Triumph Scrambler: Wie einst Steve McQueen

Die Scrambler von Triumph bietet keine überragenden Fahrleistungen. Sie kommt mit ihren 57 PS gerade einmal auf eine Höchstgeschwindigkeit von 168 km/h. Der Fahrer fühlt sich auf der Britin ausgesprochen wohl.

Von Heiko P. Wacker

Mit der Scrambler baut Triumph die Zweizylinder-Motorrad-Familie weiter aus. Auf Basis moderner Technik ist ein Klassiker entstanden, der mit seinem Stil unverkennbar in die 50er Jahre zielt, als Abenteurer wie Steve McQueen den Bikes mit den hoch gelegten Auspuffrohren zu Weltruhm verhalfen. Das jüngste Kind der Klassiker-Reihe von Triumph geht für 8.750 Euro an den Start.

Tausend Euro teurer

Damit ist die Scrambler exakt 1000 Euro teurer als die Standard-Bonneville, von der sie sich trotz technischer Verwandtschaft stark unterscheidet. Auffälligstes Merkmal ist die elegante Führung der Auspuffanlage mit ihren gekreuzten Krümmern und den hoch liegenden Endtöpfen. Zwar versteckt sich der schön gezeichnete Zweizylinder von rechts gesehen fast gänzlich hinter dem Wärmeschutzblech, das diese Führung der Auspuffanlage nötig macht. Doch fanden die Designer gerade auf diese Weise den perfekten Weg, um mit modernen Mitteln den puren Charakter eines 50er-Jahre-Bikes zu zitieren. Die zweifarbige Lackierung sowie das völlige Fehlen eines Windschutzes sind weitere wichtige Merkmale, wie sie Puristen und Individualisten an dem Triumph-Klassiker zu schätzen wissen.

Aus genau diesem Grund stand bei der Entwicklung auch keine opulente Leistungsausbeute im Zentrum. Wer deshalb Wert auf möglichst viele Pferdestärken legt, sollte sich nach anderen Motorrädern umsehen und die Scrambler mit ihrem luftgekühlten DOHC-Parallel-Twin jenen Fahrern überlassen, für die sich Fahrspaß nicht durch Höchstgeschwindigkeit definiert. Denn mit einer Spitzenleistung von 42 kW/57 PS, die bei 7000 Touren anstehen, gehört das maximal 168 km/h schnelle Bike nun wirklich nicht zu den Rennmaschinen.

Günstige Versicherung

Der Verbrauch des von einer Doppelvergaseranlage beatmeten Zweizylinders liegt mit 5,7 Litern Super völlig im akzeptablen Bereich, wobei in Kombination mit dem 16,6 Liter großen Tank rechnerisch Distanzen von 290 Kilometern möglich sind. Die Haftpflichtversicherung fällt beispielsweise bei der Axa mit 61 Euro vergleichsweise günstig aus.

Doch auch das wird auf der Maschine schon nach wenigen Kilometern zur völligen Nebensache. Statt dessen rücken hinter dem überraschend breiten Lenker der klassischen Britin ganz andere Dinge in den Mittelpunkt. Denn nur wenige Motorräder schlagen einen derart gekonnten Bogen in die Vergangenheit.

Natürlich funktionieren Fahrwerk oder auch das Fünfganggetriebe um Welten besser als bei dem Triumph-Modell aus den 50ern oder 60ern. Doch vom Charakter her sind die Unterschiede nicht so gravierend. Denn die Sitzposition auf dem immerhin 82,5 Zentimeter hohen Gestühl ist ebenso aufrecht wie entspannt, während das geradezu spielerische Handling enorm vom vernünftigen Radstand und den doch recht schmalen Stollenreifen profitiert. Auf Anhieb lässt sich die Triumph deshalb bis auf die Rasten in die Kurven legen. Dabei sorgen die Kreiselkräfte der groß dimensionierten Speichenräder für eine beachtliche Stabilität.

Was die Straßen betrifft, auf denen man mit der Scrambler unterwegs sein will, sollte sich jedoch von den Stollenreifen nicht täuschen lassen. Für echten Geländeeinsatz ist sie nicht gedacht, auch wenn der in der langen Zubehörliste geführte Motorschutz oder ein Scheinwerfer-Gitter dies vermuten lassen. Wer sich jedoch mit regelmäßigen Abstechern auf kleine und kleinste Feldwege begnügt, der wird mit dem Bike und ihrem Stahl-Schleifenrahmen vollauf zufrieden sein. Die Telegabel mit den 41 Millimeter starken Standrohren und die beiden verchromten, in der Federbasis verstellbaren Federbeine bügeln die meisten Fahrbahnunebenheiten mühelos aus.

Alles in allem kann man der britischen Traditionsmarke Triumph nur zur Entscheidung gratulieren, ein Motorrad wie die Scrambler auf die Räder zu stellen. Denn angesichts überbordender Leistungsdaten manch anderer Fahrzeuge setzt sie gezielt auf den Verzicht und gibt dem Fahrer die Chance, sich wieder auf die wesentlichen Dinge zu konzentrieren. (mid)

Keine Beiträge vorhanden