Der japanische Autobauer Toyota bringt dieses Jahr gleich drei neue E-Modelle auf den Markt. Darunter befindet sich neben dem Urban Cruiser auch der C-HR+ und der überarbeitete bZ4X.
Kritiker der E-Mobilität nehmen gern Toyota als Beispiel, um ihre Meinung zu untermauen, dass der Weg in die E-Mobilität nicht der richtige sei. Schließlich würde Toyota nach wie vor auf den Verbrennungsmotor setzen, insbesondere auf den Hybridantrieb. Zudem hat Toyota hat mit dem bZ4X gerade einmal ein einziges Elektromodell im Angebot, verfolge den E-Antrieb also nicht gerade mit Nachdruck.
Letzteres kann man so interpretieren – muss man aber nicht. Den Japanern vorzuwerfen, dass sie die Elektromobilität stiefmütterlich angehen, greift zu kurz. Gerade mit Blick auf das, was in den kommenden Monaten auf den Markt kommt. Was der Toyota-Konzern hier inklusive seiner Premiumtochter Lexus zu bieten hat, zeigte der Hersteller in der Vorwoche beim so genannten Kenshiki-Forum in Brüssel. In der Skyhall des Brüsseler Flughafen wurden alle elektrischen Neuheiten präsentiert, die kurz vor dem Marktstart stehen.
E-Modelle nun in drei Segmenten
Zum einen überholt Toyota seinen Erstling, den bZ4X. Bei ihm fragt man sich nach wie vor, wie man in der Toyota-Konzernzentrale einen solchen Modellnamen abwinken konnte. Es ist ja schön und gut, dass sich in diesem Kürzel „Beyond Zero“ für die ersten beiden Buchstaben verbirgt, aber wer, seien wir ehrlich, weiß das schon. Daneben schickt der Hersteller mit dem Urban Cruiser nicht nur sein erstes rein elektrisches Modell im B-Segment Mitte des Jahres auf den Markt, sondern schiebt auch gleich den C-HR+ hinterher. Damit hat man bis Ende des Jahres gleich drei E-Modelle in den Segmenten B, C und D im Programm.
Mit dieser Modelloffensive unterstreicht Toyota zugleich die Bedeutung der Elektromodelle innerhalb seiner so genannten Multi-Path-Strategie. Zu dieser Strategie gehören neben Verbrennern, Hybriden, Brennstoffzellenfahrzeugen auch Synthetische Kraftstoffe. Mit diesem Antriebsmix will man bis zum Jahr 2035 CO2-Neutralität in Europa erreichen.
Toyota bZ4X
Zur Erreichung dieses Zieles setzt man nicht nur auf neue Modelle, sondern auch auf die besagte Überarbeitung bestehender wie beim bZ4X. Er kam 2022 auf dem Markt – und das begleitet von einigen Problemen. Erst verzögerte sich die Auslieferung wegen fehlerhafter Radbolzen, dann gab es Probleme mit der Reichweite, die bei Nutzung der Klimaanlage drastisch abfiel. Zudem gestalteten die Interior-Designer von Toyota ein Cockpit, das man so vielleicht vor 10 Jahren auf den Markt gebracht hätte – aber nicht in einem Elektromodell, mit dem die Japaner in die elektrische Zukunft starten.
Aus diesen Fehlern hat man gelernt und hat den auf der eTNGA-E-Plattform basierenden D-Segment-SUVs umfassend modernisiert. Dieses Facelift sieht dabei nicht nur optische, sondern auch technische Neuerungen vor: Während das Cockpit nun auch im bZ4X in der Neuzeit (klare Strukturen, weniger Knöpfe) angekommen ist, stehen für den Stromer auch zwei Lithium-Ionen-Batterien mit unterschiedlichen Kapazitäten (57,7 und 73,1 kWh brutto) zur Wahl. Mit großem Akku soll eine Reichweite von voraussichtlich 573 Kilometer möglich sein. Geladen wird mit 150 kW.
Zudem wird der auch mit Allrad erhältlche bZ4X mit neuen und stärkeren Elektromotoren offeriert. Dessen Leistung reicht von 167 PS über 224 PS (je Frontantrieb) bis hin zu den 343 PS beim Allrad. Zu weiteren Neuerung gehört ein optionales 22-kW-Bordladegerät, eine Batteriekonditionierung für schnelleres Aufladen sowie Software-Updates, Mit ihnen soll jetzt auch eine „eine intelligente, speziell auf Elektromobilität ausgerichtete Routenplanung“ möglich sein, heißt es,
Toyota Urban Cruiser
Ein wenig müssen sich die Kundinnen und Kunden noch gedulden. Der Toyota Urban Cruiser wird erst im Spätsommer auf den Markt kommen. Er wurde gemeinsam mit Suzuki entwickelt, die mit dem eVitara ein baugleiches Modell einführen. Der Urban Cruiser wird übrigens in Indien gebaut, „einem der zukünftigen Wachstumsmärkte“, wie Andrea Carlucci sagte, Vice President Product and Marketing Management.
Über Preise ist noch nichts bekannt, aber sie dürften sich nach den derzeitigen Spekulationen im Bereich von 30.000 Euro bewegen. Dann aber für die kleine Batterie. So wird der Urban Cruiser mit einer 49 kWh und einer 61 kWh starken Batterie (Lithium-Ionen-Phosphat) angeboten, die Reichweiten liegen zwischen 300 bzw. bei knapp über 400 Kilometer. Die Allradversion soll es auf 350 Kilometer bringen. Geladen werden kann dabei voraussichtlich mit bis zu 150 kW. Mit seinem kompakten Außenmaßen von 4,30 Meter)ist der Urban Cruiser – wie es der Name bereits andeutet – ein Fahrzeug für die Stadt. Bei den E-Motoren steht bei kleinem Akku eine Leistung von 144 PS parat, bei der größeren Batterie sind es 174 PS bzw. 184 PS beim Allradler.
Dank einer verschiebbaren Rückbank und einem Radstand von 2,70 Metern bietet der Urban Cruiser zudem im Innenraum eine hohe Variabilität und vor allem für Großgewachsene im Fond ausreichend Platz. Toyota merkt zufrieden an, dass die Beinfreiheit auf der Rückbank auf dem Niveau größerer Wettbewerbsmodelle liegen würde. Den Urban Cruiser wird es sowohl mit Front- als auch Allradantrieb geben.
Toyota C-HR+
Der Modellname C-HR kommt Ihnen bekannt vor? Stimmt. Toyota bietet den C-HR zum einen als Hybrid- als auch als Plug-in-Hybrid an. Nun bekommt er den Zusatz + im Modellnamen. Toyota legt Wert darauf, dass der C-HR+ mit seiner Karosserie und seinem neu gestalteten Innenraum ein eigenständiges Modell sei.
Damit bringt Toyota nun auch im C-Segment einen Stromer auf den Markt. „Er wird das Modell sein, von dem Toyota von den drei jetzt vorgestellten Modellen das meiste Volumen erwartet, so Carlucci. Nicht der Urban Cruiser? „Nein, wir gehen davon aus, dass der C-HR+ für den meisten Absatz sorgen wird“, so der Manager, Schließlich sei das C-Segment zugleich das wichtigste Segment für E-Fahrzeuge in Europa.
Bereits der „normale“ C-HR hat sich für Toyota zu einerm Erfolg entwickelt: von ihm wurden bisher mehr als eine Million Einheiten verkauft. Erstaunlich: denn mit seinem Design polarisiert der C-HR+ durchaus – besticht aber durch ein
großes Platzangebot mit einem Kofferraumvolumen von immerhin 416 Liter.
600 Kilometer Reichweite
Technisch teilt sich der 4,52 Meter lange C-HR+ den elektrischen Antrieb mit dem bz4X, weist Brutto-Batteriekapazitäten von 57,7 und 77 kWh auf. Die Motoren bieten ein Leistungsspektrum zwischen 167 PS, 224 PS und 343 PS. Die Reichweite liegt bei 600 Kilometer. Optional wird der C-HR+ mit Allrad angeboten. Toyota glaubt, dass man sich hier zwischen beiden Modellen nicht kannibalisiert, da man unterschiedliche Kundengruppen anspreche. Geladen wird auch er mit bis zu 150 kW.
Und, wie geht es perspektivisch für die Marke weiter, nachdem man dieses Jahr allein drei neue E-Modelle launcht? Nach dem jetzigen Trio folgen bis Ende 2026 noch drei weitere Stromer. Die neuen Modelle sollen sich dann an der traditionellen Namensstrategie mit vertrauten und auf Anhieb erkennbaren Bezeichnungen orientieren. Solange dabei nicht wieder ein Buchstaben-Ungetüm wie bZ4X herauskommt, kann man dem gelassen entgegen blicken.