«Toyota ist nicht nur Hybrid»

Deutschland-Chef Ulrich Selzer im Gespräch

«Toyota ist nicht nur Hybrid»
Toyota läutet 2015 das Brennstoffzellen-Alter ein. © Toyota

Toyota will in Deutschland neue Meilensteine setzen, sagt Deutschland-Geschäftsführer Ulrich Selzer der Autogazette. Neben steigenden Verkaufszahlen setzt der Importeur – im Gegensatz zu anderen Mitbewerbern – ganz stark auf die Brennstoffzelle.

Von Thomas Flehmer

Für Toyota ist das Brennstoffzeitalter in greifbarer Nähe. Während andere Mitbewerber den Serienstart des alternativen Antriebes weiter nach hinten verschieben, hat der weltweit größte Autohersteller konkrete Ziele. «Toyota ist nicht nur Hybrid. Der Erste zu sein ist nicht das Ziel, unsere Aussage ist lediglich, dass wir 2015 die serienreife Brennstoffzelle vorstellen werden», sagte Ulrich Selzer, Geschäftsführer von Toyota Deutschland im Gespräch mit der Autogazette.

Toyota Auris Hybrid über 50 Prozent der Verkäufe

Allerdings gehen die Verantwortlichen schon von einer erneuten Vorreiterrolle aus. «Der Einstieg wird mit der Prius-Einführung vergleichbar sein», so Selzer weiter. Der Hybrid-Urahn wurde 1997 eingeführt und hatte lange Zeit – zumindest in Deutschland – das Image des Außenseiters an sich heften. «Erst belächelt, dann aber etabliert. Wie beim Prius wird auch der Wasserstoff-Antrieb eine lange Vorbereitung benötigen», sagt Selzer.

Vor allem der Preis des ersten Serienmodells mit Wasserstoff wird nicht für jedermann erschwinglich sein. Doch auch hier nimmt der Hybrid-Antrieb eine Vorbildrolle ein. Denn mittlerweile ist die Nachfrage so weit angestiegen, dass die Hybrid-Modelle des Yaris und des neuen Auris preislich unter den Diesel-Antrieben liegen. Bereits beim Yaris wurden seit dem vergangenen Juni mehr als 50 Prozent mit Hybrid-Antrieb geordert, beim neuen Auris wird das Ergebnis laut dem Automanager derzeit übertroffen. «Für den Februar rechnen wir mit 1800 Bestellungen der Hybridversion und 1500 Aufträgen für den Benziner. Und die meisten Kunden wählen dabei die höheren Ausstattungsvarianten.» Rund zwei Monate müssen sich die Kunden gedulden, bis die neuen Fahrzeuge dann ausgeliefert werden.

Kaum Tageszulassungen bei Toyota

Der Toyota Prius hat sich im Taxi-Gewerbe etabliert. Toyota

Aufgrund der Vorbestellungen hat Selzer das schlechte Januar-Ergebnis («Wir haben verkaufsunterstützende Maßnahmen aus dem Programm genommen») mit einem Minus von 17,9 Prozent bei 4155 Verkäufen und einem Marktanteil von 2,2 Prozent schnell abgehakt. Rund 6400 Aufträge konnten bereits verzeichnet werden, die Neuzulassungen werden also in den kommenden Monaten zunehmen.

Zudem wird der Importeur «am Markt der Tageszulassungen nur sehr limitiert teilnehmen. Das ist kein gesundes Geschäft. Im Januar verzeichneten wir insgesamt 90 Tageszulassungen.»

Toyota-Flotten für kleinere Betriebe

Toyota stellt den Auris als Kombi vor.
Der Toyota Auris Touring Sports ist nicht nur für Flotten interessant Toyota

Dafür will Toyota Deutschland im Flotten-Geschäft etwas mehr zulegen. Rund 1200 Prius-Taxen werden pro Jahr vertrieben. «Der Hybridantrieb hat sich in diesem Geschäft etabliert», so Selzer. Mit dem neuen ProAce – baugleich mit dem Citroen Jumpy - aus der Kooperation mit PSA Peugeot Citroen, wird wieder ein kleines Nutzfahrzeug im Angebot sein, das für mittelständische Handwerksbetriebe interessant werden könnte.

Und auch der im zweiten Halbjahr auf den Markt kommende Auris Touring Sports scheint bereits jetzt Begehrlichkeiten zu wecken. Allerdings weiterhin in eher kleinen Dosen. «Wir werden eher kleine Betriebe beliefern», sagt Selzer, «denn bei Mietwagenflotten können wir nicht mithalten.»

100.000 verkaufte Toyota-Modelle als Meilenstein

Der GT86 füllt bei Toyota die sportliche Nische aus Flehmer

Trotzdem hält Toyota Deutschland an den Verkaufszielen fest. «Wir werden 100.000 Einheiten im nächsten oder übernächsten Jahr verkaufen. Das ist für uns der nächste Meilenstein.» 2012 wurden in Deutschland 83.834 neue Toyota- und Lexus-Modelle neu zugelassen.

Selzer geht dabei von einem deutschen Markt aus, der um die drei Millionen Autos 2013 zulassen wird. Trotz der durch die Absatzkrise bedingten Zurückhaltung sieht der Geschäftsführer die Kaufkraft bei den Kunden als gegeben an, auch wenn er sie als «scheues Reh» bezeichnet.

Toyota-Image auf dem Weg nach oben

Produktion in Toyota-City Toyota

Ebenso skeptisch sieht Selzer die Lage in Europa. Durch die Absatzkrise sei ein Rückstand eingetreten, der nicht so schnell wieder aufgeholt werden kann. «Europa bleibt stabil, während andere Märkte expandieren», sagt Selzer und denkt dabei besonders an die Märkte, in denen die Kaufzurückhaltung wie in den USA abgelegt wurde. Aber auch aufstrebende Märkte wie Thailand holen schnell auf.

Aufgeholt hat Toyota in den letzten zwei Jahren selbst. Nach dem Rückruf-Debakel in den USA war Toyota auch in Deutschland bei der wahrgenommenen Qualität abgerutscht. Mittlerweile kann Selzer über manche Gründe bei den Rückrufen nur lächeln, auch wenn das Unternehmen die Fehler mit Millionenbeträgen wieder ausgleichen muss. Wenn zum Beispiel bei älteren Corolla-Modellen Fehler in der Steuerungselektronik die Sicherheitsbehörden in den USA auf den Plan rufen. «In den Staaten werden diese Aktionen positiv gesehen, da der Kunde dann nach der Reparatur wieder sicher fahren kann. Bei uns werden Rückruf-Aktionen fast ausschließlich negativ betrachtet.»

Schwere Zeiten für Toyota-Händler

So ist Toyota in der Wahrnehmung beim Thema Qualität wieder kontinuierlich nach oben geklettert. «Vor den Massenrückrufen vor zwei Jahren lagen wir knapp hinter VW auf dem zweiten Platz mit Abstand zu den weiteren Rängen. Seit Mitte des letzten Jahres sind wir wieder auf dem Weg nach oben», sagt Selzer.

Was des Unternehmens Freud ist, ist der Werkstätten Leid. Seit August 2011 sei das Werkstattgeschäft bei Garantiefällen deutlich zurückgegangen, sagt Selzer. «Aber darauf müssen sich die Händler einstellen», dass sie die Kunden womöglich nur ein einziges Mal sehen – beim Kauf des Neu- oder Gebrauchtwagens.

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