Nach wie vor ist das Mama-Taxi beliebt. Doch so lernen gerade Erstklässler nicht den sicheren Weg zur Schule.
Die Sommerferien sind in einigen Bundesländern bereits vorbei, weitere folgen in den nächsten Wochen. Für die Erstklässler beginnt damit das Abenteuer Schulweg. In vielen Fällen müssen die Schulanfänger ihn künftig allein meistern. Damit sie möglichst gefahrlos unterwegs sind, sollten Eltern ihren Nachwuchs auf diese Aufgabe vorbereiten.
Idealerweise legen Eltern bereits in den Ferien einen sicheren Schulweg fest. Dabei helfen Schulwegpläne, die von vielen Kommunen zur Verfügung gestellt werden. Mit ihrer Hilfe lassen sich die besten und vor allem sichersten Wege ermitteln, die oft auch Umwege beinhalten, denn der kürzeste Weg ist nicht immer der sicherste. Wichtig: Es wird nur ein Weg festgelegt, den das Kind in Zukunft gehen soll. So verirrt sich niemand oder gerät in unübersichtliche, ungeübte Verkehrssituationen. Wenn Kinder aus der Nachbarschaft den gleichen Schulweg haben, ist es sinnvoll, diesen gemeinsam zu gehen.
Üben, üben, üben
Ist der Weg einmal festgelegt, sollten Eltern ihn mit ihrem Kind üben. Das erhöht die Sicherheit sowohl für die Kinder als auch für die Eltern, die dadurch mehr Vertrauen in die Fähigkeiten ihres Nachwuchses gewinnen. Am besten ist es, wenn die Eltern mit ihrem Kind die Strecke auch zu typischen Schulzeiten abgehen, damit die Kleinen die Verkehrsverhältnisse zu dieser Tageszeit kennen lernen, mit denen sie später ohne Hilfe zurechtkommen müssen. Man kann auch die Rollen tauschen, so dass das Kind die Eltern auf mögliche Gefahren hinweisen muss.
Unterwegs können schwierige Stellen gemeinsam besprochen und Vorfahrtsregeln erklärt werden. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Überqueren der Fahrbahn. Hier gilt: An der Bordsteinkante stehen bleiben, erst nach links, dann nach rechts, dann wieder nach links schauen und dann auf dem kürzesten Weg die Straße überqueren. Besteht die Möglichkeit, die Straße alternativ an einer Ampel oder einem Zebrastreifen zu überqueren, ist diese Variante immer vorzuziehen, auch wenn sie einen Umweg bedeutet. Beim Zeitbedarf für den Weg sollte ein Puffer eingeplant werden. Fehler passieren oft unter Zeitdruck. Deshalb ist es wichtig, sich rechtzeitig auf den Weg zu machen, um Hektik zu vermeiden.
Tempo kann nicht eingeschätzt werden
Fünf- bis Siebenjährige können Entfernungen und Geschwindigkeiten noch nicht richtig einschätzen, zudem ist das kindliche Gesichtsfeld eingeschränkt. Stehen Kinder zwischen Autos am Straßenrand, werden sie aufgrund ihrer Körpergröße von anderen Verkehrsteilnehmern leicht übersehen. Eltern sollten ihren Kindern daher klare und einfache Regeln für diese Situation vermitteln. Dazu gehört auch, auf dem Gehweg zu bleiben und nicht auf die Straße zu laufen. Wichtig: Eltern sind in der Regel Vorbilder, die das Verhalten ihrer Kinder stark beeinflussen. Wer auch im Alltag an der Fußgängerampel auf Grün wartet, zeigt seinen Kindern, wie man sich richtig und sicher im Straßenverkehr bewegt.
Viele Eltern begleiten ihre Kinder in den ersten Tagen und Wochen vorsichtshalber auf dem Schulweg. Wer nicht direkt neben dem I-Dötzchen läuft, sondern mit etwas Abstand folgt, fühlt sich genauso sicher und überlässt dem Nachwuchs mehr Verantwortung. Eventuelles Fehlverhalten im Straßenverkehr kann abends besprochen werden.
Nicht immer geht alles glatt. Was, wenn sich das Kind verirrt? Oder den Schulbus verpasst? Oder die Schule später anfängt als geplant? All diese Eventualitäten sollten mit dem Kind besprochen werden. So weiß es, wie es sich im Notfall verhalten soll und an wen es sich um Hilfe wenden kann. Hilfreich kann auch ein Zettel mit der Telefonnummer der Eltern im Schulranzen sein.
Schulranzen mit Reflektoren
Apropos Schulranzen: Er sollte nicht nur ergonomisch gut passen, sondern auch mit Reflektoren ausgestattet sein. In Kombination mit heller und idealerweise ebenfalls reflektierender Kleidung wird das Kind auch im Herbst und Winter von anderen Verkehrsteilnehmern besser wahrgenommen.
Wenn möglich, sollten Eltern ihre Kinder nicht mit dem Auto zur Schule bringen. Diese bequeme Lösung führt oft zum Verkehrschaos vor den Schulen: Eltern parken Gehwege zu, blockieren Busse und verwandeln den Zufahrtbereich in eine chaotische Gefahrenzone. Hinzu kommt: Kinder, die mit dem Auto gebracht werden, lernen kein verkehrsgerechtes Verhalten. Außerdem erhöht der tägliche Fußweg zur Schule die körperliche Aktivität und fördert die Konzentration. Wenn es schon keine Alternative zum Mama- oder Papa-Taxi gibt, dann sollte zumindest nicht direkt vor der Schule gehalten werden, sondern ein Stück davor. (SP-X)