Die Zahl der Wildunfälle ist in Deutschland in den letzten zwei Jahren zurückgegangen. Auf Alleen in Brandenburg ist aber besonders während der Dämmerung erhöhte Vorsicht geboten.
Von Imke Hendrich
Achtung Wildwechsel - diese Hinweise an den Straßen sollten Autofahrer unbedingt beachten. Vor allem jetzt, denn mit der Herbstzeit steigt auf Brandenburgs Straßen die Gefahr von Wildunfällen wieder rapide an. «Wir bekommen schon jetzt viele Meldungen, mit der Zeitumstellung Ende Oktober wird es noch schlimmer werden», sagt der Geschäftsführer des Landesjagdverbandes, Bernd Möller. Die Gefahr sei besonders groß in der Morgen- und Abenddämmerung. Im vergangenen Jahr gab es nach Angaben des Innenministeriums landesweit 14.192 Wildunfälle. Dabei starben drei Menschen, 196 wurden verletzt.
Vorsicht bei verletzten Tieren
Sollte Wild am Straßenrand auftauchen und es rechtzeitig gesehen werden, am besten anhalten, abblenden und hupen, rät der Jäger Möller. «Ist dies nicht möglich, auf keinen Fall riskante Ausweichmanöver starten, lieber auf das Wild zufahren - so schlimm es ist.» Wichtig sei es, anschließend die Unfallstelle zu sichern und das möglicherweise tote Tier mit einer Plastiktüte oder Gummihandschuhen an den Straßenrand ziehen - sonst drohen weitere Unfälle. «Ist ein Tier nur verletzt, muss man sehr vorsichtig sein, gerade Wildschweine oder Hirsche können sehr aggressiv reagieren», berichtet Möller
Wichtig ist aber in jedem Fall: Polizei oder Jagdpächter anrufen. «Sonst begeht man eine Ordnungswidrigkeit», betont der Jäger. «Sind Tiere verletzt worden und in den Wald geflüchtet, dann können wir sie mit Hunden suchen und möglicherweise das leidende Tier erlösen.» Auf gar keinen Fall darf getötetes Wild in den Kofferraum verfrachtet werden. Wer dies tut ist ein Wilddieb und macht sich strafbar. Brandenburg liegt nach Angaben von Möller bei Wildunfällen bundesweit leider mit an der Spitze. «Wir sind ein Flächenland mit viel landwirtschaftlicher Nutzfläche und viel Wild.» Die berühmten märkischen Alleen seien in diesem Zusammenhang eine zusätzliche Gefahrenquelle. «Dort werden nahende Tiere noch schlechter gesehen.» Besonders gefährdet sind laut Möller Motorrad- und Mopedfahrer.
Schilder ernster nehmen
In Deutschland ist die Zahl der Wildunfälle laut Statistischem Bundesamt in den vergangenen zwei Jahren jeweils um neun Prozent zurückgegangen. Im Jahr 2005 war der Oktober der Monat mit den meisten Wildunfällen, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden, berichten die Statistiker weiter. Im ganzen Jahr erfasste die Polizei demnach bundesweit 2291 Wildunfälle mit Personenschaden. Dabei verunglückten 2706 Menschen, 14 von ihnen kamen starben. In Brandenburg sind laut Innenministerium im ersten Halbjahr 2006 etwas mehr Wildunfälle als im Vergleichszeitraum des Vorjahres registriert worden, allerdings gab es weniger Verletzte.
«Viele Wildunfälle könnten vermieden werden, wenn die Autofahrer die Verkehrsschilder mit dem Hinweis auf Wildwechsel ernster nähmen», meinte Innenstaatssekretär Hans-Jürgen Hohnen. Nach Auskunft des Landesjagdverbandes nimmt ein Reh ein sich näherndes Auto ab einer Geschwindigkeit von 70 Stundenkilometern nicht mehr wahr. Bei den Unfällen auf Brandenburgs Straßen kommt laut Möller vor allem Rehwild ums Leben, aber auch Damwild und Schwarzwild. Die hohe Zahl von getöteten Hasen und Füchsen werde dagegen gar nicht erst in der Statistik erfasst. «Schließlich ist von einem überfahrenen Hasen meist schon nach einer Stunde nichts mehr zu sehen, weil er von einem Fuchs gefressen wurde.» (dpa)