AvD: Autofahrer sollen Marktmacht ausüben

Aufgrund der weiter steigenden Ölpreise sollen sich Autofahrer ihrer Marktmacht bewusst werden, rät der Automobilclub von Deutschland. Mit bewusstem Tanken und konsequent Sprit sparender Fahrweise können die Kosten im Griff behalten werden.

Von Felix Rehwald

Die Spritpreiserhöhungen zu Ostern waren für die Autofahrer in Deutschland keine Überraschung. Fast schon regelmäßig erhöhen die Mineralölkonzerne vor Feiertagen und Ferienbeginn die Preise für Diesel und Benzin. Doch während viele damit rechneten, dass sich die Lage an den Zapfsäulen anschließend wieder entspannen würde, drehte sich die Preisspirale in dieser Woche weiter: Der Liter Diesel kostete am Mittwoch im Bundesdurchschnitt 1,15 Euro, für den Liter Superbenzin wurden 1,36 Euro verlangt.

Nur wenig von Rekordmarke entfernt

Damit sind die Spritpreise nur wenige Cent von den Rekordmarken im vergangenen Herbst entfernt. Und Experten befürchten wegen der sich zuspitzenden Lage im Atomstreit mit Iran und den damit verbundenen Auswirkungen auf die Ölmärkte weitere Preissteigerungen. Doch so schmerzlich die Erhöhungen die Autofahrer auch treffen mag - sie sind ihnen nicht hilflos ausgeliefert: Mit bewusstem Tanken und konsequent Sprit sparender Fahrweise können sie die Kosten im Griff behalten.

Autofahrer haben nach Angaben von Sven Janssen vom Automobilclub von Deutschland (AvD) in Frankfurt zwei Möglichkeiten, um kurzfristig auf den Preisanstieg zu reagieren: Sie können sich ihrer Marktmacht bewusst werden und Druck auf die großen Tankstellenketten ausüben, indem sie bei günstigen freien Tankstellen tanken. Wenn die Kunden weg bleiben, machten die Pächter auch keinen Umsatz mehr mit ihrem lukrativen Shop-Geschäft und könnten bei den Konzernen auf eine Autofahrer freundlichere Preispolitik hinwirken, so der AvD-Sprecher.

Bewusste Fahrweise

Die zweite Möglichkeit ist nach seinen Worten eine bewusste Fahrweise: So sollten nur unbedingt notwendige Strecken mit dem Auto gefahren werden. Wer den empfohlenen Reifendruck um 0,1 Bar erhöht, überflüssigen Ballast aus dem Kofferraum räumt, den Dachgepäckträger nach Gebrauch umgehend wieder abmontiert und «vorausschauend» fährt, kann laut Janssen «bis zu 25 Prozent» Kraftstoff einsparen.

Zur vorausschauender Fahrweise gehört nach Angaben des Auto Club Europa (ACE) in Frankfurt, beim Beschleunigen früh hochzuschalten und den Wagen etwa vor roten Ampeln mit eingelegtem Gang ausrollen zu lassen. «Niedertourig fahren spart bis zu 20 Prozent sprit», kalkulieren die Experten. «Mit modernen Autos kann ab Tempo 30 bequem im vierten, bei Tempo 50 bis 60 im fünften Gang gefahren werden.» Bei Kurzstopps an Ampeln oder im Stau sollte zudem die Zündung ausgeschaltet werden. «Spritfresser» wie Klimaanlage oder Sitzheizung sollten außerdem nur dann laufen, wenn sie wirklich gebraucht werden.

Tempo 130 statt Vollgas

Sven Janssen vom AvD empfiehlt bei Autobahnfahrten konsequent Tempo 130 statt Vollgas zu fahren. «Die meisten können so wirklich Geld sparen.» Deutlich wird das bei einer Modellrechnung, die Janssen aufstellt: Bei einer Jahresfahrleistung von 20.000 Kilometern, einem Verbrauch von 8,0 Litern Super und einem Literpreis von 1,36 Euro ergeben sich im Jahr ein Verbrauch von 1600 Litern und Kosten von 2176 Euro. Verringert sich der Verbrauch durch schonende Fahrweise um 25 Prozent auf 6,0 Liter, beträgt die Spritmenge aufs Jahr gerechnet 1200 Liter, was Kosten von 1632 Euro ergibt. Die Ersparnis beträgt 544 Euro. «An der Tankstelle sind es zwar nur ein paar Cent - aufs Jahr gerechnet ist es aber eine ganze Menge», sagt Janssen.

Auch im Frühling rechtzeitig die Winterreifen abzumontieren, kann zu einem geringeren Spritverbrauch beitragen. Laut Michael Müller, Verkehrsreferent beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Berlin, ergibt sich durch den günstigeren Rollwiderstand der Sommerreifen eine Spritersparnis von 2 bis 4 Prozent. Der ACE weist Berufspendler außerdem auf die Möglichkeit hin, Fahrgemeinschaften zu bilden.

Umweltfreundliche Alternative ab Frühling

Für den Fall, dass ohnehin ein Autokauf ansteht, empfiehlt Michael Müller, sich ein Sprit sparendes Modell anzuschaffen. «Es muss nicht immer das PS-stärkste Modell sein», sagt der VCD-Mitarbeiter. In den meisten Fällen genüge auch eine schwächere Motorvariante. Auch der Kauf eines Autos mit alternativem Antrieb - etwa ein Erdgasfahrzeug - sollte in Betracht gezogen werden. Es ermögliche Einsparungen gegenüber konventionellen Diesel- und Benzinmotoren von 30 bis 50 Prozent. Dennoch könnten diese Maßnahmen das Sparpotenzial nicht gänzlich ausschöpfen, so Müller: «Das Effektivste ist: weniger Auto fahren und gerade im Frühling aufs Rad umsteigen.» (dpa)

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