Mit einem Dienstwagen wollen Unternehmen dringend benötigte Fachkräfte gewinnen. In Stellenausschreibungen wird potentiellen Kandidaten ein Firmenwagen in Aussicht gestellt.
Der Fachkräftemangel sorgt für eine erhöhte Dienstwagennachfrage. Damit qualifizierte Arbeitskräfte sich für eine offene Stelle interessieren oder nicht zur Konkurrenz abwandern, schreiben immer mehr Unternehmen eine Arbeitsstelle mit einem Firmenwagen aus. Die Statistik der gewerblichen Pkw-Neuzulassungen zeigt himmelwärts. Über 15 Prozent Zunahme in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum, so der Verband der Automobilindustrie (VDA). Ein Ende der Entwicklung ist zumindest bis Ende 2011 nicht abzusehen.
Dienstwagen als Anreiz
Laut dem Arbeitskreis der Autobanken (AKA), ein Zusammenschluss aller herstellerverbundenen Finanzdienstleistungs- gesellschaften, sei eine wesentliche Ursache hierfür die zunehmende Dienstwagennachfrage. Um auf dem Arbeitsmarkt geeignete Mitarbeiter akquirieren und vorhandene Mitarbeiter halten zu können, machen Unternehmen immer mehr Stellen mit einem Auto auf Unternehmenskosten attraktiver.
Und das unabhängig davon, ob ein Firmenauto überhaupt oder in welchem Umfang für die Ausübung einer Tätigkeit benötigt wird. Der Geschäftswagen werde somit immer mehr ein reines Motivationsinstrument. Dies beinhalte, dass das Firmengefährt vom Arbeitnehmer privat und möglichst uneingeschränkt genutzt werden könne. Die Anschaffung eines Privatwagens solle sich für den Mitarbeiter erübrigen. Der Gesetzgeber besteuert den privaten Vorteil mit einem Prozent vom Fahrzeuglistenpreis.
Der Trend zum Dienstwagen gelte für alle Hierarchieebenen. Somit würden auch mehr Klein- und Kompaktwagen sowie SUV als Firmenfahrzeuge gefragt sein. Das bestätigt Kia bezogen auf seinen Stadtflitzer Picanto. Der koreanische Hersteller hat eine rekordverdächtige Nachfrage registriert, besonders von Handelsunternehmen.
VW freut sich über eine "deutlich gestiegene Beachtung der Golf-Modelle bei Firmen mit Fuhrpark". BMW sieht speziell seinen X1 "in Firmenfuhrpark stärker vertreten". Mitsubishi verzeichnet ein "stark erhöhtes Firmeninteresse für die SUV-Modelle Outlander und ASX". Bei Audi würden sich für alle Q-Modellvarianten "mehr Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen" interessieren.
Dienstwagenverordnung aufgeweicht
Das größere Stellenangebot mit Dienstfahrzeugen sprenge mancherorts die bisherige, firmentypische Dienstwagenordnung, so der Bundesverband Deutscher Leasing-Unternehmen (BOL). Gängig sei inzwischen, dass Mitarbeiter jeweils bestimmte Modelle von vorgegebenen Automarken bis zu einer Preisobergrenze aussuchen dürften.
Die Preisobergrenze kann der Fahrzeuganschaffungspreis oder die monatlich fällige Leasinggebühr sein. Zuzahlungen von Mitarbeitern, damit sie sich ein anderes Modell aussuchen können, wären von Arbeitgeberseite nicht gern gesehen. Großzügiger sei man dagegen bei freiwilligen Zahlungen von Beschäftigten, um eine höherwertigere Modellausstattung bestellen zu können. (mid)