Dramatische Lage von GM

Hilfen noch vor Weihnachten nötig

Der kriselnde Autobauer GM benötigt noch im Dezember einen Kredit von vier Milliarden Dollar. Diese Forderung löste Spekulationen über eine bevorstehende Pleite aus.

Die Lage der amerikanischen Autohersteller ist noch verzweifelter als bislang bekannt. Der Opel-Mutterkonzern General Motors braucht noch im Dezember einen Kredit über vier Milliarden Dollar. Insgesamt bat der größte US-Autobauer den US-Kongress am Dienstag um Kredite von bis zu 18 Milliarden Dollar bis Ende 2009. Der Konkurrent Ford braucht bis zu neun Milliarden. Der US-Automarkt liegt weiter am Boden: Im November brach der Absatz von GM um 41 Prozent ein, die Verkäufe von Ford fielen um gut 30 Prozent.

Spekulationen um Pleite

Die GM-Mitteilung löste sofort neue Spekulationen über eine drohende Pleite aus. Das «Wall Street Journal» berichtete, die ranghohe Funktionäre der Autoarbeiter-Gewerkschaft UAW befürchteten eine Insolvenz von General Motors noch vor Weihnachten, falls die Milliarden vom Staat nicht kämen. Das Unternehmen selbst betonte am Dienstag, es wolle eine Insolvenz unbedingt verhindern und setzte alles daran, die Hilfen aus Washington zu bekommen.

In Deutschland bereitet sich Opel allerdings schon seit Mitte November auf eine Insolvenz der Konzernmutter vor und bat für diesen Fall um staatliche Bürgschaften von mehr als einer Milliarde Euro. Die Bundesregierung will bis Weihnachten darüber entscheiden.

GM beantragte die Kredite bei Vorlage eines Sanierungsprogramms im US-Kongress. Die Abgeordneten hatten überzeugende Zukunftspläne zur Voraussetzung für die dringend benötigten Kredite gemacht. Es geht um insgesamt 25 Milliarden Dollar für GM, Ford und Chrysler zusammen. Schon der maximale Bedarf von GM und Ford sprengt diesen Rahmen.

12 Milliarden Dollar gefordert

GM will bis Ende kommenden Jahres Kredite von zwölf Milliarden Dollar, um die Liquidität aufrecht zu erhalten. Sollte die Krise am US-Automarkt weiter andauern, würde noch einmal sechs Milliarden Dollar fällig, hieß es. Mit Rückzahlungen der Kredite will GM erst im Jahr 2011 beginnen. Dafür verspricht die Opel-Mutter, verstärkt in umweltfreundliche Modelle wie den Elektrowagen Chevy Volt zu investieren sowie die Kostensenkungen zu beschleunigen. Konzernchef Richard Wagoner will für ein symbolisches Gehalt von einem Dollar arbeiten.

GM befürchtet, dass im kommenden Jahr im US-Markt nur noch 10,5 Millionen Autos verkauft werden können. Das wäre ein dramatischer Rückgang von den zuletzt üblichen mehr als 15 Millionen. GM glaubt, schon bei einem Marktvolumen von 12,5 bis 13 Millionen Fahrzeuge profitabel sein zu können.

Ford legte am Dienstag dem US-Kongress ein Konzept vor, nachdem das Unternehmen durch ein Staatsdarlehen über neun Milliarden Dollar bis 2011 wieder profitabel werden soll. Über die nächsten sieben Jahre sollen 14 Milliarden Dollar investiert werden, um den Benzinverbrauch der Ford-Flotte zu senken. Außerdem wolle das Unternehmen seine fünf Firmenjets verkaufen. Bereits zuvor war bekanntgeworden, dass Ford einen Verkauf der verlustbringenden schwedischen Tochter Volvo erwägt.

Dramatische Einbrüche

Ford erlitt im November in den USA im Vergleich zum Vorjahresmonat einen Absatzeinbruch von 30,6 Prozent auf gut 123 000 Fahrzeuge. Bei GM betrug das Minus 41 Prozent auf knapp 155 000 Fahrzeuge. Auch den erfolgsverwöhnten japanischen Autobauer Toyota traf es in Amerika hart: Der Absatz fiel um 34 Prozent auf gut 130 300 Autos. Deutsche Autobauer erwischte es auch. Daimler verbuchte ein Minus von 30 Prozent, BMW von 26,8 Prozent und VW von 19,2 Prozent. Die Verkäufe der Deutschen in den USA sind allerdings deutlich geringer.

Es wurde erwartet, dass alle drei Chefs der US-Autokonzerne zu weiteren Anhörungen an diesem Donnerstag und Freitag nach Washington kommen werden. Bei einem ersten Auftritt vor zwei Wochen waren ihre Forderungen nach dem Milliardenkredit im Kongress auf deutliche Skepsis gestoßen.

Nachdem vor zwei Wochen die Anreise der drei Konzernchefs in Firmenjets auf scharfe Kritik gestoßen war, plante Ford-Chef Mulally laut US-Medien, diesmal in einem Hybrid-Auto nach Washington zu kommen. Detroit liegt rund zehn Autostunden entfernt. (dpa)

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