Schaeffler strebt Minderheitsbeteiligung an

Gerüchte um Übernahme von Conti

Die Gerüchte um eine Übernahme von Continenatl gehen weiter. Die am Autozulieferer interessierte Schaeffler-Gruppe sei offenbar nur an einer Minderheitsbeteiligung interessiert, heißt es.

Die fränkische Schaeffler-Gruppe ist einem Pressebericht zufolge nicht an einer Vollübernahme des Autozulieferers Continental interessiert. Derzeit strebe Schaeffler nur eine «signifikante Minderheitsbeteiligung» an, berichtet die «WirtschaftsWoche» am Dienstag in ihrer Online-Ausgabe. Eine spätere Mehrheitsbeteiligung werde nicht ausgeschlossen. Eine feindliche Übernahme sei aber nicht geplant. Nach Informationen mehrerer Zeitungen hat sich das fränkische Familienunternehmen über Optionen aber bereits den Zugriff auf ein großes Conti-Aktienpaket gesichert.

Aktienanstieg beendet

Die Conti-Aktie beendete nach dem «WiWo»-Bericht zunächst ihren Auftrieb und drehte kurzzeitig ins Minus. Die Übernahmefantasie lasse nun deutlich nach, sagten Händler. Am Morgen hatte das Papier noch um bis zu 7,36 Prozent auf ein Tageshoch von 70,64 Euro zugelegt, sackte dann aber auf 65,40 Euro (minus 0,61 Prozent) ab und notierte zuletzt mit 67,09 Euro wieder 1,91 Prozent im Plus. Am Montag war der Kurs der Aktie wegen der Übernahmespekulationen bereits um 22 Prozent in die Höhe geschossen. «Die Lage ist jetzt komplett unklar», sagte ein Börsianer. Noch am Morgen habe alles auf die kurzfristige Abgabe eines Pflichtangebotes hingedeutet, das ab 30 Prozent gesetzlich vorgeschrieben ist.

Schaeffler hatte am Montag Interesse an einem Engagement bei Conti offiziell bestätigt, aber keinerlei Details genannt. Verschiedene Zeitungen hatten zuvor berichtet, Schaeffler wolle Conti für mehr als zehn Milliarden Euro schlucken und sei auch zu einer feindlichen Übernahme bereit. Eine Zerschlagung des Konzerns oder ein Rückzug von der Börse sei definitiv nicht geplant, berichtet dagegen die «WirtschaftsWoche» und beruft sich dabei auf Personen, die mit den Vorgängen vertraut sein sollen.

Kaum Synergien

Georg Stürzer, Analyst bei UniCredit, sieht den Bericht über eine angestrebte Minderheitsbeteiligung skeptisch. «Eine Minderheitsbeteiligung macht aus meiner Sicht keinen Sinn.» Es gebe zwischen den Unternehmen kaum Synergien, so dass es eher um eine strategische Weichenstellung gehen könnte. Ähnlich wie bei Porsche und Volkswagen könne sich der Positionsaufbau allerdings über einen längeren Zeitraum hinziehen, so Stürzer. Für den Fall eines Übernahmeangebotes hält er einen Preis von mindestens 80 bis 90 Euro je Aktie für nötig, damit die Aktionäre ihre Anteile überhaupt anbieten.

Mehrere Zeitungen hatten zuvor unter Berufung auf Finanzkreise berichtet, Schaeffler stehe unmittelbar vor der Übernahme des DAX-Konzerns. Über Optionen habe sich das Familienunternehmen bereits den Zugriff auf mindestens 30 Prozent der Conti-Aktien gesichert. Dem «Handelsblatt» zufolge könnte Schaeffler so bereits auf rund 36 Prozent bei Conti zugreifen. Auch die «Financial Times Deutschland» und die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» berichten über den Aktienerwerb. Diesen beiden Zeitungen zufolge hat Schaeffler Zugriff auf etwa 30 Prozent der Conti-Papiere. Die Franken seien von verschiedenen Kreditinstituten, darunter Royal Bank of Scotland, Dresdner Bank, Deutsche Bank und Merrill Lynch unterstützt worden. Die Schaeffler-Gruppe wollte sich zu den Berichten weiter nicht äußern.

Durch die Verteilung auf verschiedene Banken und die Verwendung von Optionen werde die gesetzliche Meldepflicht umgangen, schreibt das «Handelsblatt». Laut Wertpapierhandelsgesetz müssen Aktionäre mitteilen, wenn ihr Besitz die Schwellen von 3, 5, 10 oder 25 Prozent des Aktienkapitals überschreitet. Sollte die Schaeffle-Gruppe alle Optionen ziehen, sei sie der mit Abstand mächtigste Aktionär und könnte eine Mehrheit auf der nächsten Hauptversammlung erreichen, schreibt die «FTD». Nach Informationen der Zeitung wollen sich Manager der beiden Unternehmen in Kürze zu einem weiteren Gespräch treffen. Conti stellt sich laut «Handelsblatt» und «Welt» auf die Abwehr eines feindlichen Übernahmeversuchs ein und habe Goldman Sachs bereits als Berater im Abwehrkampf engagiert.

Fall für Finanzaufsicht

Für Conti sei das eine schwierige Situation. Als Abwehr denkbar sei unter anderem der rechtliche Weg, weil Schaeffler sich offenbar den Einfluss auf Continental gesichert habe, ohne ein Angebot an die freien Aktionäre abzugeben. Das könnte ein Fall für die Finanzaufsicht BaFin sein, heißt es in dem «Handelsblatt»-Bericht. Als nahezu aussichtslos dürfte sich angesichts der Größe des Aktienpakets die Suche nach einem sogenannten weißen Ritter erweisen. Der weltgrößte Autozulieferer Bosch ist laut «Financial Times» nicht an einer Conti-Übernahme interessiert. Bosch gehe davon aus, dass eine derartige Allianz von den Wettbewerbshütern kaum genehmigt werde dürfte, berichtet das Blatt unter Berufung auf unternehmensnahe Kreise. (dpa)

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