Triumph Speed Twin: Hightech im Retro-Stil

Triumph Speed Twin: Hightech im Retro-Stil
Die Triumph Speed Twin bietet ein gutes Handling. © SP-X

Die Triumph Speed Twin bietet Hightech-Features im Retro-Look. Wer mit ihr unterwegs ist, kann sich ganz in den Entspannungsmodus begeben.

Triumphs Modern-Classics-Baureihe mit dem feinen 1200er-Twin ist inzwischen breit aufgestellt: Zu den drei Bonneville-Versionen gesellten sich die Scrambler 1200, die sportliche Thruxton RS und die Speed Twin.

Mit einer Leistung von 97 PS rangiert sie gleich hinter der Thruxton, deutlich oberhalb der Bonneville und auch jenseits des Scrambler-Duos. Womit die Speed Twin beim Fahren das Flair eines echten Big Bikes verströmt. Stets ist Druck im Kessel, denn die Drehmomentkurve mit ihrem Maximum von 112 Newtonmetern verläuft angenehm flach. Wobei der Twin alles andere als ein Langweiler ist. Bei Bedarf dreht er fast blitzartig hoch und entfesselt dabei in Begleitung eines sympathischen Sounds gewaltige Kräfte, ohne jemals die Attitüde eines britischen Gentleman zu verlieren. Dass die Speed Twin zur alten Schule gehört, verrät die Triumph-Historie: Das erste Motorrad dieses Namens erschien bereits 1938. In den Annalen heißt es, sie habe ein geschmeidiges, dynamisches Handling aufgewiesen.

Gutes Handling garantiert

Die Triumph Speed Twin mit ihren Rundinstrumenten. Foto: SP-X

Ganz sicher ist der Speed Twin des Jahres 2020 ein geschmeidiges, dynamisches Handling zu Eigen. Sie ist ein Motorrad, das seinen Fahrer stets im Entspannungsmodus hält, denn sie ist ausgesprochen einfach zu handhaben. Das fängt schon beim Einstecken des Zündschlüssels an; man dreht ihn, und der Twin nimmt brabbelnd die Arbeit auf. Kupplung ziehen, 1. Gang einlegen – mehr gibt es nicht zu tun. Zwar stehen drei Fahrmodi zur Wahl – sie heißen Rain, Road und Sport –, doch im Grunde kann man’s bei Road belassen, denn das bisschen Zusatzagilität der Gasannahme bei „Sport“ ist geschenkt.

Und weil die Gasannahme in „Road“ eh so geschmeidig ist, erscheint auch „Rain“ (mit ein paar PS weniger) nicht wirklich wichtig zu sein. Kupplung und Gangwechsel kosten keine spürbare Kraftanstrengung, so dass man schon nach den ersten 500 Metern meint, bereits hunderte Kilometer auf der Speed Twin zurückgelegt zu haben.

Komfortable Sitzhaltung

Daran ist die ausgesprochen komfortable Sitzhaltung des Piloten nicht unschuldig: Der Kniewinkel ist kommod, die Beugung des Oberkörpers gerade so, wie’s für entspanntes Fahren sein muss. Dazu kommt ein gut gepolsterter, aber nicht lascher Sitz in idealer Breite und mit genug Platz, auch fürs Fahren zu zweit. Bei knapp 81 Zentimetern Sitzhöhe reicht der Wohlfühlbereich von knapp 1,70 bis gut 1,85 Meter Körpergröße.

Zwar ist die Telegabel nicht einstellbar und auch die beiden Federbeine am Heck können lediglich belastungsabhängig vorgespannt werden, doch stellt das von Triumph gewählte Grundsetting durchaus zufrieden: Das Ansprechverhalten auf Unebenheiten im Asphalt ist gut, Wellen und Löcher im Straßenbelag finden normalerweise nicht den Weg bis ins Fahrerkreuz. Die 214 Kilogramm wiegende Speed Twin hält die anvisierte Linie auch in zügig gefahrenen Kurven, lässt sich aber bei Bedarf problemlos nachjustieren.

Fein regelndes ABS

Sehr gute italienische Ware findet sich an Vorder- und Hinterrad in Form der drei Scheibenbremsen. Die beiden Vierkolbenzangen vorne überzeugen durch präzisen Druckpunkt und geringe Bedienkräfte, die hintere Einscheibenbremse assistiert willig. Das ABS regelt fein und sichert jederzeit die Fahrstabilität der Triumph. Dass sehr hohe Geschwindigkeiten eher ein Ausdauertraining der Nackenmuskulatur darstellen als Fahrgenuss bringen, versteht sich auf einem Nakedbike von selbst. Insofern ist die Speed Twin ein typisches Landstraßenmotorrad.

Ihre Ausstattung kann vollkommen überzeugen: Es gibt rundum LED-Lichtquellen, die Skalen der beiden analogen Rundinstrumente für Geschwindigkeit und Drehzahl sind bestens ablesbar, während die Zusatzinformationen in den kleinen Digitalfenstern genaues Hinsehen erfordern. Die gewünschten Informationen lassen sich immerhin mittels eines Knopfs links am Lenker aufs LC-Display rufen. Die Verbrauchsanzeige der Speed Twin neigt, nicht unüblich, zum beschönigenden Schwindeln um etwa 0,3 l/100 Kilometer. Im Schnitt verbrauchten wir um den Normwert von 4,8 Litern.

Reichliches Zubehörprogramm

Die Triumph Speed Twin leistet 92 PS. Foto: SP-X

Triumph hält ein reichliches Zubehörangebot für die Speed Twin bereit. Die Liste der Accessoires hält außer der Edelfarbe „Silver & Storm Grey“ (300 Euro) weitere elf Positionen im Beschaffungswert von gut 1.000 Euro fest. Teuerste Einzelposition sind die CNC-gefrästen Handhebel zu 215 Euro, doch auch der CNC-Zierring (120 Euro) am schwarzen Scheinwerfergehäuse macht echt was her. Aus dem Grundpreis von 12.250 Euro werden auf diese Weise rund 13.600 Euro.

Die Triumph Speed Twin balanciert gekonnt auf dem Grat zwischen Historie und Hightech, auch wenn ihr das nicht ohne weiteres anzusehen ist: Die Existenz einer Traktionskontrolle ist nun mal genauso wenig sichtbar wie die eines Ride-by-Wire, also der elektronischen Drosselklappensteuerung. Andererseits verarbeitet man bei Triumph viel Aluminium und Stahl statt schnöden Kunststoffs oder Karbon. Handfeste Kritikpunkte muss man an der Speed Twin fast mit der Lupe suchen; suboptimal ist zumindest der nur schwerlich mit der Stiefelferse ertastbare Ausleger des Seitenständers.

Dass Fahrten auf nassen Straßen zu dramatischer Verschmutzung von Bike und Fahrer führen, ist auf die nur rudimentäre Hinterradabdeckung zurückzuführen. Aber die Speed Twin mit ihrer ausgesprochen wertigen Anmutung ist von ihrer ganzen Art her ohnehin weniger ein Alltagsbike als vielmehr ein Schönwetter-Genussmotorrad. Diesen Anspruch erfüllt sie mit Bravour. (SP-X)

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