Ex-ZF-Chef Sommer wird Vorstand bei Volkswagen

Ex-ZF-Chef Sommer wird Vorstand bei Volkswagen
Stefan Sommer legt sein Amt als ZF-Chef nieder. © dpa

Stefan Sommer wechselt zu Volkswagen. Der ehemalige Vorstandschef von ZF wird beim weltgrößten Autobauer Einkaufschef werden.

Sommer war nach einem Machtkampf beim Zulieferer ZF ausgeschieden. Bei VW übernimmt er einer VW-Mitteilung vom Montagabend zufolge das Ressort Beschaffung. Sommer folgt auf den langjährigen Einkaufsvorstand Francisco Javier Garcia Sanz, der den Konzern auf eigenen Wunsch verlassen hatte.

Volkswagen teilte weiter mit, der Aufsichtsrat habe Sommer mit Wirkung spätestens zum 1. Januar 2019 für das Ressort bestellt. Der Autobauer schließt damit eine Lücke im Konzernvorstand. Fast alle Vorstandsmitglieder – bis auf zwei – wurden damit erst nach Bekanntwerden des Abgasskandals im September 2015 berufen. Auch Sommer kommt unbelastet nach Wolfsburg. Darüber berichteten auch das «Handelsblatt» sowie «Auto Motor und Sport».

Abschied bei ZF nach Machtkampf

Der 55 Jahre alte promovierte Maschinenbau-Ingenieur hatte im vergangenen Dezember wegen eines Streits über die künftige Ausrichtung des Konzerns mit dem wichtigsten ZF-Eigentümervertreter – dem Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen – bei ZF hingeworfen. Sommer hatte den Chefposten bei dem Autozulieferer im Mai 2012 übernommen.

Jetzt erhält der Manager bei VW nicht nur mehr Macht als sein Vorgänger, auf den Zuliefer-Experten warten auch große Aufgaben: Im vergangenen Oktober war bekanntgeworden, dass Volkswagen die hausinternen Zuliefer- und Komponentenwerke in einer eigenen Sparte bündelt. Darüber hinaus sieht der im April vom neuen Konzernchef Herbert Diess angestoßene Konzernumbau vor, den Einkauf und die Komponentenwerke in der Einheit Beschaffung/Komponente zusammenzufassen. Damit soll der Konzern künftig weniger zentral geführt werden.

Sommer auch für Komponentwerke zuständig

Künftig ist Sommer also nicht nur für die Beschaffung, sondern auch für die Komponentenwerke zuständig. Zu der Sparte zählen weltweit 56 Fabriken etwa für Getriebe, Motoren und Fahrwerkelemente mit rund 80 000 Beschäftigten. Ziel der eigens geschaffenen Sparte ist es früheren Angaben zufolge, das interne Geschäft mit Bauteilen, die auch in Modellen von VW-Töchtern Verwendung finden, auch mit Blick auf die E-Mobilität effizienter zu machen. Ein Verkauf oder Börsengang ist nicht geplant.

Dafür dürfte die EU mit ihren Grenzwerten Sommer zu schaffen machen: Betriebsratschef Bernd Osterloh warnte in der «Wolfsburger Allgemeinen Zeitung», die künftigen CO2-Grenzwerte könnten zahlreiche Arbeitsplätze in der Autoindustrie bedrohen. Bei Volkswagen würde dies vor allem die Komponentenwerke betreffen, wo Motoren oder Getriebe gebaut werden.

CO2-Grenzwerte als Arbeitsplatzgefahr

Laut Vorschlag der EU-Kommission soll der Flottengrenzwert von 95 Gramm CO2 für 2020 weiter gesenkt werden – um 15 Prozent bis 2025 und um 30 Prozent bis 2030. Führende Politiker wollten aber schärfere Bestimmungen von minus 50 Prozent oder minus 75 Prozent bis 2030, kritisierte Osterloh. «Wenn das im Europäischen Parlament so beschlossen wird, dann können wir das Autobauen in Deutschland vergessen.» Das würde den Verlust von Zehntausenden von Arbeitsplätzen in der Autoindustrie bedeuten.

In der Sparte Beschaffung muss sich Sommer etwa mit dem weiter schwelenden Konflikt zwischen dem Wolfsburger Konzern und der bosnischen Unternehmerfamilie Hastor mit deren Zuliefergruppe Prevent herumschlagen. Der neue VW-Einkaufschef muss künftig die Seite wechseln – und selber Druck auf Zulieferunternehmen aufbauen. (dpa)

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