Sabotage im Netz

Abwrackprämie online

Es hätte so ein schöner Tag werden können: Doch was der Deutsche innig liebt, daran leidet er bevorzugt. Die Abwrackregistrierung im Internet beim zuständigen Amt erwies sich am ersten Tag als nervenverschleißendes Geduldsspiel.

Der Ansturm auf die Abwrackprämie lässt Computer kollabieren, Verkäufer schwitzen und Telefone fast endlos klingeln. «Ich soll den Kunden nur sagen, dass im Moment gar nichts mehr geht», sagte am Montag die genervte Telefonistin eines VW- Autohauses in Frankfurt am Main. «Im Moment ist es der Wahnsinn.» Seit Montag müssen alle Anträge für die Abwrackprämie zwingend im Internet gestellt werden - doch die Computer des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) waren angesichts der hohen Nachfrage kaum zu erreichen. «Wir haben Probleme mit dem System», räumte Bafa-Sprecher Holger Beutel ein. Die eigenen Rechner seien ausreichend groß dimensioniert, doch viele Kunden kämen trotzdem nicht an das Formular heran. «Es gibt irgendwo im Internet einen Engpass, den wir versuchen, ausfindig zu machen.» Zehntausende Nutzer, die sich durch die eigens erstellte Website clicken wollten, erhielten nur eine schlichte Fehlermeldung: «A communication error occurred» - zu deutsch: Ein Fehler in der Kommunikation ist aufgetreten.

Gedränge in den Autohäusern

In manch einem Autohaus drängten sich die interessierten Kunden. «Die ganze Ausstellungshalle ist voll mit Kunden, die darauf warten, dass ihr Reservierungsantrag von der Bafa bestätigt wird», sagte eine Angestellte im VW Zentrum in Bayreuth. Sieben Mitarbeiter bemühten sich seit 8.00 Uhr um die Daten-Übermittlung. Man habe bis zum Mittag aber nur einen einzigen von rund 250 Anträgen eingeben können. Das Unternehmen versorgte die Wartenden mit Essen und Getränken. Dabei sollte das neue Internet-System eigentlich besonders komfortabel sein - sowohl für das Amt als auch für die Autohäuser und deren Kunden. «Ich könnte hier alles fertig einscannen und online übermitteln», sagte Verkaufsleiter Bernd-Uwe Prochnow im Frankfurter VW-Autohaus. Mit Kaufvertrag und Eingangsbestätigung für die Prämie hätte der Kunde dann das Verkaufshaus verlassen können. «Jetzt ist das für uns deutlich Mehrarbeit, da ist keiner glücklich.» Er hoffe nur, dass die Computer bald wieder erreichbar seien.

Ergebnisloses Knöpfchendrücken

«In 20 000 deutschen Autohäusern standen heute je zwei bis drei Mitarbeiter, die auf den Knopf drückten», kritisiert der Sprecher des Zentralverbandes Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe, Helmut Blümer. Er riet den Autohäusern: «Knopf drücken, es immer wieder versuchen». Denn nach seiner Einschätzung wird die Zahl der zunächst zugesagten 600 000 Förderungen bereits diese Woche überschritten - wenn man bisherige Anträge und bereits abgeschlossene Käufe mit Lieferzeiten zusammenrechnet. Die Bundesregierung versuchte schnell zu beruhigen: Niemand werde einen Nachteil haben, der am Montagmorgen nicht durchgekommen sei, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Und Regierungssprecher Ulrich Wilhelm erklärte, es gebe die politische Verständigung, die Prämie bis zum Jahresende ohne Abstriche zu zahlen - auch wenn der zunächst vorgesehene Fördertopf von 1,5 Milliarden Euro schon vorher ausgeschöpft sein sollte. (dpa)

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