Der Toyota Corolla ist ein Bestseller – und das weltweit. Nun feiert das Modell seinen 55. Geburtstag – und hat dabei einiges zu erzählen.
Dieser Toyota ist mehr als nur irgendein Auto. Mit 50 Millionen verkauften Einheiten überflügelte der Corolla alle anderen Pkw, auch VW Käfer oder Golf. Vor allem aber soll er seit 1966 Lebensqualität in die ganze Welt bringen oder das, was Japaner darunter verstehen: Preiswerte und nachhaltige Mobilität in perfekter Qualität.
Mitte der 1960er waren Großserien-Pkw weltweit Symbole für Vollbeschäftigung und Wohlstand, den sich möglichst viele leisten konnten. Die Japaner gingen sogar noch einen Schritt weiter, denn im Inselreich galten „Die drei C’s“ als gesellschaftliches Ziel, nämlich (Air) Conditioning, Colour Television und Cars. Genau deshalb trägt der C(!)orolla eine Blütenkrone in C-Form. Ein Toyota, der Automobilität für junge japanische Familien erschwinglich machen sollte, aber explizit als allererster asiatischer Exportartikel „For Everyone on Earth“, also für alle Erdteile, bestimmt war. Und der Corolla sollte das erste Null-Fehler-Fahrzeug in der Geschichte des Automobilbaus sein.
1967 für Überraschung gesorgt
Bereits 1967 überraschte der Corolla die Besucher des Pariser Automobilsalons mit serienmäßig fast kompletter Ausstattung – ein Erfolgsgeheimnis, das 1971 auch den Deutschlandstart erleichterte. Was dem Toyota jedoch – damals bereits in zweiter Generation und auch als schickes Sprinter-Coupé im Angebot – nicht den Stammtisch-Spottnamen der „billigen Reisschüssel“ ersparte, wie ihn Opel-Kadett-, Ford-Escort- oder VW Käfer-Fahrer aufbrachten. Gewiss, die Technik mit hinterer Starrachse war noch simpel und die Laufkultur der maximal 43 kW/58 PS starken Vierzylinder rau, aber diese Autos liefen und liefen wie sonst nur der Käfer. Vom dem sie sich allerdings durch regelmäßige Modellwechsel im vier- bis fünf-Jahresturnus differenzierten. Trotzdem: Einmal Toyota, immer Toyota, dachten viele Kunden.
Tatsächlich implementierten die Japaner ihre Qualitätsmaßstäbe in allen Corolla-Werken in bald 20 Ländern rund um den Globus und die häufigen Modellwechsel boten die Chance, neue Technologien und Ideen früher als andere einzuführen. Abgaskatalysatoren gibt es für den Corolla schon seit 1974, effiziente Zwölf- und 16-Ventil-Motoren seit 1983 und 2010 übernahm er die Vorreiterrolle als erster kompakter Vollhybrid.
Erst 2002 europäisch geworden
Zu einem europäischen Fahrzeug wurde der Corolla übrigens erst 2002, denn seitdem werden die für Europa vorgesehenen kompakten Toyota auch hier entwickelt und gebaut. Verkauft wurde der Corolla mittlerweile in über 160 Ländern und mit einer zwischenzeitlichen Gesamtzahl von 23 Millionen Einheiten hatte er sich den Rang des populärsten Pkw aller Zeiten gesichert. Dazu trugen längst auch Cabriolet-Umbauten für Frischluftfans oder Vans wie der Corolla Verso bei.
Null Fehler? Damit war es in den Nuller-Jahren dieses Jahrhunderts erst einmal vorbei. Zunächst setzte Toyota in Europa ab 2007 auf den neuen und fremdartig wirkenden Namen Auris – lediglich die Stufenheckversion nannte sich weiterhin Corolla – dann gab es obendrein nur noch biedere Versionen ohne Pulsbeschleunigung wie etwa die heißblütigen Corolla Kompressor. Plötzlich wurde die Perfektion des Toyota langweilig, zum Vorteil des Wettbewerbs, der inzwischen auch aus Korea kam. Speziell in Amerika und Europa etablierten sich Hyundai und Kia als scharfe Herausforderer. Als dann 2009 Rückrufaktionen sogar das Toyota-Qualitätsimage ankratzten, neigte sich die Ära des Auris, dessen lateinischer Namen ja eigentlich goldenen Glanz vermitteln sollte, dem Ende entgegen.
Konzern-Chef Akio Toyoda ließ deshalb 2018 die Kirschblüte weltweit zu neuer Kraft finden und so wurde die 50-Millionen-Produktionsmarke 2021 von einem Corolla Hybrid geknackt. Wann es vollelektrisch weiter geht? Dazu äußert sich Akio Toyoda noch nicht. (SP-X)