Toyota hat mit seinem Produktionssystem „Just-in-Time“ die Autoindustrie revolutioniert. Doch nicht nur das: die Japaner haben auch Meilensteine mit ihren Modellen wie dem Land Cruiser gesetzt.
Als die Welt 1936 den 50. Geburtstag des Benz-Motorwagens und damit des Automobils feierte, gab es die Toyota Motor Company noch nicht. Sie wurde erst ein Jahr später gegründet. Doch bereits 1935 hatte der japanische Automobilpionier Kiichiro Toyoda seinen ersten Pkw vom Typ A1 präsentiert und damit den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte gelegt, die Toyota zum größten Autobauer der Welt machte.
In den etablierten „Zirkel der Meister“, wie die Toyota-Manager den Kreis der weltweit renommiertesten Automarken nannten, einzudringen und dort die Rolle des Champions zu übernehmen, war eine Herausforderung, die der fernöstliche Newcomer erst nach dem Zweiten Weltkrieg annehmen konnte. Dann aber mit dem revolutionären Just-in-Time-Produktionssystem, das einen bis dahin unbekannten Qualitätsanspruch bedingte. Hinzu kamen Modellreihen, die Meilensteine setzten wie das Offroad-Urgestein Land Cruiser (1951), der Corolla (1966) als meistverkaufter Pkw aller Zeiten, die Luxusmarke Lexus (1989), der SUV-Vorreiter RAV4 (1995), der Hybrid-Pionier Prius (1997) oder später der Yaris als meistgebautes Auto in Frankreich.
Ein Traum wird wahr
Längst ist Toyota der Fixstern am Himmel der automobilen Giganten und inzwischen die wertvollste Automobilmarke der Welt, mit deutlichem Vorsprung vor Mercedes-Benz. Toyota wertvoller als der Erfinder des Autos? Ein Traum, den Kiichiro Toyoda vor 90 Jahren nicht zu träumen wagte. Zumal die Anfänge alles andere als leicht waren.
Im Frühjahr 1935 ging es für Kiichiro Toyoda um alles oder nichts. Das japanische Industrieministerium drohte, nur zwei Automobilherstellern die Lizenz zur Massenproduktion zu geben, um den Innovationsdruck zu erhöhen. Datsun/Nissan hatte bereits 1934 die Großserienproduktion anlaufen lassen, jetzt musste Kiichiro Toyoda mit seiner Limousine A1 das zweite „Ticket“ lösen.
Kiichiro war in die USA gereist, hatte dort die modernsten Produktionsprozesse studiert, die Antriebstechnik der robusten Chevrolet-Modelle analysiert und sich für das aerodynamische Design des Chrysler Airstream begeistert. Seinen Vater Sakichi, den Gründer des seit dem 19. Jahrhundert global erfolgreichen Textilimperiums Toyoda Automatic Loom Works, überzeugte Kiichiro von der Zukunftsfähigkeit einer Autosparte innerhalb der Firma, und schließlich trieb er seine Ingenieure an, in Rekordzeit das Beste von Chrysler Airstream und Chevrolet zu fusionieren.
Mit Glück zur Lizenz
Von Innovation konnte beim Toyoda A1 – Vorbote der Serienlimousine AA und des Serien-Phaetons AB – keine Rede sein. Vielmehr versagte die fernöstliche Copycat schon bei der ersten Testfahrt, so schlampig hatten die Japaner den Chevrolet-Motor nachgebaut.
Ein automobiler Zen-Moment musste her und tatsächlich: Der finale Testlauf vor dem Ministerium klappte, und Kiichiro Toyoda erhielt die begehrte Lizenz. Das war die Initialzündung für die Entwicklung des Toyota-Produktionsprinzips der totalen Qualitätskontrolle, mit dem die 1937 gegründete Toyota Motor Company (eine Firmierung unter dem Familiennamen Toyoda lehnte Kiichiro ab) zum heute weltgrößten Autobauer aufstieg. (SP-X)