Raumpatrouille gegen Autodiebe

Die Zahl der Autodiebstähle geht immer mehr zurück. Vor allem die neusten Sicherheitssysteme machen Dieben das Leben schwer.

Von Thomas Geiger

Ein Blick in die Statistik der Versicherungen belegt: Der Diebstahlschutz wird immer besser. «In den vergangenen zwölf Jahren ging die Zahl der gestohlenen Autos in Deutschland kontinuierlich zurück», sagt Katrin Rüter vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin. Dennoch wechselten ihren Angaben zufolge im Jahr 2004 noch 28.674 Autos im Gesamtwert von 285 Millionen Euro unfreiwillig den Besitzer. Gerade bei teuren Fahrzeugen etabliert sich deshalb ein System, das im gewerblichen Verkehr oder bei Werttransporten schon lange üblich ist: die Satellitenüberwachung, in der Branche auch «Tracking und Tracing» genannt.

Standort des Autos abrufbar

«Mit Hilfe des GPS-Senders im Fahrzeug, einem Sender, der die Verbindung zur Zentrale hält, und der entsprechenden Software im Büro kann man den Standort einzelner Autos mit einem Blick erfassen und auf Wunsch sogar den gesamten Fahrweg in Echtzeit auf dem Bildschirm verfolgen», erläutert Jutta Monden, Sprecherin für den Bereich Flottenmanagement beim Zulieferer Siemens VDO in Regensburg.

Je nach System und Programmierung gibt es ihren Angaben zufolge auch Dienste zur Überwachung wertvoller Waren, die von allein Alarm schlagen, wenn etwa ein Lastzug mit teuren Kameras auf dem Weg von Italien nach Deutschland aus einem vorher bestimmten Gebiet herausfährt, ohne dass sich der Fahrer bei der Zentrale abgemeldet hat.

Auf diese Raumpatroullie gegen Langfinger setzt künftig auch die Björn Steiger Stiftung, deren Servicegesellschaft in Stuttgart nach Angaben von Geschäftsführer Pierre Steiger von Herbst an als zusätzliche Dienstleistung eine GPS-Ortung für gestohlene Fahrzeuge anbieten wird. «Für etwa 140 Euro plus Montagekosten wird dann an einer versteckten Stelle im Wagen eine unauffällige Blackbox mit einem GPS-Empfänger und einem Sender montiert, die permanent aktiv ist, auch wenn zum Beispiel die Zündung ausgeschaltet oder die Fahrzeugbatterie ausgebaut wurde», erläutert Steiger.

Weltweit auffinden

Wird der Wagen gestohlen, könne sich der Besitzer auf einer codierten Internetseite einloggen und dort nachlesen, wo sein Wagen gerade unterwegs ist. «Mit diesen Informationen kann die Polizei ein gestohlenes Auto weltweit auffinden und sicherstellen», sagt Steiger, der für diesen Dienst mit einer Jahrespauschale von 30 Euro rechnet.

Noch einen Schritt weiter geht das kanadische Unternehmen Imetrik: Vor allem um säumige Zahler von Banken oder Leasinggesellschaften zu stoppen, hat die Firma neben der Ortung auch eine automatische Stilllegung des Wagens entwickelt, die sich auch von Privatkunden als Diebstahlschutz nutzen lässt. «Wird dem Besitzer das Auto gestohlen, kann er seinen Wagen auf unserer Website nicht nur orten, sondern auch einen Impuls senden, der Langfinger ausbremst», erläutert der Europa-Vertriebschef Wolfgang Steinhardt in Berlin.

Sobald die Zündung das nächste Mal abgestellt wird, verhindert die Elektronik einen neuen Start. So bleiben Diebe zwar nicht mitten auf der Autobahn stehen, werden aber zum Beispiel an der Tankstelle festgesetzt. Für das ab September verfügbare System verlangt Imetrik laut Steinhardt 295 Euro plus Montage sowie einen Euro pro Ortung und 1,50 Euro pro Stilllegung.

Eine solche Satellitenortung mag zwar Autofahrern beim Parken ein gutes Gefühl geben. Doch die Versicherungen lässt der Einbau solcher Systeme weitgehend kalt: «Selbstverständlich können einzelne Unternehmen ihren Kunden dafür entsprechende Rabatte gewähren», sagt GDV-Sprecherin Rüter. «Aber für eine generelle Empfehlung an alle Mitglieder fehlen dem Verband noch weiterreichende Erkenntnisse und Erfahrungen mit den Systemen So fortschrittlich die Technik auch ist: »Den perfekten Diebstahlschutz gibt es nicht«, sagt Arnulf Volkmar Thiemel vom ADAC-Technikzentrum in Landsberg (Bayern).

Profis erkennen Diebstahlschutz

»Vor allem wenn man es mit Profis zu tun hat, die gezielt auf ein bestimmtes Fahrzeug aus sind, helfen auch solche Satellitensysteme nicht wirklich weiter.« Schon an kleinen Details wie den Antennen könnten professionelle Langfinger erkennen, ob und wie das Auto gegen Diebstahl geschützt ist. »Dann wird der Sender einfach ausgebaut oder das Auto in einem mit Alufolie ausgekleideten Lkw transportiert - und schon ist der Wagen vom Überwachungsbildschirm verschwunden«, sagt der Techniker.

Auch technologisch weniger aufwendigen Systemen aus dem Zubehörhandel wie der Kralle zwischen Lenkrad und Pedalen oder der Sperre an der angezogenen Handbremse billigt der ADAC-Experte allenfalls eine abschreckende Wirkung zu: »Gelegenheitskriminelle kann man damit vielleicht vertreiben, weil die sich dann ein weniger gut gesichertes Auto suchen. Doch Profis lassen sich davon nicht abschrecken«, sagt Thiemel. »Die nehmen auch ein kaputtes Lenkrad oder einen beschädigten Handbremshebel in Kauf.«

Wer ein normales Auto besitzt, könne mittlerweile relativ sicher sein, weil die serienmäßigen Wegfahrsperren die Hürden für gewöhnliche Kriminelle recht hoch legen. Für Besitzer der bei Langfingern besonders begehrten Autos oder für Reisende in besonders gefährdeten Ländern hat der ADAC-Experte aber nur einen wirkungsvollen Rat: »Stellen Sie ihr Auto dort ab, wo nicht nur die Elektronik aufpasst: auf einem bewachten Parkplatz.« (dpa)

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