Tanken mit dem Dach

Solarstrom

Die Hersteller suchen nach Wegen den kostenlosen Sonnenstrom zu nutzen. Bislang gelingt das nur in bescheidenem Ausmaß.

Von Thomas Geiger

Auf der Suche nach neuen Lösungen zur Senkung von Verbrauch und Schadstoffausstoß entdeckt die Autoindustrie die Sonnenenergie für sich. Zwar wird es in unseren Breiten wohl so schnell keine Fahrzeuge geben, die allein mit Solarstrom fahren, glauben Experten wie Thomic Ruschmeyer vom Bundesverband Solare Mobilität in Hamburg. Doch zumindest in Ansätzen machen sich die Hersteller die kostenlose Energie langsam zunutze.

Solarzellen beim Audi A8 und A6

Bislang wurde die Photovoltaik ab Werk nur selten und dann ausschließlich für Komfortfunktionen eingesetzt, sagt Ruschmeyer. So gibt es zum Beispiel bei Audi für A8 und A6 anstelle konventioneller Glas- oder Sonnendächer auch Schiebedächer mit integrierten Solarzellen. Nach Angaben von Audi-Sprecher Udo Rügheimer in Ingolstadt liefern sie im Stand immerhin genügend Energie für das Gebläse, damit der Innenraum im Sommer gut durchgelüftet werden kann.

Sonnengenerator beim 9-XBioHybrid

Bei ihren Designstudien und Technologieträgern gehen die Hersteller jedoch noch weiter und nutzen das Sonnenlicht tatsächlich als Treibstoff. So wurden zum Beispiel bei dem im März auf dem Genfer Autosalon vorgestellten Saab 9-X BioHybrid weite Teile des Dachs mit einem Sonnengenerator belegt. Egal ob das Auto steht oder fährt, wandelt er das Sonnenlicht in elektrische Energie um. Diese wird in der Lithium-Ionen-Zelle des Hybrid-Antriebs gespeichert und soll so einen umweltfreundlichen Beitrag zur Fortbewegung leisten.

Solarstrom zum Getränke kühlen

Auch BMW setzt bei der vom X5 abgeleiteten Studie «Vision Efficient Dynamics» auf kostenlose und vor allem CO2-neutrale Energie. Der Geländewagen trägt ein etwa einen Quadratmeter großes Solardach, das nach Angaben von BMW-Sprecher Wieland Bruch in München über einen sonnigen Tag hinweg ungefähr eine Kilowattstunde ins Stromnetz speist. Im Stand werden daraus interne und externe Verbraucher versorgt: So lassen sich nicht nur Telefone laden oder Getränke kühlen. Mit der Energie kann auch das Getriebeöl vorgewärmt werden. Dadurch wird der Warmlauf des Antriebs verkürzt und der Verbrauch geht laut Bruch im Normzyklus um etwa ein Prozent zurück.

Gewichtsprobleme

Bis die Technik tatsächlich in Serie geht, wird es laut Bruch allerdings noch einige Zeit dauern: «Wir arbeiten die Liste der möglichen Maßnahmen der Reihe nach ab. Die mit dem größten Kundennutzen für das wenigste Geld kommen zuerst.» Außerdem ist bei einer Entscheidung zur Serienfertigung auch zu beachten, dass ein Solardach mehr wiegt als ein konventionelles Stahldach. Selbst ein normales Glasdach sei leichter, gibt Bruch zu bedenken.

Forschungsbedarf beim Energiespeicher

Auch Opel-Chef Hans Demant beobachtet die Entwicklung dieser Technologie «mit großem Interesse». Doch über den Einsatz bei Reisemobilen oder für die Standlüftung hinaus gebe es derzeit noch keine Anwendung. «Zusammen mit unseren Partnern arbeiten wir an der Weiterentwicklung der Lithium-Ionen-Akkus, mit denen man die Energie speichern, und an Elektromotoren, mit denen man sie nutzen kann», sagt Demant. Neben der Leistungsfähigkeit der Akkus gehe es insbesondere darum, die Kosten für den Serieneinsatz zu verringern.

Einfache Lösungen

Selbst Solar-Lobbyisten wie BSM-Chef Ruschmeyer halten wenig von der direkten Nutzung der Sonnenenergie im Auto. «Zwar gibt es etwa für die berühmten Solar-Rallyes in Australien längst Fahrzeuge, die nur mit Sonnenlicht eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 100 km/h erreichen», sagt der Experte, nach dessen Angaben selbst in unseren Breiten für solche Autos genügend Sonnenstunden zusammenkommen. «Doch haben diese Rennwagen mit einem normalen Pkw so viel gemein wie Schumachers Ferrari mit einem Fiat 500.» Trotzdem hält Ruschmeyer solare Mobilität für denkbar einfach umsetzbar und fährt selbst schon seit zehn Jahren mit Sonnenstrom: «Solargeneratoren aufs Dach, ein Kabel zu den Elektrofahrzeugen in der Garage, und schon hat man direkt die Sonne im Tank, genauer gesagt: in den Batterien.»

Selber machen

Auch wenn der Strom aus den Sonnenkollektoren auf dem Dach eines Autos auf absehbare Zeit kaum für dessen alleinigen Betrieb reichen dürfte, können sich Autofahrer die kostenlose Energie vom Himmel mühelos zunutze machen, sagt Thomic Ruschmeyer. Er empfiehlt Sonnenfänger aus dem Kfz-Zubehörhandel, die über Batterieklemmen oder den Zigarettenanzünder angeschlossen werden. Für Preise unter 50 Euro lieferten diese Photovoltaik-Elemente beim Parken genügend Energie, um zum Beispiel bei Saisonfahrzeugen, selten genutzten Oldtimern oder dem Schönwetter-Cabrio das Entladen der Batterie zu verhindern. (dpa/gms)

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