Der Stammvater vor dem Ende

Volkswagen

Noch bis heute wird in Südafrika die erste Generation des Golf produziert und gilt als beliebtes Einsteigerauto. Doch nun mehren sich die Zeichen für ein baldiges Ende.

In Südafrika steht eine Autolegende vor dem Ende: der nur noch dort gebaute Ur-Golf (Typ I), der vor 35 Jahren erstmals in Wolfsburg vom Band rollte. Die Werksleitung in Uitenhagen (bei Port Elizabeth) will zwar noch kein konkretes Datum nennen, macht aber klar, dass das Ende naht. Das Werk richtet sich gerade mit einem Aufwand von rund 275 Millionen Euro neu aus - da ist für den aufwändig per Hand montierten Klassiker kein Platz mehr. Südafrikas VW-Chef David Powels ahnt bereits: «Wir werden zweifellos einige negative Reaktionen erhalten, weil der Wagen noch viele Fans hat.»

Viel Handarbeit

Der Golf ist heute das meistverkaufte Auto aller Zeiten. Eckig, kantig und auf Anhieb erfolgreich kam der Ur-Golf 1974 in Deutschland auf den Markt. In Europa längst ausrangiert, macht er heute noch die Südafrikaner mobil - nur am Kap wird der Golf Typ 1 noch produziert. In der Werkshalle in Uitenhagen (bei Port Elizabeth) wird das Auto noch weitgehend von Hand gemacht - Spötter behaupten, der Anteil an Handarbeit käme dem eines Rolls Royce nahe. Es wird gehämmert, geschweißt und gebohrt. Eine deutsche Automobilzeitschrift behauptete vor kurzem sogar als Aprilscherz, VW erwäge den Deutschland-Import des preisgünstigen Einsteigermodells.

Technisch veraltet

Doch zum runden Geburtstag stören die Pläne für eine Einstellung der Produktion am Kap die Feierlaune. Es gab sie immer wieder mal, doch nun will man ernst machen, versichert man bei VW in inoffiziellen Gesprächen. Noch vor dem Jahresende soll das endgültige Aus für den Wagen kommen, der sich bisher unter dem Namen «Citi Golf» weiterhin als einer der populärsten Kleinwagen in Südafrika hält. Als Zielgröße im Gespräch ist bisher Ende August, Anfang September. Einer der Gründe: Der Ur-Golf ist seit seiner Einführung in Südafrika 1978 technisch nahezu unverändert geblieben. Einige Details wurden optisch überarbeitet und in der jüngeren «Citi Golf»- Generation gibt es neben dem serienmäßigen Radio nun sogar einen Airbag. Aber die Ausstattung des kleinen Flitzers bleibt dennoch weit hinter den Sicherheitsstandards in Europas heutigen Kleinwagen zurück. Mit einem Kaufpreis von unter 10 000 Euro war er bisher ein finanzierbares Einsteiger-Modell für die 25- bis 34-Jährigen.

Halbe Million verkauft

Begonnen hatte alles 1978, vier Jahre nach dem Produktionsstart in Deutschland. Damals liefen am Kap die ersten Golf-Modelle vom Band. Alle Varianten eingerechnet kam der am Kap gebaute Ur-Golf auf mehr als 500 000 Exemplare. Der heute als «Citi Golf» vermarktete Typ verdrängte mit seinem Frontmotor den populären VW- Käfer von der Spitzenposition und wurde in Südafrika schnell zum Marktführer seiner Klasse. Als der Nachfolger des legendären Käfers im Jahr 1974 anrollte, bildete das eckige Design-Konzept eine klare Zäsur zu den Rundungen des vorherigen Erfolgsmodells. Der Käfer-Ersatz sollte an die einzigartige Erfolgsgeschichte des VW Käfers anknüpfen, aber einen vorne eingebauten, Wasser gekühlten Vierzylinder bekommen.

Der weg zum Bestseller

Karosserie-Stylist Giorgio Giugiaro zeichnete für das Design mit verantwortlich - der Golf I wurde auf Anhieb ein Bestseller. Schon 1976 war er in Deutschland ein Bestseller, im Oktober 1976 waren bereits eine Million Exemplare verkauft. Der Nachfolger Golf II kam 1983 auf den Markt, 1991 der Golf III, bevor der Golf Nummer IV dann schaffte, was kaum jemand für möglich gehalten hatte: im Jahr 2002 sorgte er dafür, dass die Golf-Reihe mit 21 517.415 Exemplaren den Käfer übertraf. Mittlerweile ist die sechste Generation unterwegs. (dpa)

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