jahresende 2006 von Winterkorn abgelöst wird. Endgültig wird der Aufsichtsrat am 17. November den Wechsel beschließen. Ursprünglich war Pischetsrieders Vertrag erst im Mai bis 2012 verlängert worden. Pischetsrieder soll nun Medienberichten zufolge die Fusion der beiden verfeindeten Lkw-Bauer MAN und Scania vorantreiben und dem Aufsichtsrat des neuen Lastwagenbauers vorstehen, wenn eine Fusion zu Stande kommt.

Osterloh verteidigt Chefwechsel

Unterdessen verteidigte der VW-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh den überraschenden Wechsel an der VW-Spitze. Osterloh ist wie Piëch Mitglied des Aufsichtsratspräsidiums. Osterloh sprach in einem Interview mit der «Welt am Sonntag» von einem «geregelten Übergang», bei dem ein Mann an die VW-Spitze komme, der den VW- Konzern in- und auswendig kenne und der «sicher neue Akzente setzen» werde. Winterkorn habe die Tochtermarke Audi hervorragend positioniert. «Das kann doch nur gut für unser Image sein.

Vorwürfe, Piëch mische sich zu sehr ins operative VW-Geschäft ein, wies Osterloh zurück: «Er nimmt schlicht seine Aufgabe als Aufsichtsratsvorsitzender wahr. Und er ist ein absoluter Autofachmann.» Daher habe der Betriebsrat auch keine Probleme mit einer noch stärkeren Position des Großaktionärs Porsche bei VW. «Mir ist es deutlich lieber, wenn sich Porsche als deutsches Unternehmen bei VW engagiert, als wenn es ausländische Hedgefonds tun.» Porsche ist mit 21,2 Prozent noch vor Niedersachsen der größte VW-Aktionär und will seinen Anteil weiter aufstocken. Der Porsche-Enkel Piëch, Pischetsrieders Vorgänger an der VW-Spitze, ist maßgeblich an dem Stuttgarter Sportwagenbauer beteiligt.

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