Trotz stark steigender Autokosten wollen viele Autofahrer nicht auf den eigenen Wagen verzichten. Vor allem psychologische Hürden behindern das Steigerungspotenzial beim Carsharing.
Von Felix Rehwald
Viele Autofahrer werden in diesem Jahr finanziell gebeutelt: Sie müssen steigende Spritkosten verkraften, dazu kommt die erhöhte Mehrwertsteuer, die auch zu höheren Beträgen bei der Kfz-Versicherung und den Werkstattkosten führt. Und nicht zuletzt macht sich in der Haushaltskasse die von der Bundesregierung gekürzte Pendlerpauschale bemerkbar. Doch trotz der steigenden Autokosten wollen die meisten Autofahrer nicht auf günstigere Alternativen umsteigen - Carsharing zum Beispiel.
Kosten um über 14 Prozent gestiegen
Nach Zahlen des ADAC in München verteuerte sich das Autofahren im Vergleich zum Jahr 2000, in dem der Autokosten-Index zuletzt auf den Basiswert 100 gesetzt worden war, um 14,2 Prozent. Verantwortlich für den Kostenanstieg sind in erster Linie die 2006 um 5,6 Prozent höheren Ausgaben für Sprit. Um je 1,9 Prozent verteuerten sich die Ausgaben für Werkstattbesuche und Ersatzteile.
Von den steigenden Preisen etwa an der Tankstelle bleiben zwar auch Teilnehmer beim Carsharing nicht verschont. Weil dabei für die Automobilität mehrere Fahrer ein Fahrzeug gemeinsam nutzen, verteilen sich die Fixkosten jedoch auf mehrere Schultern, sagt Willi Loose, Geschäftsführer des Bundesverbands CarSharing (bcs) in Hannover.
Positive Aspekte für die Umwelt
Wie hoch die Ersparnis für den einzelnen Autofahrer ausfallen kann, zeigt eine Beispielrechnung, die Almut Gaude vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin aufstellt: So koste ein privater Kleinwagen bei einer monatlichen Fahrleistung von 500 Kilometern rund 300 Euro im Monat. Beim Carsharing fielen für den Nutzer nur 180 Euro an. «Das ergibt eine Einsparung von 120 Euro», rechnet die VCD-Sprecherin vor. Neben den Kostenvorteilen für den Einzelnen ergeben sich durch Carsharing laut Almut Gaude auch positive Effekte für die Umwelt. «Es ist eine Methode, um die Anzahl der Pkw zu reduzieren.»
In Frage kommt Carsharing laut Gaude vor allem für Fahrer, die nicht täglich auf einen Pkw angewiesen sind, und deren Fahrleistung im Jahr nicht mehr als etwa 7000 Kilometer beträgt. Außerdem sollte der Wohnort in der Nähe einer größeren Stadt liegen, damit die Ausleihstationen bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden können.
Kaum Benutzer
Wählen können «Carsharer» laut bcs-Geschäftsführer Loose in der Regel zwischen nutzungsabhängigen und Zeittarifen. Dabei berechnet sich die Ausleihgebühr anhand der gefahrenen Kilometer oder anhand der Ausleihzeit. In mehr als 250 Städten gibt es nach Looses Angaben mittlerweile Carsharing-Unternehmen: «In allen Großstädten mit mehr als 200.000 Einwohnern sind Anbieter zu finden.»
Insgesamt nutzten nach bcs-Angaben im Jahr 2006 rund 80.000 Fahrberechtigte Carsharing-Angebote in Deutschland. Bezogen auf die beim Kraftfahrt-Bundesamt in Flensburg gemeldeten rund 46,6 Millionen zugelassenen Pkw erscheint diese Zahl jedoch verschwindend gering.
Potenzial bei zwei Millionen Nutzern
Das räumt auch VCD-Sprecherin Almut Gaude ein. «Das Potenzial für Carsharing in Deutschland liegt etwa bei zwei Millionen Nutzern.» Viele Autofahrer hätten noch Vorbehalte gegen die gemeinsame Nutzung des Pkw. «Das hat etwas mit Eigentum und Besitzstand zu tun», versucht Prof. Wolfgang Schubert, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Verkehrspsychologie (DGVP) in Berlin, zu erklären, warum Carsharing noch nicht so verbreitet ist. (dpa)