Mit dem „Azubi-Car“ verwirklichen Škoda-Lehrlinge, wie sie Auto und Zukunft sehen. Herausgekommen ist Work-Life-Balance für digitale Nomaden.
So ungelenk und schräg die Wortschöpfung „Azubi-Car“ auch daherkommen mag, so verblüffend und originell waren die bislang acht Schöpfungen der Škoda-Lehrlinge in den vergangenen Jahren. Und auch diesmal bewiesen die Jugendlichen sowie ihre Lehrerinnen und Lehrer, dass sie die Erfordernisse der Zeit erkannt haben. Das Modell „Roadiaq“ soll die perfekte Synthese für eine mobile Work-Life-Balance mit Netzanschluss sein.
Ebenso wie Azubi-Car ist die Modell-Bezeichnung ein Kunstwort, und zwar aus dem englischen Begriff für Straße und der Endung des Modells Enyaq, das die technische Basis für die Neuschöpfung darstellt. Ein stark ausgewölbtes, bis über zwei Meter Höhe ragendes Dach mit aufklappbarem Oberlicht, eine komplett neue Heckklappe, dazu montierbare Zeltbahnen und diverse Utensilien zur autarken Lebensgestaltung im Freien sind auffälligsten Merkmale dieses Camper-Umbaus. Kaufen kann man das Einzelstück, zu dem noch ein Radträger für die Anhängerkupplung nebst Mountainbike gehört, freilich nicht.
Im Azubi-Car stecken 2000 Arbeitsstunden
Insgesamt 29 Auszubildende haben an der Konzeption und dem Umbau mitgewirkt, dazu die Mitarbeiter einiger Fachfirmen aus dem Bereich Innenausbau von Camping-Mobilen. Im Frühsommer 2022 entstanden die ersten Skizzen für den Roadiaq, ab August wurden etwa 2000 Arbeitsstunden in die Realisierung investiert. In der Vorbereitung kam es zur Entdeckung eines unerwarteten Talents: Agáta Fraňková, eigentlich als Lackiererin bei Škoda beschäftigt und im zweiten Ausbildungsjahr, überraschte ihre Lehrkräfte mit fantasievollen Zeichnungen und Styling-Entwürfen. Oliver Stefani, Leiter Škoda Design, wurde auf die 16-jährige aufmerksam und bot ihr ein zusätzliches Praktikum in der Designabteilung an. Das hatte es seit Beginn des Azubi-Car-Projekts noch nie gegeben.
Da es sich um das erste rein elektrische, also lokal emissionsfrei fahrende Azubi-Car handelt, wurde beim Ausbau besonderer Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Ausschließlich recycelte Textilien kamen zum Einsatz, ebenso mobile Solarpaneele zum Laden der Zusatzbatterie. Laut Škoda entstand so ein multifunktionales Camping- und Mobile-Office-Fahrzeug, das „digitale Nomaden zum Arbeiten, Reisen oder einfach zum Entspannen nutzen können“.
Michael Oeljeklaus, bei Škoda Vorstand für Produktion und Logistik sieht das Azubi-Car-Projekt als wichtigen Faktor innerhalb der Unternehmenskultur. Es verkörpere die Liebe zum Detail, intensive Teamarbeit und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen. „Wir schätzen originelle, clevere Ideen und ermöglichen ihre Verwirklichung“.
Für die Abenteuerlust moderner Entdecker
Die permanente Internetverbindung gehört zu den zentralen Ausstattungsmerkmalen des Roadiaqs, ein beweglicher 27-Zoll-Monitor nebst Keyboard ist an der Beifahrerseite der Innenmöblierung angebracht, wo auch diverse verschließbare Ablagefächer notwendige Kleinteile aufnehmen. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich die Sitz- und Liegegelegenheit, die mit wenigen Handgriffen zu einem Bett umgebaut werden kann. Dazu ist die linke hintere Tür des ehemaligen Enyaq-SUVs permanent verschlossen und der äußere Türgriff abmontiert. Ein elektrischer Kocher und ein Tank für den Wasservorrat passen nach Ansicht der Erbauer „perfekt zur Abenteuerlust moderner Entdecker“.
Zwar gibt es bisher keine Straßenzulassung für den Wagen, Probefahrten in sicherem Terrain sind aber möglich. Das Ergebnis: Die Umbauten schränken die Handhabung des E-Fahrzeugs in keiner Weise ein, sämtliche Auf- und Einbauten sind bequem zu verstauen und transportabel. Bei der Verwendung des Fahrradträgers am Heck müsste lediglich die serienmäßige Notbremsfunktion des Autos überlistet werden, damit beim Rangieren und Rückwärtsfahren nicht ein vermeintliches Hindernis erkannt und abrupt gestoppt wird.
Letztlich zeigt der Roadiaq aber auch, wie unbefangen junge Menschen seit der durch die coronabedingte Zunahme von Home-Office-Tätigkeit mit der Entgrenzung von beruflichen und privaten Lebens-Sphären umgehen.