Bis zum Jahr 2050 sollen 90 Prozent weniger CO2-Emissionen als 2010 die Luft verpesten. Während viele Entscheider in Industrie und Politik die Hände noch im Schoß halten, zeigt sich Toyota einmal mehr bereit für neue Wege.
Von Thomas Flehmer
Die Ausgangslage gibt den Weg vor – eigentlich. Bis zum Jahr 2050 darf die Erwärmung laut der Klima-Konferenz vom vergangenen Jahr nicht mehr als 1,5 Grad betragen. Zudem sollen die CO2-Emissionen um bis zu 80 Prozent gesenkt werden. „Viele denken, dass sind noch 33 Jahre, also eine lange Zeit. Doch man muss jetzt beginnen“, sagt Toyotas Technikexperte Dirk Breuer.
Mit der so genannten Toyota Environmental Challenge 2050 hat der weltgrößte Autoherstellerden geplanten Weg in die automobile Zukunft bereits gelegt. Und das nicht zum ersten Mal. „1973 erstellte Toyota den ersten Plan“, sagt Breuer. Damals beherrschte die so genannte Ölkrise die Schlagzeilen. „Mittlerweile haben wir den sechsten Umweltplan erstellt.“
Sechs Herausforderungen für Toyota bis 2050
Die sechste Auflage ist laut Breuer dabei auch der Plan, der am stärksten ausgearbeitet wurde und dann auch wirken soll. Sechs Herausforderungen stellen sich die Japaner für die kommenden 33 Jahre. Die ersten drei Etappen betreffen dabei den CO2-Ausstoß, den Toyota bis 2050 um bis zu 90 Prozent senken will. Dafür sollen schon bei der Produktion immer weniger Emissionen anfallen. Und die Null beim CO2-Ausstoß soll dann natürlich auch bei den Fahrzeugen selbst stehen.
Der vierte Punkt dreht sich um das Thema Wasser, dass vor allem bei der Produktion eingespart werden soll. Beim Thema Recycling wähnt sich Toyota dagegen schon recht weit. „Bereits heute sind 93 Prozent eines Prius recyclebar und somit wieder einsetzbar“, sagt Breuer. Philosophisch schließt der letzte Punkt die Herausforderungen für die Zukunft ab: Die Gesellschaft in Einklang mit der Natur zu bringen. Man merkt deutlich den japanischen Einschlag bei dieser Aufgabe.
Hybridflotte mit 87,3 Gramm CO2-Ausstoß
Neben den Spezifikationen bei der Produktion der Fahrzeuge hat sich Toyota bereits festgelegt, mit welchen Antrieben die Zukunft betrieben wird. Ganz im Vordergrund steht dabei natürlich der Hybrid, mit dem Toyota 2017 bereits 20 Jahre auf dem Markt vertreten sein wird. Neben dem Pionier Prius ist die Kraft der zwei Herzen in sechs Toyota- und sechs Lexus-Baureihen eingezogen.
„Damit liegen wir bei einem Flottenverbrauch mit den zwölf Hybrid-Modellen bei 87,3 Gramm CO2 pro Kilometer und hatten bereits 2012 den für 2021 geforderten Flottenverbrauch von 95 Gramm pro Kilometer unterboten. Mit Hybrid ist das möglich“, so Breuer.
Toyota knapp 20 Gramm unter Gesamtflottenausstoß in Deutschland
Der Gesamtflottenverbrauch von Toyota und Lexus in Deutschland liegt nach den ersten sechs Monaten des Jahres bei 107,8 Prozent und damit gleich 19,8 Gramm unter dem Gesamtergebnis des deutschen Automarktes, der auf 127,6 Gramm pro Kilometer kommt.
Ein weiterer Pluspunkt der hybriden Flotte ergibt sich neben der jahrzehntelangen Erfahrung der Japaner mit der besonders von deutschen Herstellern oft und lange belächelten Technik. Der weltgrößte Hersteller kann nach über neun Millionen Verkäufen von Hybridfahrzeugen die Autos kostengünstiger als die Konkurrenz anbieten. So gibt es die Technik oft schon zum Preis eines vergleichbaren Dieselfahrzeuges.
Und auch der Verbrauch sinkt von Generation von Generation, auch wenn das mit jeder neuen Generation schwieriger wird. Benötigte der erste Prius 1997 noch 5,1 Liter, so reichen der mittlerweile vierten Auflage drei Liter Super.
Brennstoffzelle als zweite wichtige Säule
Lediglich Wasserstoff benötigt der Mirai, der seit letztem Jahr auf dem Markt ist und neben dem Hyundai ix35 Fuel Cell das einzige Serienfahrzeug mit Brennstoffzellenantrieb darstellt. Im Gegensatz zum Prius Plugin-Hybrid, dessen neue Generation Anfang 2017 erhältlich sein wird, sowie den Elektrofahrzeugen i-Road und Com, die in einem Feldversuch auf den Straßen von Grenoble umherfahren, gilt der Mirai als eine Art Prius 2.0.
Brennstoffzellentechnik profitiert von Hybridantrieb
Denn auch hier betätigt sich Toyota als Vorreiter, wenn diesmal auch nicht als alleiniger Pionier. Durch die Hybriderfahrungen aber sieht Breuer gute Zukunftschancen, denn – obwohl derzeit über 78.000 Euro für die Limousine angelegt werden müssen, „die Brennstoffzellentechnik nicht so teuer wird, da viele Hybridteile verbaut werden.“
Der Nachteil bisher liegt natürlich in der fehlenden Ladeinfrastruktur. Bisher gibt es 21 Wasserstofftankstellen in Deutschland, bis zu 50 sollten in diesem Jahr eröffnet werden – was ähnlich illusorisch klingt wie das Ziel von einer Millionen Elektrofahrzeuge in Deutschland bis 2020.
Hybrid nach wie vor der Favorit
Dabei wird gerade diese Technik im Hinblick auf die in spätestens 33 Jahren zu erfüllenden Ziele benötigt. Breuer ist sich aber sicher, dass die Brennstoffzelle immer mehr an Bedeutung gewinnen werde – und zwar nicht nur im automobilen Sektor, „sondern auch als stationäres Miniheizwerk für daheim“, da die Brennstoffzelle Strom speichern könne.
Wahrscheinlich wird der immobile Umgang mit der Brennstoffzelle den automobilen Sektor auch schon bald überholen. Zwar fährt der Mirai auf dem Heimatmarkt häufiger umher, in Deutschland seien laut Breuer gerade mal 17 Einheiten auf den Straßen. Somit ist es auch keine Überraschung, dass auf dem mittelfristigen Weg in Richtung 2050 für Toyota „der Hybrid nach wie vor unser Favorit ist."