Hohe Ziele peilt Toyota in Deutschland mit einer Modelloffensive für die kommenden Jahre an. Auch die Händler ziehen mit und sind bei den Umstrukturierungsmaßnahmen schon sehr weit fortgeschritten.
Von Thomas Flehmer
Die japanische Höflichkeit ist weltbekannt und traditionell in die Kultur der fernöstlichen Nation verankert. So verbietet es sich auch, sich über die Ziele anderer Nationen überheblich zu äußern. So unter anderem zu dem von Bundeskanzlerin Angela Merkel ausgegebenen Ziel von einer Million Elektroautos bis 2020, das wohl bei weitem verfehlt wird.
In Japan ist man mehr als einen Schritt weiter. „Bis 2030 werden zwischen 50 und 70 Prozent aller Neuwagen von einem reinen Elektro- oder Hybridantrieb angetrieben“, sagt der seit zwei Monaten in der japanischen Botschaft in Berlin-Tiergarten residierende Botschafter Takeshi Yagi – und das völlig ohne Häme. Denn zu sehr hat sich in den vergangenen 20 Jahren neben der japanischen Höflichkeit auch noch der Hybridantrieb etabliert – dank der Pionierarbeit von Toyota, die den Hybridvorreiter Prius mittlerweile in der vierten Generation anbieten. „Mit weltweit über acht Millionen verkauften Fahrzeugen hat Toyota den Durchbruch in den Massenmarkt längst geschafft“, sagt Masaki Hosoe, Vorsitzender der Geschäftsleitung von Toyota Deutschland.
Toyota profitiert vom Plugin-Rettungsanker für deutsche Autos
Denn mittlerweile wird nicht nur der Prius mit der Kraft der zwei Herzen angetrieben, Toyota hat den Hybridantrieb in fast der gesamten Modellpalette untergebracht. Doch während auf dem Heimatmarkt sowie in den USA Hybrid bereits voll und ganz etabliert ist, fristet der weltweit größte Autohersteller in Deutschland mit einem Marktanteil um die zwei Prozent ein Nischendasein.
Doch besonders der Hybridantrieb erhält durch den CO2-Rettungsanker Plugin-Hybrid für schwere deutsche Premiumfahrzeuge ebenfalls mehr Aufmerksamkeit. „Mit rund 10.000 Kundenbestellungen, die in den nächsten Monaten ausgeliefert werden, haben wir unseren Plan um 20 Prozent, bei der Zahl der Auftragseingänge für den neuen RAV4 gar um 30 Prozent erhöht“, sagt Tom Fux, Geschäftsführer von Toyota Deutschland.
70 Prozent Hybridanteil beim Toyota RAV4
Und gerade der RAV4 – als einer der ersten SUV ein weiterer Pionier aus der japanischen Schmiede – erhielt im Zuge der Überarbeitung ebenfalls einen Hybridantrieb, für den sich bisher rund 70 Prozent der Privatkunden entschieden. Fux, der seit Januar 2014 die Verantwortung trägt, peilt mit 70.000 Neuzulassungen in diesem Jahr ein moderates Wachstum an, nachdem 2015 66.000 Einheiten in Kundenhand übergeben wurden.
Neben der Modelloffensive durch die S-Varianten des Auris, Aygo, Yaris und Avensis im zweiten Quartal sowie des Pickup Hilux im Sommer und der Großraum-Limousine Proace im Herbst sowie des kompakten C-HR zum Ende des Jahres freut sich der 45-Jährige über die fast vollzogene Restrukturierung des Händlernetzes mit rund 400 Vertriebspartnern, von denen rund 95 Prozent ihr Plazet für das ab Juni 2016 geltende einstufige Händlernetz gaben.
80.000 Einheiten für 2018
„Unser Ziel ist dabei ein schnellerer und besserer Service für die unsere Kunden sowie mehr Profitabilität für die Händler.“ Deren Rendite ist im vergangenen Jahr von durchschnittlich 0,8 Prozent auf 1,0 Prozent gestiegen und soll im kommenden Jahr auf mindestens 1,5 Prozent weiter anwachsen.
Die gestiegene Rendite soll sich für die Händler gleich mehrfach auszahlen, denn für das nächste Jahr gibt Fux - nicht zum ersten Mal - das Verkaufsziel von 80.000 Einheiten aus, denen ein Jahr später weitere 10.000 folgen könnten. Dass das Ziel von 100.000 Neuzulassungen im Jahr 2020, von denen rund 50.000 mit Hybrid unterwegs sein könnten, der Bundeskanzlerin auf ihrem Weg zum Ziel verhelfen würde, kommentiert Fux ebenso wenig wie die Zahl 100.000 an sich. Da hat der Manager aus Slowenien schon ziemlich gut die traditionelle japanische Kultur inhaliert.