Es gibt auch Rollerfahrer, die auf große Tour gehen. Doch mit welchem Zweirad kann man auch längere Strecken gut überstehen? Beispielsweise mit dem Sym Maxsym TL.
Es ist das Touren-Flaggschiff des taiwanischen Rollerherstellers Sanyang, der unter dem Markennamen SYM schon seit mehr als 65 Jahren Zweiräder produziert: Der Maxsym TL kommt mit einem selbst entwickelten Reihenzweizylinder, Kettenantrieb, hochwertigem Fahrwerk und umfangreicher Ausstattung als Mittelklasse-Roller mit Luxusattributen.
Die spielt er schon beim Aufsitzen in niedrigen 79,5 Zentimeter Höhe aus, denn der Blick fällt auf den zentral angeordneten, 4,7 Zoll großen TFT-Farbmonitor, der anzeigemäßig mit einem farbigen LC-Display rechts und einen Kontrollleuchten-Segment links Oberklasse repräsentiert. Ein Wippschalter am linken Lenkerende schaltet drei verschiedene Display-Grundlayouts und innerhalb dieser noch verschiedene Anzeigemöglichkeiten für Drehzahl und Verbrauch, Durchschnittstempo, die Uhrzeit oder diverse Trip-Einstellungen. In jedem Falle ausreichend Möglichkeiten, um auch die längste Autobahnetappe dank mannigfacher Wechselmöglichkeiten nicht langweilig werden zu lassen.
Höhenverstellbares Windschild
Die geschickte Kontur des Polsters verschafft unter allen Bedingungen einen soliden Bodenkontakt, während in Fahrt der breite und hohe Mitteltunnel stört. Davon abgesehen überzeug der TL mit Reisequalitäten, die vom guten Wind- und Wetterschutz dank zweifach höhenverstellbarem Windschild bis zur lässigen Touringhaltung reichen.
Herkömmlich über ein normales Zündschloss und den Starterknopf aktiviert, überrascht der unmittelbar einetzende kernige, überaus kräftige Auspuffsound. Der rührt von der 360°-Zündfolge des flüssigkeitsgekühlten Reihenzweizylinders her und hört sich nach viel mehr an als nach einem Hubraum von 465 cm3. Mit Vierventiltechnik und dohc-Steuerung liefert der Taiwan-Twin 41 PS und ein maximales Drehmoment von 42 Nm, die bei motorschonend niedrigen Drehzahlen anliegen. Für einen besonders vibrationsarmen Motorlauf ist neben der Ölbadkupplung ein gegenläufig zu den Kolben arbeitendes Pleuel mit Ausgleichsgewicht zuständig, was vor allem bei hohen Geschwindigkeiten für gute Laufruhe sorgt.
Bedächtiger Start
An der Ampel legt der TL aber eher bedächtig los, er braucht rund 4000 U/min, um sich in Bewegung zu setzen. Dafür lässt sich der Sym-Scoot auch bei extremer Langsamfahrt noch gut kontrollierbar bewegen. Ab 6000 Touren gibt’s prima Durchzugsfreude, maximal stehen beachtliche 139 km/h an, die den TL zu einem vollwertigen Mitglied der Linke-Spur-Fraktion machen. Trotz tempoorientierter Fahrweise bleibt der Spritkonsum mit 4,7 Litern in akzeptablen Regionen, was tourentaugliche Reichweiten von 265 Kilometern ermöglicht.
Der ansprechenden Dynamik zeigt sich das moderne Fahrwerk locker gewachsen.
Ungewöhnlich für einen Roller ist die starre Verbindung des Motors mit dem Stahlrohrrahmen, die eine gute Gewichtsverteilung zwischen vorn und hinten von 50:50 beschert für ein neutrales, ausgewogenes Fahrverhalten. Allerdings ist das angelenkte Federbein für den Solobetrieb zu stark vorgespannt, das lässt sich mit einem Hakenschlüssel etwas korrigieren. Besser macht das die Upside-Down-Gabel, die Absätze, Versatzstücke und kleinere Schlaglöcher akkurat herausfiltert. Damit geht der Fahrkomfort insgesamt in Ordnung, wenngleich die Abstimmung eindeutig sportive Naturen bevorzugt.
Stabilität vor Sanftmut
Hier geht Stabilität vor Sanftmut, das macht sich beim Verzögern bezahlt: Die beiden radialen Vierkolben-Festsättel im Vorderrad sorgen für eine effektive, stets gut dosierbare Verzögerung, selbst vom heftigen Bremsen und eingreifendem Continental-ABS lässt sich der SYM nicht beeinflussen.
Klassenüblich rollt der Taiwaner auf 15-Zoll-Rädernmit eigens entwickelten Maxxis-Pneus vom Typ Supermaxx S 3. Die Rundlinge machen sich durch ein harmonisches, ausgewogenes Fahrverhalten bezahlt, allerdings betonen auch sie die zuverlässige Seite des Rollerlebens mit Stabilität vor der Leichtfüßigkeit. Angesichts vergleichsweise schwerer 223 Kilogramm sicherlich nicht die schlechteste Entscheidung. Was jetzt noch fehlt, wäre eine Traktionskontrolle.
Die alltagstaugliche, funktionale Technik kommt hier mit umfangreicher Ausstattung und guter Fahrerintegration, die den Maxsym TL zu mehr als einem Mittelklasseroller macht. Das hohe Qualitätsniveau nur unwesentlich unter den teuren Vorzeige-Maxiscootern wie Yamaha TMAX 560 oder BMW C 650 und der maßvolle Preis von 8000 Euro machen den Sym zu einem ziemlich fairen Angebot. (SP-X)