Rüttgers gegen Magna-Konzept

Bieter-Dreikampf um Opel

Im Bieterkampf um die Zukunft des Autobauers Opel hat Magna derzeit die besten Chancen. Mit dem vorgelegten Konzept des Autozulieferers ist der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers aber nicht einverstanden.

Im Dreikampf um die Zukunft des Autobauers Opel hat der Autozulieferer Magna die besten Karten. Das wurde nach einem Spitzentreffen der Bundesregierung mit den vier Regierungschefs der Bundesländer mit Opel-Standorten am Freitag in Berlin deutlich. Nur der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) machte klar, er könne dem Magna-Konzept nicht zustimmen. Das Konzept belaste Nordrhein-Westfalen überproportional. Rüttgers setzt auf die weiteren Verhandlungen. Medien berichten, dass Magna auch im Management von Opel und GM bevorzugt werde. Der italienische Fiat-Konzern ist dagegen in der Gunst gesunken. Hessens Regierungschef Roland Koch (CDU) sagte dem Deutschlandfunk, die Fiat- Pläne seien «weit von dem entfernt, was man sich erhofft» habe.

Wenig Chancen für Ripplewood

Dritter Bieter im Bunde ist der amerikanische Finanzinvestor Ripplewood, dem jedoch wenig Chancen eingeräumt werden, obwohl sein Konzept ein Bonbon für die US-Mutter General Motors (GM) beinhaltet: Der Finanzinvestor will sich dem Vernehmen nach zwar beteiligen, das Geschäft aber weiter in Detroit führen lassen. Die Bundesregierung hat sich bisher allerdings stets für einen industriellen Partner ausgesprochen. Und Berlins Meinung spielt eine große Rolle, auch wenn die Entscheidung über den Investor in den USA getroffen wird. Ein Sprecher des Berliner Wirtschaftsministeriums betonte aber am Freitag, dass sich zunächst GM für einen Investor entscheiden müsse. «Danach ist es dann an der Bundesregierung, das Konzept desjenigen, den sich GM ausgesucht hat, auf seine Zukunftsfähigkeit zu bewerten.»

Alle drei Interessenten bauen bei ihren Unternehmenskonzepten auf staatliche Milliarden-Bürgschaften. Doch Berlin will Opel auch nicht zum finanziellen Fass ohne Boden machen. Der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg erinnerte am Freitag daran, dass die Bundesregierung bei der Bewertung der Konzepte klare Kriterien hat. Neben der Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze und möglichst aller vier Standorte von Opel müsse auch «ein sorgsamer Umgang mit Steuermitteln» gewährleistet sein, sagte Steg.

Unzufriedenheit mit GM

Die Opel-Belegschaft ist seit Jahren unzufrieden mit der autoritären Führung in der GM-Konzernzentrale. Daher stößt der Ripplewood-Plan, mit den alten Kapitänen auf neuen Rückenwind für den Autobauer zu hoffen, auch in den Werken auf Widerstand. Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz bezeichnete das Konzept zwar als «interessant». Allerdings sagt er über Ripplewood: «Das sind exzellente Finanzleute, aber wir brauchen auch Leute mit Benzin im Blut.»

Dank der drei Übernahmeangebote ist das Schreckgespenst vom Aus für das Traditionsunternehmen aus Rüsselsheim erst einmal passé. Autos mit dem Blitz werden auch weiter über Europas Straßen fahren, möglicherweise vermehrt auch in Osteuropa und vor allem in Russland, wie es Magna und die Partner Gaz und Sberbank in ihrem Konzept vorsehen. Doch wirklich aufatmen können die Opelaner damit noch nicht: Mindestens 10.000 Stellen sind in Europa in Gefahr, also fast jede Fünfte. Im Falle eines Einstiegs von Fiat sieht der Opel- Betriebsrat gar 18.000 Stellen in Gefahr - Fiat selbst spricht dagegen von 10.000 Stellen. Franz befürchtet, dass bei beiden Herstellern mit «Brachialgewalt Arbeitsplätze zerschlagen werden» könnten.

Abbau von Überkapizitäten

Zudem müssen bei Opel Überkapazitäten abgebaut und bis zu eine Milliarde Euro eingespart werden. Auch für Deutschlands Steuerzahler könnte die Opel-Rettung mit Hilfe von Staatsbürgschaften teuer werden. Wenn der Staat aufs falsche Pferd setzt und die Rüsselsheimer auch mit neuem Partner nicht zu retten sind, müssen Bund und Länder den Kopf hinhalten und für ausgefallene Kredite bürgen.
Dabei bleibt nicht viel Zeit, die Konzepte zu prüfen. GM könnte schon kommende Woche in die Insolvenz gehen und das Europa-Geschäft mit in den Abgrund reißen.

Seitdem am Mittwochabend drei Interessenten ihre Angebote in die Waagschale geworfen haben, wird auch in Berlin mit Hochdruck analysiert. Denn die Bundesregierung will Opel mit einem Treuhandmodell aus dem Insolvenzstrudel des Mutterkonzerns heraushalten. Nach Angaben von Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) soll es in Berlin bis Ende nächster Woche eine Grundsatzentscheidung geben. Für ihr Treuhandmodell braucht die Regierung dann auch noch die Zustimmung aus den USA. (dpa)

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