Die Zeiten des althergebrachten Tachos gehen langsam zu Ende. In immer mehr Autos finden sich immer mehr elektronische Instrumente, die dem Fahrer das Leben leichter machen sollen.
Von Thomas Geiger
Das Cockpit ist für den Autofahrer von zentraler Bedeutung. Mit einem Blick muss er von den Instrumenten alle Informationen ablesen können, die er zum Steuern seines Fahrzeuges braucht. Weil ihm die Elektronik aber immer mehr mitteilen kann, entwickeln sich die Anzeigen hinter dem Lenkrad gut 100 Jahre nach der Erfindung des Tachos zusehends zu einem großen Datenkino.
Transparenter Würfel
Renault hat auf dem Genfer Salon im März beim Konzeptfahrzeug Altica einen Tacho gezeigt, der in einem großen transparenten Würfel auf der Lenksäule integriert ist. Das System wurde nach Angaben von Pressesprecher Thomas May-Englert so programmiert, dass der gesamte Glasbaustein rot leuchtet, wenn der Fahrer zu schnell ist. Die Instrumente der Saab-Studie AeroX sehen aus, als wären sie aus Glas geschliffen. Sie schimmern grün wie im Cockpit eines Düsenjägers.
«Fahre ich zu schnell?» werde weiter eine der wichtigsten Fragen des Autofahrers bleiben, sagt Heinz-Bernhard Abel, der beim Zulieferer Siemens VDO Automotive im hessischen Babenhausen die Instrumentenentwicklung leitet. Wichtigste Partner zur Beantwortung dieser Frage bleibe der Rundtacho. «In Zukunft wird der Tacho interaktiv und den Fahrer mit Hilfe der Verkehrszeichenerkennung warnen können, wenn er schneller fährt als aktuell erlaubt ist.»
Animiertes Rundinstrument
Mercedes zum Beispiel hat bei der neuen S-Klasse anstelle des konventionellen Tachos ein hochauflösendes Farbdisplay eingesetzt. Darauf erscheint das Rundinstrument nur noch als Animation. Durch die zusätzliche Darstellungsfläche kann der Zeiger teilweise etwa mit Navigationshinweisen überblendet werden. Um diesen erweiterten Funktionsumfang darstellen und dennoch am klassischen Instrument festhalten zu können, arbeitet Siemens VDO an einem so genannten Bi-Vision-Cockpit - über dem ständig sichtbaren analogen Kombiinstrument wird bei Bedarf eine Displaydarstellung eingeblendet.
Eine tragende Rolle im Cockpit der Zukunft spielt auch das Head-Up-Display, das wichtige Informationen auf der Frontscheibe direkt in das Sichtfeld des Fahrers spiegelt. Während das Head-Up-Display allerdings nur einen kleinen Ausschnitt der Frontscheibe als Projektionsfläche nutzt, wird im VW-Konzern über die gesamte Scheibe als Bildschirm nachgedacht. In einem Projekt des konzerneigenen Electronics Research Laboratory (ERL) zeichnet deshalb laut ERL-Chef Carlo Rummel ein Laser Warnhinweise etwa vor Wild genau in jene Ecke des Blickfelds, aus der die Gefahr droht.
Beifahrer profitiert
Auch der Beifahrer kann von der neuen Technologie hinter dem Lenkrad profitieren. Die Cockpit-Studie CESAR enthalte einen Bildschirm für den Beifahrer, auf dem er im Internet surfen oder Filme sehen kann, ohne dass der Fahrer abgelenkt wird, so Siemens-VDO-Sprecher Enno Pflug.
Audi will Fahrer und Beifahrer mittelfristig mit einem gemeinsamen Bildschirm erreichen. Wie die Wackelbilder aus der Wundertüte können die Bildschirme in der Mittelkonsole der Zukunft laut Audi-Experte Gerhard Mauter zwei Motive gleichzeitig anzeigen. Mit einer speziellen Folie lässt sich die Darstellung nach seinen Angaben so trennen, dass Fahrer und Beifahrer auf der gesamten Fläche zwei unterschiedliche Bilder sehen: «Der eine schaut dann auf die Landkarte, und der andere auf James Bond.» (dpa)