Peugeot hat sich zum 200. Geburtstag einmal mehr modernisiert. Peugeot-Chef Jean-Marc Gales spricht über ambitionierte Ziele und das neue Mobilitätskonzept, das neue Kunden zur Marke führen soll.
Frage: Herr Gales, das Jahr der Abwrackprämie ist vorbei. Denken Sie mit Grausen an 2010?
Jean-Marc Gales: Wir hatten ein gutes Jahr 2009, in Deutschland sogar ein hervorragendes Jahr. Keiner will schwächer werden.
Frage: Trotzdem wird in Deutschland mit einer Million weniger Neuzulassungen gerechnet. . .
Gales: . . . wir denken, dass wir keinen Einbruch erleiden werden. Das Privatkundengeschäft wird zurückgehen, das Flottengeschäft zieht an. Darauf sind wir gut vorbereitet und dort wollen wir auch stärker agieren. Das sehen wir auch schon an den Auftragseingängen für die leichten Nutzfahrzeuge.
«China Wachstumsmarkt überhaupt»
Frage: Wo sehen Sie Wachstumschancen?
Gales: Der Wachstumsmarkt überhaupt ist China. Deshalb werden wir den 408, eine Stufenhecklimousine, die nicht der Nachfolger des 407 ist, am 25. Januar dort zuerst präsentieren.
Frage: Wie schaut es mit Indiens aus?
Gales: Indien liegt in unseren Planungen im Mittelfeld. China wird die Nummer eins, dann kommt auch schon Deutschland.
«Beide Marken differenzieren»
Frage: Citroen hatte sich vor knapp einem Jahr neu definiert, jetzt hat Peugeot zum 200. Geburtstag ein neues Logo, ein neues Motto und eine neue Philosophie präsentiert. Gibt es noch Gemeinsamkeiten mit der Konzernschwester?
Gales: Ziel ist es, die Identität der jeweiligen Marke zu stärken. Darum werden in Zukunft auch weniger gemeinsame Autos gefertigt werden. Beide Marken müssen in Zukunft zunehmend differenziert werden.
Frage: Bei der Differenzierung helfen soll ein neues Mobilitätskonzept. Wie wird dieses in der Praxis ausschauen?
Mobilitätskonzept im ersten Halbjahr in Berlin
Gales: Bei dem Konzept Mu kann man sich über das Internet eine Karte für zehn Euro freischalten lassen. Diese Karte kann dann mit Mobilitätspunkten aufgeladen werden. Anschließend geht man zum Peugeot-Händler und kann sich dann je nach Bedürfnis und der Punkteanzahl ein Auto, ein Fahrrad oder einen Elektro-Scooter, der Ende des Jahres eingeführt wird, mieten.
Frage: Wann wird dieses Konzept eingeführt werden?
Gales: Eine Testphase lief schon an. Ende Januar wird das Konzept in Paris starten, kurz darauf werden wir es im ersten Halbjahr auch in Berlin einführen.
Frage: Muss man Peugeot-Kunde sein, um an dem Konzept teilnehmen zu können?
Gales: Jeder kann sich im Internet eine Karte ordern. Wir wollen dadurch natürlich auch neue Kunden zu Peugeot holen.
14 neue Modelle bis 2012
Frage: Neben einem Elektro-Roller wird auch demnächst das Elektro-Auto iOn auf den Markt kommen. Was ist weiterhin geplant?
Gales: Wir werden bis 2012 14 neue Modelle präsentieren. Neben dem Elektro-Antrieb wird auch ein Hybrid-Diesel dabei sein. Zudem werden wir unsere Verbrennungsmotoren weiter modernisieren.
Frage: Wann kommt das erste Brennstoffzellenfahrzeug?
Gales: Bei der Brennstoffzelle haben wir keine Pläne. Wir setzen auf die drei genannten Antriebsarten.
Frage: Der Elektrohype ist in aller Munde. PSA hatte in den neunziger Jahren schon Elektrofahrzeuge hergestellt und verkauft. Dadurch ist Peugeot bisher der größte Hersteller von Elektrofahrzeugen weltweit. Wie lange werden Sie diese Position halten?
Gales: Wenn Sie einmal die Nummer eins sind, wollen Sie auch die Nummer eins bleiben.
Frage: In der Weltrangliste steht Peugeot auf der Nummer zehn. Wie sehen die Ziele aus?
«Wollen drei Plätze klettern
Gales: Wir wollen bis 2015 drei Plätze klettern. Das ist sehr ambitioniert, aber wir wollen das schaffen.
Frage: Fiat-Chef Sergio Marchionne hat davon gesprochen, dass lediglich sechs Autohersteller in weniger Jahren auf dem Markt vertreten sein werden. Wird Peugeot dazugehören?
Gales: Absolut.
Aufgezeichnet von Thomas Flehmer