Verbrauchern fehlt Vertrauen beim Autonomen Fahren

Umfrage des TÜV Süd

Verbrauchern fehlt Vertrauen beim Autonomen Fahren
Die Mehrheit traut den Systemen beim Autonomen Fahren nicht. © Magna

Auf der IAA in Frankfurt ist Autonomes Fahren präsent. Doch im Alltag ist das Thema den Verbrauchern laut einer Umfrage des TÜV Süd mehrheitlich egal, auch wenn die Befragten klare Meinungen haben.

Von Thomas Flehmer

Die Autohersteller legen sich derzeit mächtig ins Zeug, um das autonome Fahren voranzutreiben. Das Jahr 2020 gilt dabei als Startpunkt für ein neues Mobilitätszeitalter. Doch müssen die Autobauer in den verbleibenden fünf Jahren viel Überzeugungsarbeit leisten, denn das Thema scheint nach einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des TÜV Süd noch nicht bei den Verbrauchern angekommen zu sein.

Über 80 Prozent fühlen sich nicht angesprochen

Demnach haben sich 82 Prozent der lediglich 504 Befragten mit dem Thema „Autonomes Fahren“ überhaupt noch nicht beschäftigt. Unterstützt wird diese hohe Zahl durch die 90 Prozent, denen das Thema egal (23 Prozent), eher unwichtig (23 Prozent) oder völlig unwichtig (44 Prozent) ist.

Die ablehnende Haltung ist im Aspekt der Sicherheit zu suchen. „Grundsätzlich ist das Vertrauen in die Sicherheit hoch“, sagt Klemens Schmiederer auf der IAA in Frankfurt. Allerdings zählt der Vorstand für Mobilität beim TÜV Süd zu den 30 Prozent, die das autonome Fahren für „sicher“ und „sehr sicher“ halten, auch die 29 Prozent hinzu, die sich für „mittel“ entschieden. Denn auf der anderen Seite halten 18 Prozent das autonome Fahren für „eher unsicher“, gleich 24 Prozent für „sehr unsicher“.

Hackerangriffe lassen Vertrauen schwinden

Die Unsicherheit lässt sich auch bei den Prüfintervallen der Hauptuntersuchung (HU) ablesen. So meinen gleich 35 Prozent der Befragten, selbstständig fahrende Fahrzeuge sollten alle sechs Monate überprüft werden, 33 Prozent votierten für eine jährliche Untersuchung. Nur 19 Prozent stimmten für den derzeit angewendeten Zyklus von zwei Jahren.

Dass die Skepsis so hoch liege, sieht Schmiederer auch durch die zuletzt bekannt gewordenen Hackerangriffe auf Autos in den USA begründet, bei denen die Kontrolle über Bremsen und Lenkung des Autos von fremden Personen übernommen wurde. „Die Hackerangriffe lassen das Vertrauen zum autonomen Fahren schwinden“, sagt Schmiederer.

Sichere Verbindung zwischen Sicherheit und Datensicherheit

Der Vorstand sieht besonders in der Vernetzung der Fahrzeuge untereinander sowie der Vernetzung der Autos zur Infrastruktur wie Ampeln große Lücken, die geschlossen werden müssten. „Darum müssen wir eine sichere Verbindung zwischen Sicherheit und Datensicherheit über die Motorhaube hinaus erstellen.“

Als Basis fordert Schmiederer „klare rechtliche Vorlagen und technische Grundlagen“, damit die Skepsis der Endkunden gemindert werden könnte. Doch – und das nicht nur beim autonomen Fahren – weiß Schmiederer, „dass wir Zeit brauchen, um das Vertrauen von der Gesellschaft zu erarbeiten.“ Fünf Jahre haben alle noch mindestens Zeit.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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