Toyota zahlt Entschädigung

Nach Rückrufdebakel in den USA

Toyota zahlt Entschädigung
Toyota will Sammelklage nach dem Rückrufdebakel abwenden. © dpa

Toyota entschädigt US-Autobesitzer nach den Massenrückruf-Aktionen in den Jahren 2009 und 2010. Obwohl das Unternehmen zumeist schuldlos war, soll mit dem Vergleich eine Sammelklage beigelegt werden.

Der Autobauer Toyota zahlt als Entschädigung für seine Massenrückruf-Aktionen wegen klemmender Gaspedale und verrutschter Fußmatten in den USA mehr als eine Milliarde Dollar. Mit der Summe von 1,1 Milliarden Dollar (832 Millionen Euro) sollen US-Autobesitzer entschädigt werden, die wegen der Probleme beim Verkauf ihrer Fahrzeuge Einbußen erlitten haben, wie der Konzern mitteilte. Außerdem will der japanische Weltmarktführer Millionen Modelle nachrüsten. Die beispiellose Rückrufserie in der Unternehmensgeschichte in den Jahren 2009 und 2010 brachte Toyota erhebliche finanzielle Schäden und einen enormen Imageverlust ein.

Toyota will Schlussstrich

Mit der angekündigten Zahlung soll eine in Kalifornien anhängige Sammelklage beigelegt werden. Dem mit Vertretern der Kläger geschlossenen Vergleich muss noch ein Gericht zustimmen, wie Toyota Nordamerika am Mittwoch selbst mitteilte. Der japanische Autobauer versucht, durch die Zahlung einen Schlussstrich unter das Debakel zu ziehen, das den Konzern in eine tiefe Krise gestürzt hatte. Inzwischen steht der Autogigant wieder besser da als je zuvor.

US-Medien hoben hervor, dass der Vergleich kein Schuldbekenntnis Toyotas beinhalte. Mit dem Schritt bleibe dem Unternehmen aber ein möglicherweise langwieriger Prozess mit allen damit verbundenen Risiken erspart, schrieb beispielsweise das «Wall Street Journal». Eine Regierungsstudie hatte Toyota 2010 bescheinigt, dass der Hersteller an den meisten Unfällen keine Schuld trage.

Toyota schafft Fonds für Nachrüstung

Toyota hatte wegen Problemen mit Fußmatten und klemmenden Gaspedalen 2009 und 2010 weltweit etwa acht Millionen Fahrzeuge zurückgerufen, die meisten in den USA. In Deutschland waren es knapp 216.000 Autos, wie Toyota Anfang Februar 2010 in Köln mitgeteilt hatte. Der Marktanteil hierzulande schrumpfte in dem Jahr dramatisch auf 2,7 Prozent nach 3,6 Prozent 2009.

Wie die Zeitung «USA Today» schrieb, will Toyota nun einen Fonds für die Nachrüstung von 3,2 Millionen Toyota- und Lexus-Modellen mit einem Sicherheitssystem schaffen, das ein Anhalten in Paniksituationen erleichtert. Für Modelle, bei denen dies nicht möglich sei, gebe es Bargeld. Wer wegen der Probleme für sein Auto beim Verkauf zwischen dem 1. September 2009 und dem 31. Dezember 2010 weniger Geld erhalten habe, erhalte einen finanziellen Ausgleich.

Toyota nach NASA-Untersuchung zumeist schuldlos

Mehrere Monate hatten die Experten der US-Raumfahrtbehörde NASA im Auftrag der US-Regierung die schweren Vorwürfe gegen Toyota 2010 untersucht und herausgefunden, dass Toyota an den meisten Unfällen keine Schuld trug. Es stellte der Studie zufolge heraus, dass es die Fahrer waren, die ihre Autos nicht unter Kontrolle hatten.

Konzernchef Akio Toyoda, Enkel des Konzerngründers, war jedoch bei einer Anhörung vor dem US-Kongress scharf angegriffen worden: Die Japaner sollten am Tod vieler Menschen Schuld sein, weil sie technische Fehler verschwiegen hätten. Die NASA-Ingenieure fanden indes heraus, dass viele Fahrer in Stresssituationen oftmals das Gas- mit dem Bremspedal verwechselt hätten oder nur halbherzig oder zu spät bremsten. Nasa-Chefingenieur Michael Kirsch hatte erklärt, dass seine Experten nach umfangreichen Tests zu dem Schluss gekommen seien, dass bis auf wenige Sonderfälle die elektrischen Systeme einwandfrei gearbeitet hätten.

Die Rückruf-Aktion hatte das Image von Toyota schwer beschädigt. 2011 kam ein weiterer Schlag für den Autobauer: Der verheerende Tsunami in Japan brachte die Autoproduktion zeitweise komplett zum Erliegen. Inzwischen aber hat Toyota ein Comeback gefeiert und sich zurück an die Weltspitze gekämpft. (dpa)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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