Skoda setzt mit Vision E ein Statement

Fünf E-Autos bis 2025

Skoda setzt mit Vision E ein Statement
Der Skoda Vision E © Skoda

Skoda setzt perspektivisch auf die Elektromobilität und wird bis 2025 fünf reine E-Autos auf den Markt bringen. Ende 2019 wird das Flaggschiff Superb als erstes Modell der VW-Tochter mit Plug-in-Hybrid ausgestattet.

Skoda wird bis zum Jahr 2025 fünf reine Elektromodelle in verschiedenen Größen und in zwei Jahren eine Plug-In-Version des Flaggschiffs Superb im Programm haben. Einen ersten Vorgeschmack liefert die Studie Skoda Vision E, die im April auf der chinesischen Automesse in Shanghai Premiere feiert und wesentliche Elemente eines noch namenlosen künftigen Serienmodells verrät.

Der erste Stromer mit Skoda-Logo soll in dreieinhalb Jahren serienreif sein, vier weitere werden bis 2025 folgen. Und schon dieser erste Tscheche seiner Art, der jetzt hinter verschlossenen Türen die Hüllen fallen ließ, hat es in sich. Keine Limousine wie bei VW, Opel oder BMW. Skoda startet mit einem wuchtigen Coupé im SUV-Format. Im Moment ist der Vision E genannte Fünftürer wie allerorten üblich eine sogenannte Konzept-Studie. „Aber durchaus seriennah“, sagt Skoda-Chef Bernhard Maier und meint damit nicht nur wesentliche Details des Karosseriekleides.

Ein Statement

Technisch ist der 4,65 Meter lange und immerhin 1,92 Meter breite Neuling ein von Skoda bislang nicht gekanntes Statement: Zwei E-Motoren mit zusammen 225 kW/306 PS sind für 180 km/h gut, versorgen beide Achsen und machen den Vision E so zum Allradler. Die Batterie reicht für rund 500 Kilomater nach geltender Norm, sagt Entwicklungschef Christian Strube, was in der Praxis immerhin an 400 Kilometer heranreichen könnte. Das Laden auf 80 Prozent der Akku-Kapazität dauert an starken Stromzapfsäulen etwa 30 Minuten. Werte, die man von Tesla her kennt. Natürlich basiert auch der Skoda auf der neuen Plattform, die im VW-Konzern MEB (Modularer-Elektrifizierungs-Baukasten) genannt wird. Mit der kleineren Limousine VW I.D. und dem I.D. Buzz, einer Neuinterpretation der berühmten Bulli, hat der Mutterkonzern inzwischen zwei Studien aus dem Baukasten vorgestellt.

Jetzt darf also auch Skoda zeigen, wo es lang geht im größten Autokonzern der Welt. Natürlich wird der Vision E, der dann einen „richtigen“ Namen bekommt, auch teilweise ohne Zutun des Fahrers unterwegs sein können. Das bedeutet: Der Mensch sitzt hinterm Lenkrad, das Auto entlastet ihn zum Beispiel auf Autobahnen von Aufgaben wie Blinken mit Spurwechsel oder Spurhalten. Nach einer Vorwarnzeit muss der Fahrer allerdings wieder die Verantwortung übernehmen. Zum Einparken kann er aussteigen und sein bestes rollendes Stück per App in die Lücke dirigieren, die der Bordrechner vorher gefunden hat. Natürlich sind auch diverse Kameras und Sensoren an Bord, die das Geschehen rund ums Auto stets im virtuellen Auge haben.

Langer Radstand

Das alles kann der künftige Kunde in einer entspannten Atmosphäre genießen. Durch den langen Radstand des Vision E (2,85 Meter) und extrem kurze Überhänge vorn und hinten ist mehr Platz im Innenraum, als es heutige, gleichlange Autos bieten können. Die hohe Sitzposition wie in einem herkömmlichen SUV sorgt für perfekte Rundumsicht, der flache Unterboden und eine kurze Mittelkonsole beenden das Gefühl, dass die beiden Frontinsassen gleichsam „eingemauert“ sind und sorgen für ein luftiges zwischenmenschliches Miteinander. Knöpfe und Schalter sind fast völlig verschwunden, alles wird auf einem zentralen Monitor gesteuert, der natürlich per Internet auch für eine ständige Verbindung mit der Außenwelt sorgt.

Ob es das mutige Design des Vision E in dieser Form in die Serie schafft, ist fraglich. Sicher werden die Räder etwas kleiner als bei der Studie. Aber die Grundzüge der Karosserie sollen so verwirklicht werden: Die recht hohe Gürtellinie, die gen Achtern eine Art Heckspoiler unter der flachen Rückscheibe bildet, betont das Coupé-Feeling. Typische Skoda-Attribute wie der speziell gestylte Kühlergrill bleiben als massive Skulptur erhalten, auch wenn sie keine technische Funktion als Lufteinlass für einen Verbrennungsmotor mehr haben. Schließlich soll auch das Skoda der nahen Zukunft als solcher zu erkennen sein. Ähnliches gilt für die Heckleuchten, die auch künftig in „C“-Form erstrahlen.

Maier verrät noch nicht viel

Welche Fahrzeug-Gattungen bis Mitte des nächsten Jahrzehnts noch elektrifiziert werden, verrät Skoda-Chef Bernhard Maier natürlich zum heutigen Zeitpunkt noch nicht. Naheliegend ist, dass es eine Limousine und einen Kombi mit großem Ladeabteil geben wird, schließlich ist das überdurchschnittliche Raumangebot seit Jahren die große Stärke der Konzernmarke mit Ost-Vergangenheit.

Rätselhaft bleibt, warum der Einstieg in die elektrische Welt mit einem Plug-In-Hybrid erst in zwei Jahren beim großen Superb über die Bühne geht. Schließlich gibt es die Technik mit zwei Motoren (Benziner plus Elektromotor) und einer Batterie, die auch an der Steckdose geladen werden kann, im Konzern schon länger. Das räumt auch ein hochrangiger Skoda-Manager ein, erklärt aber hinter vorgehaltener Hand: „Wir warten halt, bis die Batterien leistungsfähiger sind und damit eine höhere elektrische Reichweite schaffen als zum Beispiel der heutige VW Passat GTE“. So soll der Superb mit Plug-In durchaus mehr als 50 Kilometer weit stromern können, ehe der gute alte Benziner wieder helfend eingreifen muss. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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