Audi-Chef Stadler greift Konkurrenz an

Rupert Stadler hat gleich zu Beginn seines Amtes als neuer Audi-Chef eine Kampfansage an die Konkurrenz verschickt. Der Nachfolger von Martin Winterkorn sieht sich dabei nicht nur als Koordinationsstelle.

Von Axel Höpner

Der neue Audi-Chef Rupert Stadler hatte gleich bei seiner ersten großen Amtshandlung die Muskeln spielen lassen. Bei der Automesse in Detroit präsentierte der bisherige Finanzvorstand der VW-Tochter bei einem showreifen Auftritt den geländegängigen Q7 in einer 500-PS-Version mit dem stärksten Pkw-Dieselmotor der Welt. Zugleich schickte der Nachfolger des neuen VW-Chefs Martin Winterkorn eine Kampfansage an die Erzrivalen in München und Stuttgart: Er wolle alles daran setzen, dass Audi das Ziel erreicht, zur erfolgreichsten Premiummarke der Welt aufzusteigen. Der Aufsichtsrat sieht ihn dafür als den richtigen Mann an. Am Freitag wurde der bisher nur kommissarische Chef auf Dauer zum Vorstandsvorsitzenden ernannt.

Zufriedenstellende Dauerlösung

Lange war spekuliert worden, Stadler sei nur ein Interimsvorsitzender und werde schon bald Winterkorn nach Wolfsburg folgen und dort Finanzvorstand werden. Damit, dass es nun eine Dauerlösung wird, dürften sowohl Audi als auch Stadler selbst zufrieden sein. «Die Verantwortung für ein ganzes Unternehmen zu übernehmen, ist für ihn eine reizvolle Aufgabe», sagt ein Unternehmenskenner. Stadler könne nun weitere Erfahrung sammeln. «Er ist ja erst Anfang 40.» Der Audi-Chefsessel sei ja schon öfter Sprungbrett für noch höhere Aufgaben gewesen. Vor Winterkorn hatte auch schon einmal der mächtige VW-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch den Chefsessel bei Audi inne.

Zwar waren Stadlers Vorgänger bei Audi in der Regel Ingenieure. Doch er galt schon bisher nicht als klassischer Finanzvorstand, der sich nur für eher dröge Zahlen interessiert. Er werde wohl auch künftig den Chefposten nicht nur als reine Koordinationsstelle sehen, sondern sich aktiv in die anderen Bereiche einmischen, vermutet ein Branchenkenner. Der Rückendeckung aus Wolfsburg kann er sich sicher sein. «Stadler ist einer der engsten Vertrauten von Winterkorn», sagte ein Unternehmenskenner. Zudem war Stadler fünf Jahre lang Büroleiter bei Piëch in Wolfsburg. Damit ist er bestens vernetzt im neu strukturierten VW-Konzern.

Seit 1990 bei Audi

Stadler wuchs im oberbayerischen Wachenzell im Norden von Ingolstadt als Sohn eines Landwirts auf. Der ältere Bruder übernahm den Hof, Rupert Stadler studierte an der Fachhochschule Augsburg Betriebswirtschaft. Der Oberbayer legte eine steile Karriere hin. Er startete seine Laufbahn bei Philips in Nürnberg, ehe er 1990 zu Audi wechselte. Bei der VW-Tochter übernahm er zunächst Aufgaben im Bereich Controlling. Die heute für höhere Weihen erforderliche Auslandserfahrung sammelte Stadler ab 1994 als kaufmännischer Geschäftsführer für VW und Audi in Spanien. Nach drei Jahren in der Ferne übernahm er die Leitung des Generalsekretariats beim VW- Vorstandsvorsitzenden Piëch und wurde 2002 zusätzlich Leiter der Konzern-Produktplanung.

Als Finanzvorstand war Stadler seit 2003 dafür verantwortlich, dass die Premium-Tochter einen Großteil der Gewinne des VW-Konzerns einfuhr und von Absatzrekord zu Absatzrekord eilte. Zudem hat er gemeinsam mit Winterkorn die ehrgeizige Mittelfristplanung des Konzerns entworfen. Die Energie für die dabei notwendigen Marathonsitzungen holt sich der Manager vor allem beim Sport. Stadler ist regelmäßig mit dem Mountainbike unterwegs und läuft gerne. Damit ist er ein nicht ganz so fanatischer Autofreak wie seine Vorgänger Winterkorn und Piëch. (dpa)

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