Eine gute Ladeinfrastruktur gilt als Beschleuniger für die Elektromobilität. Doch nach einer Studie könnte ein Mangel an privaten Ladestationen den Markthochlauf ausbremsen.
Probleme sieht die Deutsche Energie-Agentur (Dena) vor allem in Ballungsräumen und insbesondere in Regionen mit einer hohen Kaufkraft, wie sie am Mittwoch mitteilte.
Dort könnte im schlechtesten Fall schon in den frühen 2020er-Jahren selbst die theoretisch verfügbare private Ladeinfrastruktur nicht ausreichend sein, heißt es in der Studie, die die Dena im Auftrag des Energieversorgers EnBW angefertigt hat. Zuvor hatte die «Süddeutsche Zeitung» darüber berichtet.
Bis 2030 fehlen bis zu 1,1 Millionen Ladeplätze
«Im Jahr 2030 fehlen je nach Szenario zwischen 0,6 und 1,1 Millionen potenzielle Stellplätze mit privater Ladeinfrastruktur», schreiben die Autoren der Studie. Der Grund: Vor allem in dicht besiedelten Regionen, wo viele Menschen in Häusern mit drei oder mehr Wohnungen leben, sei der Aufbau privater Ladepunkte unattraktiv oder auch schlicht nicht möglich.
Der Studie zufolge bleibt ein vorgelagerter, mindestens aber parallel laufender Ausbau öffentlicher Ladeinfrastruktur daher unabdingbar. Die Autoren raten dazu, die Förderung auf Gebiete zu fokussieren, in denen wegen der hohen Kaufkraft hohe Elektroauto-Zahlen zu erwarten seien und zugleich wegen dichter Besiedlung das Potenzial für private Ladestationen gering sei. Zudem sollten Fahrzeughersteller, Energieversorger und der Bund stärker kooperieren, um den Bedarf an Ladeinfrastruktur besser vorhersagen zu können.
Rechtliche Hürden abbauen
Die Autoren fordern außerdem, rechtliche Hürden für die Errichtung privater Ladepunkte abzubauen. Das ist auch Teil des sogenannten Masterplans Ladeinfrastruktur der Bundesregierung. Er sieht bis zum Jahr 2030 bundesweit eine Million Ladepunkte vor. In den kommenden zwei Jahren sollen bereits 50.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte entstehen. Der Masterplan rechnet bis zu diesem Jahr zugleich mit bis zu zehn Millionen Elektroautos auf den deutschen Straßen.
Erst im März hatte das Kabinett einen Gesetzentwurf beschlossen, wonach Mieter und Wohnungseigentümer einen Anspruch auf Ladestationen bekommen sollen. Daneben sehen die Autoren bezüglich des Ausbaus der Ladeinfrastruktur auch großes Potenzial auf den vermieteten Stellplätzen von großen Wohngebäuden und Mietshäusern. Hier müsse den Mietern eine unbürokratische Möglichkeit geboten werden, einen Ladepunkt zu installieren, fordern die Autoren.
Zugleich sollte eine Verpflichtung zur Errichtung einer Mindestanzahl „von Ladepunkten in privat und öffentlich zugänglichen Garagenkomplexen und Parkhäusern sowie auf (halb-) öffentlichen Parkplätzen“ in Erwägung gezogen werden. Bei der Förderung privater Ladepunkte sollte auch immer ein Mehrwert für die Gesellschaft und nicht für den Einzelnen eine Rolle spielen, so die Studienautoren. (AG/dpa)