Elektro-Smart: Mit Windenergie zum grünen Image

Marktstart der dritten Generation

Elektro-Smart: Mit Windenergie zum grünen Image
Li-Tec produzierte die Batteriezellen für den Elektro-Smart. © Daimler

Mit dem Elektro-Smart setzt die Daimler-Tochter auf nachhaltige Mobilität. Damit der Kleinstwagen ein Erfolg wird, warten die Schwaben nicht nur mit einem neuen Vertriebsmodell auf, sondern erzeugen auch Strom aus Windenergie.

Von Frank Mertens

Annette Winkler strahlt. Die Smart-Chefin ist sichtlich zufrieden mit dem, was sie in diesen Tagen in Berlin präsentieren kann – den neuen Smart Fortwo Electric Drive. Es ist das erste rein batteriegetriebene Elektroauto eines deutschen Herstellers. Es wird im Spätsommer zu den Händlern rollen.

Bestellt werden kann er aber schon jetzt – und dafür hat die Daimler-Tochter ein neues Vertriebsmodell entworfen: es läuft unter dem Namen Sales&Care. Dahinter verbirgt sich nichts anderes, als dass die neueste Generation des Elektro-Smarts mit oder ohne Batterie gekauft, geleast oder finanziert werden kann. Für den Kunden bedeutet das, dass er für das Coupé 18.990 Euro und für das Cabrio 22.000 Euro bezahlen muss, wenn er sich denn dafür entscheidet, die Batterie für monatlich 65 Euro zusätzlich zu mieten. Hat er keine Lust auf die Batterie-Miete, erhöht sich der Kaufkreis beim Coupé auf 23.6680 Euro und beim Cabrio auf 26.770 Euro.

Batteriemiete für Smart-Kunden die bessere Wahl

Alternativen zu haben, ist immer gut. Doch wer sich beide Angebote anschaut, für den wird es letztlich nur eine Entscheidung geben: die Variante mit Mietgebühr nämlich. Denn nur damit erhalten Kunden eine fest definierte Kapazität für der Batterie über die gesamte Lebensdauer garantiert.

Veranschlagt ist sie mit zehn Jahren beziehungsweise eine Laufleistung von 10.000 Kilometer und einer Mindestkapazität von 80 Prozent des Akkus. Wer dann Probleme mit der Batterie bekommt, kein Problem – sie wird kostenlos bei jedem Händler getauscht. Wer sich indes für den Kauf entscheidet, der hat nach Ende der gesetzlichen zweijährigen Garantiezeit Pech gehabt.

Smart Fortwo Electric Drive
Im Kombinstrument wird die Batteriespannung angezeigt Daimler

Der Preis von mindestens rund 19.000 Euro für den Elektro-Smart ist zwar kein Schnäppchen, doch Winkler verweist dabei auf die Konkurrenzmodelle und kann dann gelassen feststellen, dass man derzeit ein preiswertes Premium-Elektroauto auf dem Markt nicht finden würde. Vor allem aber, so Winkler, könne sich Elektromobilität bereits heute schon rechnen. „Denn die Energiekosten des Smart Fortwo Elctric Drive liegen je nach Land bis zu 70 Prozent unter denen eines konventionell angetriebenen Fahrzeugs.“ Zudem kämen in einigen Ländern auch noch Steuervergünstigungen und Förderprogramme hinzu.

Elektromobilität hinter Erwartungen zurück

So gibt es in Deutschland zwar eine zehnjährige Befreiung von Elektroautos von der der Kfz-Steuer, aber Kaufprämien wie beispielsweise in Frankreich, wo der Staat 5000 Euro zahlt, gibt es in Deutschland nicht. Und sie wird es auch nicht geben, wie Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) am Mittwoch bei der Vorstellung des dritten Berichts der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) wiederholte.

Für den FDP-Politiker sei das Ziel von einer Millionen Elektroautos bis zum Jahr 2020 auch ohne derartige Kaufprämien erreichbar. Das wird in dem NPE-Bericht indes anders gesehen: er geht bei gleichbleibenden Rahmenbedingungen von maximal 600.000 Fahrzeugen aus. Eine Zahl, die Experten wie Ferdinand Dudenhöffer für deutlich zu optimistisch erachten. Der Leiter des Car Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen hält eine Zahl von 100.000 E-Autos für realistisch.

Doch für Smart zählt das Hier und Jetzt – und in der Jetztzeit rechnet die Daimler-Tochter mit einem fünfstelligen Absatz ihres im lothringischen Hambach gebauten neuen Elektro-Smarts. Genauer mag Winkler mit Blick auf den Absatz nicht werden. Also muss man mutmaßen und die Nebensätze interpretieren, dass man bei den Stuttgartern im ersten vollen Produktionsjahr mit einem Absatz knapp über 10.000 Einheiten zufrieden wäre.

145 Kilometer Reichweite im Elektro-Smart

Damit der Smart ein Erfolg wird, dafür hat das Unternehmen eine Menge getan. Vor allem technisch. Denn hier hat der Elektroflitzer deutlich zugelegt. Und deutlich meint deutlich. So beschleunigt der 75 PS starke Elektromotor nunmehr in 4,8 Sekunden auf Tempo 60 km/h. Und das ist in Kombination mit dem maximalen Drehmoment von 130 Nm für den Stadtverkehr durchaus flott. Temp0 100 wird in 11,5 Sekunden erreicht, beim Vorgängermodell waren es genau 26,75 Sekunden.

Der Smart Fortwo Electric Drive
Das Heck des Elektro-Smart Daimler

Eine derartige Steigerung ist eine Ansage. Bei der Spitzengeschwindigkeit legte die neue E-Smart-Generation von 100 auf 125 km/h zu. Zugelegt hat der Smart auch bei der Reichweite, auch wenn dieses Thema für den Kunden eigentlich nicht mehr die ursprüngliche Relevanz besitzt, wie Volker Störkmann sagt, der Entwicklungsleiter des E-Smart. Schließlich fahren die Kunden täglich durchschnittlich nur rund 40 Kilometer. Dennoch wuchs bei der dritten Generation die Reichweite von 120 auf 145 Kilometer an, bevor die 175 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Akkus mit einer Kapazität von 17,6 kWh wieder an die Steckdose müssen. Dort können sie in sieben Stunden wieder aufgeladen werden. Wer über einen Schnellladestation mit Starkstrom verfügt, kann das auch in einer Stunde erledigen.

CO2-neutrale Mobilität

Da Elektromobilität nur dann Sinn macht, wenn dafür auch grüner Strom verwendet wird, sorgt die Daimler-Tochter dafür, dass die in Deutschland verkauften E-Smarts CO2-neutral unterwegs sein können. Dafür hat Daimler eine Windkraftanlage erworben, die mit einer Nennleistung von 2,3 Megawatt im Jahr so viel grünen Strom liefert, wie für den Betrieb von zunächst 2500 Elektro-Smart benötigt werden.

Ein guter Ansatz, auch wenn hier nicht die Grundlast für den Bedarf der Elektroautos gewährleistet ist. So begrüßenswert ein solcher Schritt ist, ändert er nichts an dem Grundproblem, dass derzeit zwar viel Energie aus Wind und Sonne erzeugt wird, der Überschuss aber nicht zwischen gespeichert werden. Aber vielleicht ermöglicht es die vierte Generation des E-Smarts, dass seine Batterien als Zwischenspeicher fungieren können.

Annette Winkler Daimler

Aber zumindest geht der Schritt bei Smart hier in die richtige Richtung, auch mit Blick auf die Vernetzung der unterschiedlichen Verkehrsträger. So erfreut sich das Charsharing-Projekt Car2Go bei den Kunden zunehmender Beliebtheit und noch in diesem Jahr soll nach Amsterdam und San Diego in Stuttgart die dritte rein elektrisch betriebe Flotte mit 500 Fahrzeugen an den Start gehen. Zudem bringt Smart gerade auch ein E-Bike auf den Markt und ab 2014 wird dann ein E-Roller folgen.

Wie Annette Winkler sagt, komme man in den Niederlanden und in San Diego mit bisher über eine Million elektrisch gefahrene Kilometer. „Vergleicht man das mit dem durchschnittlichen CO2-Ausstoß eines Fahrzeuges, kommt man auf eine CO2-Ersparnis von etwa 200 Tonnen“, stellt Annette Winkler strahlend fest. Und auch hierüber ist ihr die Zufriedenheit deutlich anzumerken.

Keine Beiträge vorhanden