Prämie kontra Steuer?

Neue Kfz-Regelungen

Wer schnell von der «Abwrackprämie» profitiert, könnte unter Umständen bei der neuen Kfz-Steuer in die Röhre gucken. Wenn es bei den jetzigen Regelungen bleibt. Neue Kleinwagen und effiziente Diesel profitieren am meisten von den Steuerplänen.

Von Martin Woldt

Nicht immer werden zu späte Entscheidungen mit dem Leben bestraft. Dafür verliert man womöglich aber einen anderen Vorteil. Ab dem 1. Juli gilt die neue Kfz-Steuer - und sie gilt bislang nur für die Neufahrzeuge, die ab diesem Tage zugelassen wurden. Für bis zum 30. Juni 2009 gekaufte Autos gelten weiterhin die bisherigen Kfz-Steuern. Bis zum Jahr 2013 will die Regierung Festlegungen treffen, wie dann in einer Übergangsfrist alte und neue Kfz-Steuer zusammengeführt werden können.

Zwickmühle mit Umweltprämie

In Bedrängnis geraten jetzt diejenigen Interessenten, die mit ihrem neun Jahre alten Auto gleichzeitig den Vorteil der «Abwrackprämie» und die Regelungen der neuen Kfz-Steuer nutzen möchten. Denn, ob nach dem 1. Juli 2009 noch genügend Mittel aus dem 1,5-Milliarden-Topf zur Verfügung stehen, ist von heute aus schwierig vorherzusagen. Das zuständige Bundesamt will alle vollständigen Anträge auf die «Abwrackprämie» in der Reihenfolge ihres Eintreffens bearbeiten und entscheiden. Nach jetzt bekannt gewordenen Überlegungen des Bundesfinanzministeriums sucht man eine Lösung: Demnach soll, wer seinen Pkw zwischen dem 5. November 2008 und dem 30. Juni 2009 erstmals zulässt, nach Ablauf der Steuerbefreiung für Euro4- und Euro5-Autos das Steuermodell gelten, das für ihn günstiger ist. Damit bestünde dann die Chance von der seit 14. Januar geltenden Regelung über «Abwrackrprämie» und der ab 1. Juli geltenden neuen Kfz-steuer gleichzeitig zu profitieren.

Probleme für große Benziner

Die Tabelle des ADAC Foto: ADAC

Der späte Stichtag für die neue Steuer dürfte nach den momentanen Plänen insbesondere jene ärgern, die ihren alten Gebrauchten gegen ein effizientes Dieselfahrzeug eintauschen wollen. Sparsame Selbstzünder sind die deutlichsten Gewinner der angestrebten Kfz-Steuerreform. Unter denjenigen Autos, deren Abgaben ans Finanzamt sich am deutlichsten verringern, sind auf den ersten 69 Positionen ausschließlich Fahrzeuge mit Dieselaggregat, die es schaffen, dem angestrebten CO2-Emissionswert von 120 Gramm pro Kilometer schon recht nahe zu kommen.

Auf diesem Sektor haben insbesondere der Volkswagen-Konzern und BMW derzeit die erfolgreichsten Anstrengungen unternommen, die Dieselverbrennung so zu beeinflussen, dass sie den Anforderungen des Gesetzgebers entgegenkommen. Dabei ist absehbar, dass gleiche Motoren wie bei BMW im 320d und 520d jeweils mit 177 PS im kleineren Fahrzeug wegen des geringeren Gewichts im Vorteil sind. Im 3er beträgt die CO2-Rate 128 Gramm pro Kilometer, im 5er 136 Gramm pro Kilometer.

Prius und Civic bei Benzinern vorn

Gewinner Honda Civic Hybrid und Toyota Prius (r.) Foto: AG/Flehmer

Die Einsparungen der Benziner nach der neuen Steuer fallen weniger deutlich aus. Aber ein Trend ist auch bei den Otto-Motoren erkennbar. Nicht umsonst belegen mit dem Toyota Prius und dem Honda Civic zwei Hitlistenstammgäste auch in dieser Tabelle vordere Plätze. Hybridautos profitieren am meisten, während auf der anderen Seite großvolumige Otto-Motoren mit mehr als zwei Litern Hubraum wegen ihrer relativen hohen CO2-Emissionen weiter abfallen und eher teurer werden.

Wie schließlich ein Blick auf die Sparsamsten zeigt, wird die neue Steuer die Attraktivität der Kleinwagen weiter befördern. Steuern unter 20 Euro pro Jahr könnten das Wachstum dieses Segmentes weiter beflügeln. Interessant ist auch die Entwicklung auf der anderen Seite. Während sich niedrige Luftwiderstandswerte für Kleinwagen günstig auswirken, gibt es bei den Vans kaum positive Entwicklungen zu beobachten. Die Kfz-Steuer benachteiligt hoch bauende Automobile. Großer Platzbedarf dürfte demnach ab Juli 2009 seinen Preis haben.

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