Porsche: Dagobert Duck in Zuffenhausen

Ein Rekordgewinn sorgt für beste Stimmung auf Porsches Hauptversammlung. Und Beobachter lernten einiges über fortgeschrittene Familien-Arithmetik.

Von Frank Heidmann

Ein Aktionärssprecher fand einen ganz neuen Namen für Porsche-Chef Wendelin Wiedeking: «Dagobert Duck von Zuffenhausen» nannte er den erfolgreichen Automanager, der gerade angekündigt hatte, den Rekordgewinn von 2,1 Milliarden Euro aus dem Vorjahr im laufenden Geschäftsjahr sogar noch übertreffen zu können. Die Stimmung auf der Hauptversammlung des traditionsreichen Sportwagenbauers am Freitag war also ziemlich gut - die mit einer Rekorddividende verwöhnten Aktionäre strömten in Rekordtempo ans Buffet mit schwäbischen Spezialitäten.

Ein Porsche führt den Aufsichtsrat

Doch das Aktionärstreffen von Porsche wurde trotz der ungewöhnlich guten Halbjahreszahlen mit einem verfünffachten Vorsteuergewinn vom Thema Volkswagen dominiert. «Wir spielen jetzt in einer andere Liga», zog Wiedeking Bilanz und beeilte sich zu versichern: «Porsche steht weiterhin im Mittelpunkt unseres Denkens und Handelns». Aber dann kommt ganz schnell Volkswagen, wofür Ferdinand Piëch schon sorgen wird. Der VW-Aufsichtsratschef, mächtiges Mitglied einer der beiden Besitzerfamilien von Porsche, saß lächelnd auf dem Podium der Porsche-Aufsichtsräte, genoss die guten Zahlen und schwieg.

Eine Personalie sorgte bei Beobachtern der Hauptversammlung für neue Spekulationen, Piëch könne weiter an der Spitze des VW- Aufsichtsrates bleiben - wie von den Arbeitnehmern befürwortet und von Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff gefürchtet. Denn nach 14 Jahren rückt erstmals wieder ein Mitglied der Familie Porsche an die Aufsichtsratsspitze des gleichnamigen Sportwagenbauers.

Wolfgang Porsche übernimmt von Helmuth Sihler den Posten, den zuvor bereits sein Vater Ferry und sein Bruder Ferdinand Alexander innehatten. Zudem rückt mit Hans-Peter Porsche ein weiteres Familienmitglied in das Organ auf. Damit endet auch die bisherige Parität zwischen den beiden Familienzweigen der Porsche-Nachfahren im Aufsichtsrat. Die Familie Porsche stellt künftig drei Mitglieder des Organs und hat damit einen Sitz mehr inne als die Familie Piëch.

VW-Aufsicht als Familien-Monopoly

Der durchaus Macht bewusste Ferdinand Piëch dürfte dies nicht so einfach hingenommen haben. Für Aktionärsschützer Peter Maser von der DSW drängte sich hier sofort eine Frage auf: Soll damit familienintern kompensiert werden, dass Wolfgang Porsches Vetter Ferdinand Piëch an der Spitze des VW-Kontrollorgans bleiben soll, wo Porsche inzwischen größter Einzelaktionär ist? Nahrung erhalten die Spekulationen auch durch die überraschende Ankündigung Piëchs bei der Detroit Motor Show, er sehe keinen Grund, sich aus dem VW- Aufsichtsrat zurückzuziehen. Dabei hatten sich die beiden VW- Großaktionäre Porsche und das Land Niedersachsen erst vor einem Jahr darauf geeinigt, Piëch im April nicht wieder in das Gremium zu wählen.

Diesen Kompromiss hatte Porsche-Chef Wiedeking aber bereits im Dezember aufgekündigt. Mit dem vergrößerten Aktienpaket hätten sich die Verhältnisse geändert, sagte er auf der Bilanz-Pressekonferenz Anfang Dezember. Dem Vernehmen nach will Porsche auch bei einem Verbleib Piëchs im VW-Kontrollorgan auf einen weiteren Sitz für Porsche pochen. Bisher entsendet Porsche ohne Piëch zwei Vertreter in das Gremium, eben so viele, wie das Land Niedersachsen. Bei Porsche wollte niemand die Personalspekulationen kommentieren. Für die VW- Hauptversammlung im April ist weiter für Spannung gesorgt. (dpa)

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