Mit Luxus aus der Krise

Porsche stellt Panamera in Shanghai vor

Porsche hat sein Sportcoupé Panamera in Shanghai vorgestellt. Der Ort war bewusst gewählt. Schließlich ist China der Markt, dessen Absatzzahlen die Automanager in schwierigen Zeiten wie diesen noch erfreuen.

Von Frank Mertens

Nicht in New York, nicht in Genf und schon gar nicht in Frankfurt. Für die Weltpremiere des neuen Panamera hat sich der Sportwagenbauer Porsche die Auto-Show Shanghai ausgesucht, die chinesische Boom-Town schlechthin. Angesichts der weltweiten Absatzkrise ist China für die deutschen Autobauer zur Insel der Glückseligkeit geworden.

Kein Wunder, dass das Topmanagement der deutschen Autobauer in Shanghai vertreten ist. Während die Absätze anderswo dramatisch wegbrechen, steigen sie in China für Hersteller wie Porsche im dreistelligen Bereich. Die Stuttgarter konnten 2008 mit 7600 verkauften Fahrzeugen ein Plus von 145 Prozent erzielen. Entsprechend lag es auf der Hand, das viertürige Sportcoupé nicht irgendwo auf der Welt dem Publikum vorzustellen, sondern in China, einem bedeutenden «Zukunftsmarkt mit viel Potenzial».

Wiedeking erkrankt

Eigentlich wollte es sich Porsche-Boss Wendelin Wiedeking am Sonntagabend nicht nehmen lassen, selbst die Weltpremiere im 94. Stock des Shanghai World Financial Centers zu zelebrieren. Doch das konnte er nicht. Wiedeking war erkrankt, statt seiner stellte also Vertriebsvorstand Klaus Berning das Auto («Darauf sind wir stolz») vor.

Dass der Panamera mit seinen 500 PS in der Topmotorisierung allerdings ein Auto ist, dass nicht so recht in diese Zeiten passt, in denen geringer Verbrauch und Umweltfreundlichkeit immer wichtiger werden, steht auf einem anderen Blatt. Porsche jedenfalls setzt große Hoffnungen auf diesen Anachronismus auf Rädern, mit dem man nach dem 911, Cayman/Boxster und dem Cayenne seine vierte Baureihe eröffnet.

Pro Jahr will man von ihm mindestens 20.000 Einheiten verkaufen, davon je ein Drittel in Europa, Asien und Amerika. 90 Prozent davon sollen Neukunden sein, die man anderen Marken streitig macht.

Wolfgang Porsche im Panamera Foto: dpa

Erhältlich sein wird der Panamera, der in Leipzig gebaut wird, zu einem Einstiegspreis von 94.000 Euro. Dafür erhält man einen V6 mit 300 PS. Das Topmodell geht bei 135.154 Euro los. Das sind Preise, deren Dimensionen dem Durchschnittschinesen in etwa so fern liegen wie Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Notwendigkeit eines Staatseinstiegs beim Autobauer Opel. Zunächst wird übrigens der V8 eingeführt, dann ein Jahr später der V6 und erst danach ein Hybrid. Ingesamt hat Porsche in die Entwicklung des Panamera eine Milliarde Euro gesteckt, wie Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer sagte.

Lukratives Segment

Doch genau das Premiumsegment ist das Segment, in dem die Deutschen - bis auf Volkswagen - die meisten Autos verkaufen. Audi beispielsweise, für die China bereits der zweitwichtigste Markt nach Deutschland geworden ist, setzt hier besonders gut den Audi A6 ab - und den dann bevorzugt in der Langversion.

Im zurückliegenden Jahr verkaufte Audi in China 120.000 Autos. Damit liegt man klar vor BMW (75.000) und Mercedes (43.000). «Wir gehen davon aus, dass unsere vierte Baureihe hier auf dem chinesischen Markt unserem Absatz noch einmal einen kräftigen Schub verleihen wird», glaubt Berning. In China müssen die Kunden jedoch schon sehr viel für die Marke übrig haben, denn die Autos sind hier - wie auch bei anderen Herstellern - wegen des Zolls und der Verbrauchssteuer bis zu 40 Prozent teurer.

Mercedes S 65 AMG Foto: AG/Mertens

Auf Premium setzt auch der Daimler-Konzern, der ab diesem Montag nicht nur die neue S-Klasse vorstellt, sondern auch das Topmodell der AMG-Baureihe vor, den S 65 AMG mit einem 6 Liter großem V12 Biturbomotor mit 612 PS, einem Drehmoment von 1000 (!) Newtonmeter und einer Beschleunigung von 4,4 Sekunden von null auf hundert. Der Preis: ab 135.000 Euro.

«China wird für uns ein immer wichtigerer Markt», sagte auch AMG-Chef Volker Mornhinweg. Für ihn ist Krise ein Fremdwort. Nach 20.300 verkauften Autos in 2007, setzte er im Vorjahr 24.700 AMG-Modelle ab, ein Zuwachs von 19 Prozent. Selbst in diesem Jahr kann die hauseigene Mercedes Tuningschmiede dem Abwärtstrend trotzen. Nach dem ersten Quartal hat man 4000 Autos verkauft, 2,8 Prozent weniger als 2008. «China hat enormes Potenzial, für 2010 wird ein Wirtschaftswachstum von 7,5 Prozent erwartet», sagte Mornhinweg.

BMW X6 M Foto: BMW

Das Luxussegment besitzt Potenzial und darauf setzen alle deutschen Premiumhersteller, auch BMW, die in Shanghai ihren Lifestyle-SUV X6 als M-Version präsentieren - mit nicht weniger als 555 PS. Die Devise «Mit Luxus aus der Krise» könnte für die Deutschen vielleicht aufgehen.

Doch auch in China ist nicht alles nur rosig, denn die Absätze steigen auch durch milliardenschwere Konjunkturhilfen der chinesischen Regierung. Aber die weltwirtschaftliche Entwicklung zeigt auch Wirkungen in China. So ist im ersten Quartal das Bruttoinlandsprodukt nur noch um 6,1 Prozent gestiegen. Trotz einer Exportschwäche traut man China weiterhin ein Wachstum von sieben Prozent zu. Ein Wachstum, von dem Deutschland nur träumen kann. Hier rechnen die Konjunkturforscher mit einem Minus von bis zu fünf Prozent.

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