Peugeot geht zum 200. Geburtstag in die Offensive. Neben einem neuen Markenauftritt und hochtrabenden Ambitionen soll besonders ein neues Mobilitätskonzept den Erfolg bringen. Und auch die Abgrenzung vom Schwesterunternehmen wird forsch betrieben.
Von Thomas Flehmer
Die PSA-Konzerschwester Citroen hatte es im letzten Jahr vorgemacht. Mit einem neuen Logo, einem neuen Motto, und der DS-Baureihe als neuer Designlinie präsentierte das Unternehmen pünktlich zum 90. Geburtstag den Weg in die Zukunft. In diesem Jahr feiert Peugeot den 200. Geburtstag und zieht nun nach - allerdings anders als bei der langjährigen Konzernschwester.
«Identität der Marke stärken»
Zwar gibt es mit «Motion and Emotion» ebenfalls ein neues Motto, zudem wurde der Löwe - seit 1858 Markenzeichen von Peugeot - ebenso aufgefrischt wie die beiden Winkel von Citroen, doch ansonsten gehen die Wege auseinander. «Die Identität der jeweiligen Marke muss gestärkt werden, darum werden wir in Zukunft auch weniger baugleiche Fahrzeuge anbieten. Diese beiden Marken muss man zunehmend differenzieren», sagte Peugeot-Chef Jean-Marc Gales in Paris.
Diese Differenzierung findet auf drei Ebenen statt. «Die Marke muss sich modernisieren, die Umwelt muss durch die Entwicklung neuer Konzepten erhalten bleiben und dabei müssen Lösungen für eine Mobilität gefunden werden», so Gales weiter. 14 neue Modelle bis 2012 sollen dabei die Modernisierung des Unternehmens verdeutlichen.
SR-1 als Essenz der Marke
Als Vorreiter dient die Studie SR 1. Der Roadster fährt mit einem kleineren Löwenmaul vor, was vor allem dem Auge gut tut. Vorbei sind die Zeiten, in denen ein großer Kühlergrill - zum Beispiel beim 4007 - eher verschreckte als elegant zu wirken. Gemeinsam mit den schmalen Scheinwerfern sowie der aerodynamischen Form ähnelt die Studie einem Aston Martin Vantage.
«Der SR 1 ist die Essenz unserer Marke», sagt Kommunikationsvorstand Xavier Peugeot. Der Nachfolger des 407, der im Herbst auf dem Autosalon in Paris seinen Einstand geben wird, ist das erste Modell, das die neue Designsprache in den Alltag übertragen wird.
BB-1 über Studiencharakter hinaus
Dagegen wird der SR 1 wohl nicht über den Studiencharakter hinauskommen, sondern lediglich als Richtungsweiser fungieren. Ausgestattet mit einem Benzin-Hybrid und Allradlenkung soll der über 300 PS starke Roadster lediglich 119 Gramm CO2 pro Kilometer in die Luft jagen und wäre damit sogar von der Kfz-Steuer befreit, was neben der Modernisierung auch den Umweltaspekt miteinschließen würde - allerdings nur in der Theorie.
Einen Übergang zur emissionsfreien Mobilität geben die Rückleuchten, die identisch sind mit dem Elektroauto BB 1. Die recht eigenwillige Studie eines gerade einmal zweieinhalb langen Viersitzers mit Elektroantrieb, die vor Monaten quer durch Europa gezeigt wurde, scheint so viel Zuspruch erhalten zu haben, dass nun die Serienfertigung ansteht. Zuvor allerdings kommt noch das Elektroauto iOn, eine baugleiche Kopie des M-iev vom Kooperationspartner Mitsubishi.
Mobilität per Karte
Während der SR 1 die Ebene «Modernisierung» mit der Ebene «Umwelt» verknüpft, verbindet der BB 1 die beiden Ebenen «Umwelt» und «Mobilität». So steht der BB 1 sowie eine Elektrofahrrad mit nur einer Achse und ein Elektro-Scooter für ein neues Konzept nicht nur des Nahverkehrs. In Paris startet Peugeot Ende Januar das dem Carsharing ähnlichen Programm «Mu». Interessenten, auch keine Peugeot-Kunden, können sich für zehn Euro eine Prepaidkarte online freischalten lassen, die dann mit Punkten aufgeladen werden kann. Mit dieser Karte geht der Kunde zum Peugeot-Händler und kann dort je nach Punktzahl einen für seine Anforderungen richtigen fahrbaren Untersatz wählen - egal, ob Auto, Fahrrad oder Elektro-Scooter, der Ende des Jahres auf den Markt kommen wird. Und irgendwann sind dann auch die Elektroautos wie der BB 1 im Angebot.
Gleich nach der Startphase in Paris wird dieses Konzept auch in Berlin eingeführt werden. Damit übernimmt Peugeot eine Vorreiterrolle bei einer möglichen Mobilitäts-Lösung für die Zukunft. Nebenher werden auch bisher Peugeot-ferne Kunden die Showrooms der Händler frequentieren. Und - nicht zu vergessen und sehr, sehr wichtig für Peugeot - die Abgrenzung zu Citroen. Auf die Frage, ob Citroen ebenfalls ein solches Mobilitätskonzept anbieten werde, folgte ein Schulterzucken eines Peugeot-Sprechers sowie die forsche Ansage, dass die Konzernschwester dann doch mit diesem Konzept hinten dran wäre. Wahre Geschwisterliebe sieht anders aus.