Der in finanzielle Schieflage geratene Sportwagenbauer Porsche verzichtet auf einen neuen Kreditantrag bei der KfW. Stattdessen sucht das Stuttgarter Unternehmen Gespräche mit Geschäftsbanken.
Der hochverschuldete Sportwagenbauer Porsche gibt die Hoffnung auf einen Milliarden-Kredit der staatlichen Förderbank KfW auf. Nach der endgültigen Absage werde Porsche keinen neuen Antrag bei der Bank über die dringend benötigen 1,75 Milliarden Euro stellen, sagte ein Sprecher am Dienstag in Stuttgart. «Es wäre nicht glaubwürdig, wenn wir es noch einmal versuchen würden.» Porsche-Chef Wendelin Wiedeking will nun versuchen, die Finanzierungslücke mit Hilfe von Geschäftsbanken, wie es die Deutsche Bank oder die LBBW sind, zu lösen.
Neun Milliarden Schulden
Porsche ist wegen der Mehrheitsübernahme von Europas größtem Autobauer VW mit rund neun Milliarden Euro verschuldet und sucht händeringend nach neuen Geldquellen. Seit Monaten verhandeln Wiedeking und sein Finanzchef Holger Härter mit Banken über einen Kredit von insgesamt 12,5 Milliarden Euro. Nach Banken-Zusagen für insgesamt 10,75 Milliarden Euro hatte Porsche die noch fehlenden 1,75 Milliarden Euro komplett bei der Förderbank KfW beantragt.
Porsche betonte erneut, dass das Unternehmen trotz Milliardenschulden keine Staatshilfen angefragt habe, die zu Lasten der Steuerzahler gegangen wären. Vielmehr sei der Sportwagenbauer bereit gewesen, marktübliche Zinsen für den Kredit zu zahlen. Als Sicherheiten seien Volkswagen-Aktien angeboten worden. Aus Sicht von Porsche bestand praktisch kein Ausfallrisiko. Die Tilgung war bis Ende 2010 vorgesehen.
Die Geldsorgen der Stuttgarter könnte jedoch das Golf-Emirat Katar mildern. Porsche liegt nach eigenen Angaben ein schriftliches Angebot des Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) vor, das den Einstieg bei der Porsche Holding SE beschreibt und den Kauf der Optionen auf VW-Aktien enthält. Einzelheiten zu dem Einstieg oder ein möglicher Kaufpreis für die VW-Aktien wurden bislang nicht genannt. Porsche besitzt knapp 51 Prozent der Anteile an Europas größtem Autobauer und hält mit Hilfe der Banken Aktienoptionen über weitere bis zu 24 Prozent. Das Land Niedersachsen hält knapp mehr als 20 Prozent an VW und hat durch das umstrittene VW-Gesetz ein Vetorecht bei wichtigen Entscheidungen.
Abbau von Schulden
Zwischen dem möglichen Katar-Einstieg und dem Verzicht auf den KfW-Kredit besteht nach Angaben des Sprechers jedoch kein kausaler Zusammenhang. Bei dem Antrag an die KfW habe es sich um die Finanzierung des laufenden Betriebs gehandelt, bei den Gesprächen mit Katar gehe es um den Abbau von neun Milliarden Euro Schulden, versicherte der Sprecher.
Vor dem Engagement des Investors müssen auch noch die heillos zerstrittenen Familien Porsche und Piëch grünes Licht geben. Der mögliche Einstieg Katars würde einen deutlichen Bruch in der Familientradition bedeuten, denn mit den Scheichs würde erstmals ein fremder Aktionär beim Familienunternehmen mit am Tisch sitzen. Vor allem Wiedeking-Kontrahent und VW-Patriarch Ferdinand Piëch gilt als Gegner dieser Lösung. Nach Angaben eines Unternehmenssprechers gibt es zu der Entscheidung der Familienstämme noch keine Informationen.
Für den Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen wäre der Einstieg von Katar dagegen die beste Lösung, die Dauerfehde zwischen Stuttgart und Wolfsburg zu beenden. «Katar würde nicht dulden, dass der Krieg zwischen den Familien weitergeht», sagte Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Im erbitterten Machtkampf mit VW hatte Porsche am Montag ein Angebot der Wolfsburger zurückgewiesen, das den Verkauf von knapp der Hälfte des Autogeschäfts von Porsche vorsah. Das sei schlicht nicht möglich, da sonst sofort der Kredit über 10,75 Milliarden Euro fällig werde, erklärte ein Sprecher. In dem Vertrag mit dem Bankenkonsortium sei geregelt, dass die Summe fällig werde, sobald sich die Eigentumsverhältnisse bei der Porsche AG änderten. Grund sei, dass das Geld unter anderem mit dem Autogeschäft der Stuttgarter abgesichert sei. (dpa)