Lotse mit Sparpotenzial

Navigationssysteme

Moderne Navigationssysteme weisen nicht nur den Weg. Ein Test hat ergeben, dass die Lotsen auch helfen können, rund einen Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern einzusparen.

Von Martin Woldt

Für Zweifler unter den rund 12 Millionen Navi-Besitzern sowie für hartnäckige Verweigerer oder Ignoranten liefert der Kartenhersteller Navteq jetzt eine Zahl, die aufhorchen lässt. In einer Studie mit 90 Fahrzeugen, die in zwei Monaten auf 2100 Vergleichsfahrten über eine Gesamtstrecke von mehr als 20.000 Kilometern geschickt wurden, ermittelte man das Spritsparpotenzial mit und ohne Navigationsgerät. Am Ende zeigte sich ein deutlicher Unterschied. Benutzer mit waren im Durchschnitt einen Liter sparsamer auf 100 Kilometern unterwegs als solche ohne. Die CO2-Emissionen sanken hochgerechnet um 25 Gramm pro Kilometer. Die kumulierte Wegersparnis pro Fahrer und Jahr betrug rund 2500 Kilometer. Unter dem Strich ergab sich aus den ermittelten Testwerten eine Kraftstoffkostenersparnis pro Fahrzeug von 416 Euro im Jahr.

Eigener Fahrstil wichtig

Natürlich sollte man nicht die Augen davor verschließen, dass Navteq als Zulieferer der elektronischen Karten an vielen verkauften Geräten mitverdient. Doch dämpft ADAC-Navigationsexperte Helmut Schmaler solche Sorgen mit dem Verweis auf die eigene Erfahrung. «Natürlich wird die Ersparnis stark vom eigenen Fahrstil beeinflusst, aber ich halte das nicht für unrealistisch.» «Uns ging es darum», so Florian Künne von Navetq, «den Alltagsnutzen von Navigationsgeräten mit Fakten zu unterlegen.»

Denn dass man damit Zeit, Geld und Nerven spare, wisse man. Aber das Bewusstsein für diese Spareffekte sei durchaus noch unterentwickelt. «Außerdem wollten wir zeigen, dass die Navigation auch eine Rolle in der Diskussion um die von der EU verfolgten CO2-Einsparziele spielen kann.» Die von Navteq ermittelten Werte basieren dabei noch gar nicht mal auf speziell ausgeklügelte Einsparoptionen. Solche besonderen, am Spritsparen orientierten Ausstattungsmerkmale gehören noch zu den jüngsten Angeboten im Bereich der mobilen Navigation. Dank ihrer gewachsenen Rechenleistungen wenden sich immer mehr Navis neuerdings dem Fahrstil zu, dem ja ein Sparpotenzial von 25 bis 30 Prozent nachgesagt wird.

Eigenen Fahrstil auswerten

So ermöglicht etwa Garmin seit kurzem bei seinen «nüvis» der 2er und 7er Serie eine kostenlose Softwareaktualisierung namens «EcoRoute». Sie liefert Informationen etwa zu Verbrauch und CO2 sowie den Kilometerkosten. Der Fahrer kann vor Antritt der Fahrt ermitteln, wie teuer ihn die Reise kommt und im Zweifelsfall ein anderes Verkehrsmittel wählen. Unterwegs geben Einblendungen im Display Hinweise, ob das Auto mit optimaler Geschwindigkeit bewegt wird. Hinterher kann man den eigenen Fahrstil auswerten, eine Möglichkeit, an sich zu arbeiten.

Ähnlich funktioniert auch das ebenfalls kostenlose «MyRoute» von Navigon. Die Software erlernt zunächst den Fahrstil ihres Piloten und ergänzt damit im System hinterlegte Durchschnittswerte. Das mündet dann vor Antritt der Fahrt in mehrere Routenvorschläge. Auch diese Methode dürfte den Fahrstil über kurz oder lang beeinflussen.

Tomtom maßgebend

Noch etwas, im statistischen Sinne grundsätzlicher geht Tomtom mit seinen «IQ-Routes» die Sparherausforderung an. Die Streckenvorschläge basieren hier auf einer Unmenge etwa durch Ort, Tag, Uhrzeit, Durchschnittsgeschwindigkeit geprägte Streckenprofile. Sie werden auch von den Tomtom-Nutzern via Internet gesammelt. «IQ-Routes» weiß daher «aus Erfahrung», wann sich welcher Weg nicht lohnt. Dabei orientiert sich das System an dem Grundsatz: «Bloß keinen Stau, bloß kein Stop-and-go-Verkehr», wie ein Sprecher erklärt. Auch «IQ-Routes» steht seit kurzer Zeit als Programmaktualisierung für jüngere Geräte zur Verfügung und kann gegebenenfalls, wie bei den anderen Anbietern auch, durch optionale aktuelle Verkehrsinformationen ergänzt werden.

Wie ein Test der Zeitschrift «naviconnect» gerade ergab, hat die Tomtom-Technologie derzeit wohl die Nase vorn, obwohl Garmin im Vergleich die größeren Einsparungen erzielte. Allerdings kosteten die empfohlenen Routen deutlich mehr Zeit. ADAC-Experte Helmut Schmaler kommt zu ähnlichen Einschätzungen rät aber auch zu etwas Geduld. Die Sparoptionen würden sich sicher noch weiter entwickeln. «Ich kann mir vorstellen, dass dann auch noch mehr als der erwähnte Liter möglich wird.» Wenn man bedenkt, wie teuer man die Sparzehntel in einem neuen Auto erkauft, lohnt es sich, womöglich öfter auf sein Navi zu hören.

Keine Beiträge vorhanden