Kawasaki Z750: Japanischer Dampfhammer

Kawasaki hat die Z750 optisch und technisch einer Runderneuerung unterzogen. Herausgekommen ist eine Maschine, die für den Alltagseinsatz viel Dampf zur Verfügung stellt.

Von Thilo Kozik

Z steht bei Kawasaki schon lange für supersportliche Motorräder ohne ausladende Verkleidung. Neudeutsch sagt man zu diesen Zweirädern gern Naked Bikes. Doch im Gegensatz zur japanischen Konkurrenz stellen die Grünen kein Doppel aus potenter Tausender und von Supersportlern abgeleiteten 600er auf die Räder. Bei Kawasaki vertraut man bei dem kleineren Spross auf dass Alleinstellungsmerkmal der 750 Kubik.

Mehr Drehmoment

Die Vorteile dieser Wahl liegen auf der Hand: Rund 150 ccm mehr Hubraum bedeuten einen ordentlichen Schwung mehr Drehmoment gegenüber den hochjubelnden 600ern und ein niedrigeres Drehzahlniveau bei gleicher Leistung. Und für den aktuellen Jahrgang wurde die Mittelklasse-Z ordentlich überarbeitet.

Die Bremsen der Kawasaki Z750 sorgen für eine gute Verzögerung Foto: Kawasaki

Viel Detailarbeit am Motor sorgt nicht nur für Euro-3-konforme Abgase, sondern gleich auch für eine bessere Charakteristik. Im Fokus der Überarbeitung lag natürlich die Einspritzanlage, bei der die Durchmesser der Drosselklappen kleiner wurden. Dafür bekommt jetzt jeder Zylinder eine zweite, computergesteuerte Drosselklappe, die das Ansprechverhalten optimiert und Verschlucker bei heftig aufgerissenem Gashahn verhindert. Kleinere Ein- wie Auslasskanäle, geänderte Nocken und eine drehmomentfördernde Walze im Auspuff bringen eine Zunahme an Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich.

Im technischen Datenblatt liest sich das eher enttäuschend: Mit maximal 78 Newtonmeter liegen gerade mal drei Nm mehr an als bei der Vorgängerin. Im Gegenzug opferten die Techniker dafür ein wenig Maximalleistung, bei nun 106 PS dürfte sich aber niemand über einen schwachbrüstigen Motor beschweren.

Kräftiger Eindruck

Der Motor der Kawasaki Z750 überzeugt mit seiner Leistungsentfaltung Foto: Kawasaki

Doch im Fahrbetrieb sieht die Sache anders aus: Auf Anhieb stellt sich ein anderer Eindruck als beim letztjährigen Modell ein, die Z750 des Jahrgangs 2007 hinterlässt gerade im alltagsrelevanten mittleren Drehzahlbereich einen deutlich kräftigeren Eindruck. Das liegt nicht zuletzt an der größeren Schwungmasse, die hier für mehr Druck-Gefühl sorgt. So liefert der Kawa-Vierzylinder ab etwa 2500 Touren verwertbare Leistung, ab 5000 Kurbelwellenumdrehungen ist ordentlich Dampf da und bei 8000 geht die Post so richtig ab.

Von solch einem nutzbaren Drehzahlband können hochgezüchtete 600er nur träumen. Für flottes Vorwärtskommen braucht es noch nicht einmal einen flinken Schaltfuß, dabei gibt sich das Sechsganggetriebes leicht und exakt schaltbar - die 750er lässt sich recht schaltfaul um die Ecken hetzen. Dabei hängt der Vierzylinder mit seiner Doppel-Drosselklappenstrategie jederzeit sehr feinfühlig und kultiviert am Gas, verzögertes Ansprechen, Lastwechselreaktionen oder Vibrationen sind ihm fremd.

Einzig ab den zitierten 8000 Touren und im Schiebebetrieb kribbelt es hochfrequent in der harten Sitzbank. Für die neue und bei Kawasaki-Vierzylindern ungewohnte Vibrationsarmut ist der überarbeitete Rahmen verantwortlich. Weniger das stabile Rückgrat aus Stahlrohr-Brückenrahmen als die neue Motoraufhängung mittels eines neuen Hilfsrahmens aus Aluminium. Die deutlich sichtbaren Streben rechts und links vom Motor mit teils starrer, teils gummigelagerter Aufhängung hinter den Zylindern verhindern wirkungsvoll die Übertragung von Vibrationen auf den Fahrer.

Zwölf Kilo Mehrgewicht

Der Auspuff der Kawasaki Z750 Foto: Kawasaki

Kein Wunder also, wenn die neue Z ein wenig um die Hüfte zugelegt hat; fahrfertig bringt sie mit 230 kg gleich zwölf Kilo mehr auf die Waage, immerhin inklusive des hierzulande serienmäßigen ABS. Allerdings weiß die Kawa ihre Pfunde geschickt zu kaschieren. Sie sticht mit einer wunderbaren Leichtigkeit und Zielgenauigkeit in Kurven jeglicher Art, hält souverän die vorgegebene Spur und zeigt sich dennoch jederzeit empfänglich für eventuell notwendige Kurkorrekturen.

Dank des näher zum Fahrer hingerückten Lenkers hat dieser die Maschine perfekt im Griff, über den erstklassigen Knieschluss und die dünn gepolsterte Sitzbank erhält er unmittelbares, unverdünntes und eindeutiges Feedback von der Maschine. Viel Langstreckenkomfort darf man von der mageren Schaumstoffauflage allerdings nicht erwarten.

Am stärksten beeindruckt indes die neue, rundum gelungene Abstimmung von Federung und Dämpfung. Die neue 41er Upside-Down-Gabel und das überarbeitete Federbein liefern einen herrlich direkten Kontakt zur Straße und halten den Kawa-Treiber umgefiltert über den Zustand der Fahrbahn auf dem Laufenden - ohne an Komfort einzubüßen. Zwei kleine Kritikpunkte müssen aber erwähnt werden: Der montierte Dunlop Sportmax Qualifier missfällt durch ein starkes Aufstellmoment beim Bremsen in Schräglage, und der Lenkeinschlag nach links und rechts könnte ebenfalls deutlich größer sein: Wendemanöver auf engen Straßen arten zu kraftraubender Rangierarbeit aus.

Gute Bremsen

Kawasaki Z750 Foto: Kawasaki

Doch zurück zu den positiven Seiten des Motorrades, zum Beispiel den Bremsen. Nach Art des Hauses kommen drei Wave-Scheibenbremsen zum Einsatz, von Schwimmsattelzangen betätigt. Dieses Trio liefert eine hervorragende Arbeit ab, gerade die Vorderradbremse kombiniert in vorbildlicher Manier einen exakten Druckpunkt, hohe Effizienz und geringe Handkräfte. Das in Deutschland im Preis von 7895 Euro eingeschlossene ABS von Nissin greift richtig sportlich ausgelegt erst sehr spät ein und regelt dann mit der gebotenen Feinfühligkeit.

Insofern kann man Kawasaki nur zur rundum gelungenen Überarbeitung der aktuellen Z750 gratulieren. Das Drehmoment des Motors ist in dieser Klasse einzigartig, und dank der geglückten Fahrwerksabstimmung bereitet die sportliche Kurvenjagd auf fast allen Straßen ein Mordsvergnügen - zu einem sehr ordentlichen Preis.

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